Mit einem entschlossenen Einsatz hat die Polizei in Köln erreicht, eine Eskalation wie im Vorjahr zu verhindern. 1500 Beamte waren im Einsatz, später kam Verstärkung hinzu. Bei 650 Personen wurde die Identität überprüft. Der Grund für die verstärkte Präsenz und die Ausweiskontrollen: Im Lauf des Abends waren knapp 2000 Nordafrikaner in der Hauptbahnhofgegend zusammengekommen - genau jene Gruppe, von der im Vorjahr die vielen Übergriffe auf Frauen, Gewalttaten und Diebstahl-Delikte ausgingen.
Seit dem Neujahrstag wird der Einsatz nun diskutiert. Neben viel Zuspruch, bemängeln Gegner „racial profiling“ durch die Polizei. Der Vorwurf: Die Polizei wählt nach Hautfarbe aus, wen sie kontrolliert.
Grünen-Chefin Simone Peter sagte der "Rheinischen Post", zwar habe das Polizei-Großaufgebot Übergriffe deutlich begrenzt. "Allerdings stellt sich die Frage nach der Verhältnis- und Rechtmäßigkeit, wenn insgesamt knapp 1000 Personen allein aufgrund ihres Aussehens überprüft und teilweise festgesetzt wurden."
Auch der migrationspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, äußerte sich skeptisch: "Polizeiliche Maßnahmen müssen durch Gefahrenlagen oder das Verhalten einer Person begründet sein, nicht in ihrer Identität. Alles andere verstieße gegen die Antirassismus-Konvention der Vereinten Nationen." Bevor er aber nicht von jeder Seite ihre Version des Vorgangs kenne, wolle er sich nicht über die Kölner Polizei äußern.
Auch an einem Tweet stoßen sich Internet-Nutzer in sozialen Netzwerken. Die Polizei hat die Nordafrikaner darin als „Nafris“ bezeichnet.
Für den ehemaligen Piraten und jetzigen SPD-Mann Christopher Lauer ein Unding! Er hält den Ausdruck für „entmenschlichend“. Für Grünen-Frau Simone Peter ist die Bezeichnung „rassistisch“.
Die Polizei hat sich inzwischen für den Ausdruck „Nafri“ entschuldigt, Art und Umfang des Einsatzes aber als notwendig verteidigt. "Den Begriff finde ich sehr unglücklich verwendet hier in der Situation", sagte Polizeichef Mathies im WDR. "Das bedauere ich außerordentlich." Die Bezeichnung werde als "Arbeitsbegriff" innerhalb der Polizei verwendet.
Massive Rückendeckung bekommt die Polizei durch den Studioleiter des WDR-Hörfunks in Köln, Lothar Lenz. Er spricht in einem Kommentar von einer „Schande“ für die Stadt, welche die Polizei im Vorjahr zulassen musste. „Was lag also näher als mit großem Besteck an den Hauptbahnhof zu kommen.“ Für den WDR-Mann ist klar: „Das Herz der Domstadt durfte nicht nochmal zum rechtsfreien Raum werden.“
Angesichts der vielen Nordafrikaner am Bahnhof, hält Lenz den großen Einsatz für „bitternötig“. Denn: „Da waren sie wieder, die gewaltgeilen Männerhorden, aber diesmal wartete zum Glück genug Polizei.“
Deshalb ist es verfehlt, Beamte als rassistisch zu beurteilen. Die Kölner Polizei hat angemessen und richtig gehandelt. Sie war zur Stelle und hat durchgegriffen.
Auch von Publizist Hugo Müller-Vogg sowie aus SPD und Union gab es viel Zuspruch für die Polizei.
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