Simone Peter sieht sich seit Tagen heftiger Kritik ausgesetzt. Die Grünen-Chefin hatte den Silvestereinsatz der Polizei in Köln in die Nähe von Rassismus gerückt und die Verwendung des Begriffs „Nafri“ als „entmenschlichend“ gebrandmarkt. Als der Gegenwind wegen dieser Einschätzungen zu heftig wurde, sich auch Co-Grünen-Chef Cem Özdemir davon distanzierte, sah sich Peter zu einer Relativierung gezwungen – die für sie alles noch schlimmer machte.
Simone Peter schrieb auf Facebook:
Dass die Menschen in Köln in diesem Jahr friedlicher feiern konnten und sich die Übergriffe des letzten Jahres nicht wiederholten, ist auch der gut vorbereiteten Polizei zu verdanken. Es ist besorgniserregend wenn dennoch – wie im vergangen Jahr – verabredete Gruppen aggressiv auftreten. Es war richtig hier schnell und präventiv zu reagieren und die Sicherheit aller Menschen in Köln zu gewährleisten. Dafür danke ich den Beamtinnen und Beamten. Genauso ist es richtig vom Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies, dass er die Verwendung der Bezeichnung «Nafris» hinterfragt und damit zeigt, dass er sich der Risiken von Racial Profiling bewusst ist. Polizeiliche Maßnahmen müssen durch Gefahrenlagen oder das Verhalten einer Person begründet sein, nicht in ihrer Herkunft oder Identität. Klar ist, dass die Polzei umsichtig gehandelt hat, wenn sie schnell und konsequent verabredete Gruppen an erneuten Gewaltausbrüchen gehindert hat.
Darauf antwortete ihr der Polizeibeamte Michael Craciun:
Sehr geehrte Frau Peter, ich bin seit fast 43 Jahren Polizeibeamter und kenne das Gefühl, an Feiertagen wie Weihnachten und Silvester nicht bei seinen Freunden oder seiner Familie zu sein. Ich weiß nicht, ob Sie das auch kennen oder das Gefühl den Kopf für andere hinzuhalten. Egal, das erwarte ich auch nicht von Ihnen. Was ich aber von Ihnen erwarte ist ein Mindestmaß an Respekt für Menschen, die sich für unsere Gesellschaft einsetzen. Kein Politiker hat bis jetzt Anstoß daran genommen, dass die Begriffe "Schupo", "Kripo", "BePo" oder "BUPO" als Abkürzung für Schutzpolizei, Kriminalpolizei, Bereitschaftpolizei oder Bundespolizei benutzt wurden. Wenn jetzt Nordafrikaner in einem Twittertweet als "Nafri" bezeichnet werden, die am HBF (übrigens Hauptbahnhof) in großen Gruppen aufgetreten sind, ist Ihre Empörung so groß, dass Sie sie gleich öffentlich äußern müssen. Vielleicht sollten Sie sich auch einmal vor Ort aufhalten und Nachtschichten (auch Silvester) mit der Polizei verbringen, um zu begreifen, dass wir unter Beachtung des geltenden Rechts die Gesellschaft schützen und, dass andere, in diesem Fall auch Nafris, die Bedrohung darstellen, vor der wir die Gesellschaft zu schützen versuchen. Dafür schlicht zu danken, anstatt nach dem vermeintlichen Fehler zu suchen hat Größe. Gern können Sie mich (auch per PN) kontaktieren, wenn Sie sich dazu äußern möchten.
Ebenso hatte die Frau eines Polizeibeamten kommentiert (und weitaus Likes als der Ursrpungsbeitrag von Peter erhalten):
Sehr geehrte Frau Peter,
als Frau eines der Kölner Polizeibeamten kann ich meine Wut über Ihre Aussage kaum zügeln. Wen hätten die betroffenen Beamten Ihrer Meinung nach kontrollieren sollen? Grauhaarige Senioren? Junge Frauen? Familien mit Kindern? Mein Mann kam gestern Morgen nach 15 Stunden Dienst vollkommen erschöpft und durchgefroren nach Hause. Er war so durchgefroren, dass erst gar nicht einschlafen konnte. Er und seine Kollegen schieben jeder hunderte Überstunden vor sich her und wir als Familien tragen dies mit. Während Sie sicherlich eine schöne Silvesternacht gehabt haben, stand mein Mann bei eisiger Kälte in Köln und hat nach bestem Wissen und Gewissen alles Nötige getan, um den Menschen ein friedliches Feiern zu ermöglichen! Ich bin entsetzt über Ihre Aussage! Und ich bin gleichzeitig dankbar für all die positiven Feedbacks bzgl. der Arbeit der Kölner Polizei. Das tut den Jungs und Mädels gut, die tagtäglich den Kopf hinhalten müssen für alle möglichen Anfeindungen. Sie sollten sich schämen. Unglaublich.
Roman Diehl schrieb:
Toller Kommentar Frau Peter! Leider haben Sie mit Ihrer unqualifizierten, respektlosen und auch weltfremden Äußerungen zum Polizeieinsatz in Köln eine absolut unnötige Debatte ausgelöst, die für mich nur einen Schluß zulässt: Sie und ihre Partei haben die Realitäten in Deutschland vollständig aus den Augen verloren. Ich bin sprachlos über so viel Dummheit, Naivität und Staatsverachtung!
Heike S. Rogg meinte:
Frau Peter, man kann sich nur noch für Sie schämen. Erst machen sie die Einsatzkräfte madig und kaum verspüren Sie den massiven Gegenwind der Bürger, die den Einsatz von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften noch zu schätzen wissen, wollen Sie Ihre Aussage relativieren. Es ist kein Rassismus, wenn die Polizei vorwiegend ganze Gruppen von Nordafrikanern kontrolliert, denn diese wollten bestimmt nicht Ihre Vorstellung eines integrativen Ringelreihen tanzen. Was hätten Sie eigentlich gesagt, wenn die ganze Aktion zwar im Rahmen Ihrer Vorstellung von politischer Korrektheit entgleist wäre? Dann wären doch Sie die erste gewesen, die über die Unfähigkeit der Exekutive geschrien hätte.
6 Kommentare