"Es ist der schlimmste Fall meines Lebens", sagt ein deutscher Rechtsanwalt unter Tränen. Jeremias Mameghani vertritt einen syrischen Flüchtling, der seit zwei Jahren in Ratingen lebt.
Der 31-jährige Familienvater Salah S. flüchtete 2015 erst über das Mittelmeer und dann über die Balkanroute nach Deutschland. Seine schwangere Frau und seine kleine Tochter ließ er bei Verwandten in der Türkei - in der Hoffnung sie nachholen zu können. Doch der Familiennachzug wird in Deutschland bei subsidiärem Schutz nicht genehmigt.
Bei dem Versuch mit einem Schlauchboot über das Mittelmeer nach Europa zu flüchten kamen die Frau, die dreijährige Tochter und das Baby jetzt auf tragische Weise ums Leben. Für die Leichenüberführung nach Syrien soll der Flüchtling 2000 Euro zahlen - die er nicht hat.
Anwalt sammelt Spenden für Leichenüberführung
Aus diesem Grund startete der Anwalt eine Spendenaktion im Internet. 2300 Euro wurden auf diesem Weg schon gesammelt. Den überschüssigen Betrag spendet der Anwalt an eine Organisation, die auf dem Mittelmeer Leben rettet.
"Ich bin einfach nur entsetzt, traurig und wütend", zitiert 2Spiegel Online" den Juristen.
Vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht lief ein Klageverfahren, dass Salah S. in Deutschland Asyl gewährt wird. Dann hätte er seine Familie nachholen können. "Er hat beste Chancen", so der Anwalt. Doch die Familie hatte so sehr unter der Trennung gelitten, dass sie die Zeit nicht abwarten konnte.
Schlauchboot kentert vor der türkischen Küste
Salah S. selbst hatte kein Visum, um in die Türkei zurückzukehren. Bis vor kurzem hatte er noch jeden Monat 300 Euro an seine Verwandten geschickt, damit sie sich um seine Familie kümmern können. Weil der Familienvater jedoch seinen Minijob verlor, war das nicht mehr möglich. Und so entschied sich die Frau mit ihren Kleinkindern die lebensgefährliche Überfahrt anzutreten.
Das Schlauchboot mit 22 Passagieren an Bord kenterte vor der türkischen Südwestküste, elf Flüchtlinge starben, darunter fünf Kinder.
Kritik an Asylrecht
Salah erfuhr vom Tod seiner Familie, als er seine Frau am Handy anrief und jemand anderes abnahm. Die Leichen wurden bereits in einem türkischen Krankenhaus identifiziert. Der trauernde Familienvater kann nicht einmal bei der Beisetzung dabei sein.
Das Drama um die syrische Flüchtlingsfamilie nimmt Anwalt Jeremias Mameghani zum Anlass, Kritik am deutschen Asylrecht zu üben. Der bis 2018 ausgesetzte Familiennachzug beim subsidiären Schutz halte niemanden von einer Flucht ab. Das belege die Geschichte auf tragischste Weise.
4 Kommentare