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Bergausflug mit dem Cliffhanger-Double

Bergausflug mit dem Cliffhanger-Double

Heiner Sieger
29.06.2014, 22:13 Uhr
Beitrag von Heiner Sieger

Von der Überraschung ahnen wir noch nichts, als uns Paolo D’Amico am Morgen mit seinem Landrover zur vereinbarten Klettertour im Hotel abholt. Der Bergführer und Skiguide ist in seinem Heimatort Cortina d’Ampezzo eine kleine Berühmtheit, aber kein Prominenter. Doch er begleitet immer wieder Prominente - aber auch normale Gäste - in Cortina auf abwechslungsreiche Ski- und Wandertouren. Kein Wunder, kaum einer kennt die Berge und Hänge der Ampezzaner Dolomiten so gut wie er. Und die haben schließlich Einiges zu bieten, was man als Urlauber, der zum ersten Mal hierher kommt, nicht so schnell entdeckt.

Wir fahren Richtung Toblach und Paolo parkt den Wagen am Waldparkplatz des Lido Capo Verde, nur wenige Kilometer nördlich von Cortina. Begleitet von der schon kräftig wärmenden Morgensonne starten wir von hier aus unsere Wanderung durch den Naturpark. Wir folgen dem Wanderweg Nr. 10, einer alten Militärstraße aus dem 1. Weltkrieg, der einem hier noch auf Schritt und Tritt begegnen kann. Auf den Schildern steht „Cascate di Fanes“ – und jetzt kann Paolo auch nicht mehr verheimlichen, wo wir hinwollen: zu den Wasserfällen des Flusses Fanes. Wunderbar, ein Wasserfall ist allemal eine Wanderung wert!

Wie dicht wir später an die Wasserfälle herankommen, behält Paolo derweil noch für sich. Stattdessen erzählt er uns von seiner Zeit als Leistungssportler auf Skiern und dem Gewinn der italienischen Meisterschaft im Zweierbob. Außerdem hat er als Double bei den Dreharbeiten zahlreicher Bergfilme mitgewirkt, der bekannteste darunter ist der Film „Cliffhanger“ mit Sylvester Stallone. „Kaum zu glauben, aber der Hollywood-Schauspieler war ein richtiger Angsthase. Der hat keine drei Schritte auf den Berg gemacht, ohne sich doublen zu lassen“, erinnert sich Paolo.

Der Travenanzes-Fluss bildete eine wunderschöne Gebirgs-Lagune
Währenddessen überqueren wir den gletscherblau schimmernden Travenanzes-Fluss, der friedlich durch das breite Kies-Sandbett fließt. „Das ist unsere Gebirgs-Lagune, ein wunderschönes Platz für ein Picknick auf dem Rückweg aus den Bergen“, empfiehlt uns Paolo. Immer wieder halten wir zum Fotografieren an, weil sich das zauberhaft-frische Grün der Wälder harmonisch mit der spektakulär-steilen Südwand des Tae`und dem schönen Kalkstein des Col Bechei mischt – hinter jeder Kurve entzückt ein neues Panorama. Nach einer guten Stunde leichten, aber ständigen Anstiegs erreichen wir die beeindruckende „Ponte Alto“ (hohe Brücke), die fast 100 Meter über die schwindelerregende Schlucht führt, die der Wildbach hier oben geschnitten hat.

Kurz dahinter liegt ein kleiner Picknickplatz an dem auch wir uns kurz stärken. Derweil zieht Paolo drei Kletterausrüstungen und drei Bergsteiger-Helme aus seinem Rucksack. Neben uns zieht sich gerade eine italienische Familie mit zwei Kindern die Klettergeschirre an. „Keine Sorge“ sagt Paolo. „Diesen Klettersteig schaffen sogar Kinder ab acht Jahren. Man muss ich nur hin und wieder aus Sicherheitsgründen mit dem Karabinerhaken ans Drahtseil einklinken.“ Na, dann mal los! Mit einem kleinen Grimmen im Bauch machen wir uns auf die Via Ferrata Giovanni Barbara.

Klammern und Drahtseile sichern den kurzen aber spektakulären Klettersteig

Kaum biegen wir vom Picknick-Platz um die Ecke, wird der Weg auch schon sehr schmal. Wie ein langgezogenes Band zieht er sich am Felsen entlang - zur anderen Seite lauert die Schlucht. Trotz Sicherung – Ausrutschen sollte man hier lieber nicht. Unvermittelt folgt ein noch schmalerer Felsdurchstieg nach unten. Hinter dem nächsten Felsen wird das bislang schon deutlich zu hörende Rauschen dann zu einem ausgewachsenen Donnern: da liegt er vor uns, der imposante Cascata del Fanes, der wie ein breiter Teppich von mehr als 30 Meter über uns in die Tiefe fällt. Die Überraschung sehen wir dann auch gleich: Der Wasserfall muss spektakulär hinterrücks durchgangen werden. Ein Riesen-Spaß! Dies ist der Höhepunkt des Ausflugs und das kraftvolle Getöse und Gespritze des Wassers bringt die Macht und Schönheit der Natur rundherum noch mehr zur Geltung.

Über ein schmales Brücklein führt der Wanderweg dann vor dem Wasserfall vorbei und über einen mit Klammern und Drahtseilen gesicherten Abstieg fast bis auf den Grund der Schlucht. Auch hier heißt es noch mal richtig durchatmen – aber mit der nötigen Vorsicht und Ruhe wird auch das letzte Anspruchsvolle Stück gemeistert. Der weitere Weg führt dann über die kleine Via Ferrata Lucio Delaiti wieder herauf zum Hauptweg. Auch dieser Teil ist nicht wirklich schwierig und mit ein wenig Kitzel schön und unterhaltsam zu gehen.

Am Ende der Tour nimmt uns Paolo in seinem Landrover noch ein paar Kurven weiter mit zur schlichten Alm Malga Ra Stua. Auf die Kuhweiden hier oben treiben die Hirten schon seit Jahrtausenden im Sommer ihr Vieh. Natürlich müssen wir auf die gelungene Begehung der Ferrata noch einen Cappuccino nehmen, daran lässt Paolo jedenfalls keinen Zweifel: „Wir Italiener müssen immer die Lebensqualität hoch halten“. Ohnehin ließe einen jede Widerrede als Banause da stehen. Wer einem Italiener die Einladung zu einem Cappuccino oder Espresso abschlägt, ist nichts als ein Frevler.

Info:
Buchung Paolo D’Amico (+39 347 2384819)
Zur Region: www.cortina.dolomiti.org

Die Recherchen wurden unterstützt durch das Tourismusamt von Cortina d'Ampezzo.

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