Alles über Schrauben
Vorwort
Lange habe ich überlegt, in welcher der vorgeschlagenen Rubriken ich meinen Themenbeitrag unterbringen könnte. Schließlich habe ich mich entschlossen, ihn bei 'Kultur' einzuordnen – obwohl ich noch immer Zweifel hege, ob ich damit richtig gehandelt habe. Wegen der von mir durchaus beabsichtigten mangelnden Ernsthaftigkeit des Geschriebenen hätte ich die Kategorie 'Humor' bevorzugt – doch die suchte ich vergeblich. Sei's drum, so ganz abwegig scheint mir meine zweite Wahl nicht zu sein, denn wer wollte bestreiten, dass die Schraube ein nicht unwesentlicher Bestandteil der menschelichen Kultur ist? Also: Gewagt – getan !
Die Wize-Life-Schraube, die uns seit neuestem nervt, hat mich auf 'ne Idee gebracht. Nicht, dass Ihr etwa denkt, ich hätte auch 'ne Schraube locker, wie es bei einigen hier der Fall zu sein scheint. Nein, bei mir sitzt noch alles ziemlich fest - manches sogar zu fest, denn es heißt doch: Immer locker bleiben! Aber das ist ein Thema für sich!
Bei mir hier soll sich also alles um Schrauben drehen. Dazu sind sie ja schließlich da – ich meine, darin liegt ihre Bestimmung, dass man an ihnen dreht. Denn wohlgemerkt: ohne dass man an ihnen dreht, haben sie so gut wie keine Daseinsberechtigung. Außer vielleicht in der modernen Kunst, als Plastik. Nein, nicht dieses Kunststoff-Zeug meine ich, mit dem die Verpackungsindustrie unsere Umwelt verseucht. Ich rede bzw. schreibe von Plastik als dreidimensionales, körperhaftes Objekt der bildenden Kunst. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich möchte wetten, dass irgendwo in der Welt, in irgendeinem Museum, das sich auf die 'Moderne' spezialisiert hat, in irgendeiner Vitrine, hinter dickem Panzerglas vor Raub durch Kunstdiebe geschützt, eine einsame Schraube von kunstsachverständigem Publikum ehrfürchtig bestaunt wird. Ihr Materialwert mag im unteren Euro-Cent-Bereich liegen. Doch darauf kommt es ja bekanntlich nicht an. Es ist das Ideelle, was zählt!
Ich merke, ich schweife ab – wollte ich doch über Schrauben, ihre Form und Gestalt, ihren Zweck, ihre fast unerschöpfliche Vielfalt, vielleicht auch ihre Vergangenheit und Zukunft....kurz gesagt: über die Schraube an sich, über die Schraube ALS SOLCHE.... schreiben.
Meine Bemühungen, irgemdwo etwas über den Ursprung der Schraube, also über ihre Gesfhichte, ihre Herkunft, oder über ihren Erfinder zu ergründen, waren bisher relativ erfolglos. Vielleicht können mir da geneigte Leser weiterhelfen. Wenn ich jedoch meiner Phantasie freien Lauf lasse, könnte ich mir vorstellen, dass ein sehr gescheiter Vorfahr von mir (ich bilde mir ein, den muss es gegeben haben) mit einem wachen Auge für die Natur bei einem Spaziergang durch den Urwald eine überraschende Entdeckung gemacht hat, nämlich eine Liane die sich schraubenartig um ein paar Äste geschlungen hatte uns diese beinahe untrennbar miteinander verband. Und vielleicht entdeckte er bei dem anstrengenden Versuch, ein Wurzelgemüse (z.B. Rettich oder wilde Möhre) aus dem Boden zu ziehen, dass dieses seinen Bemühungen um so mehr Widerstand bot, je mehr seine Wurzel die Form einer Spirale oder Schraube hatte. „Aha“, so dachte mein gescheiter Vorfahr bei sich, „das kann ich auch.“ und suchte sich einen geeigneten Ast und schnitzte sich daraus mit Hilfe eines ebenso geeigneten messerscharfen Feuerstein die weltweit erste Schraube, bohrte sie vor seiner Haustür frst in den Boden und band seine grasende Ziege daran (vielleicht auch seine Frau?), um zu verhindern, dass sie ihm davonlief.
Das war unter anderem gewissermaßen der Anfang der menschlichen Kultur. Und, wie man unschwer erkennen kann, zeigt diese Geschichte beispielhaft auf, welchen Anteil die Schraube an der Evolution ghabt hat (und noch hat). Man stelle sich einmal unsere Welt vor OHNE Schraube! Undenkbar !!
Geben wir uns nun jedoch der genaueren Betrachtung und Analyse der Schraube in der Gegenwart hin: Zunächst wollen wir die Form ins Auge fassen. Beim Stichwort 'Auge' fällt mir sofort ein, dass es in der Tat Schrauben gibt, die anstelle eines Kopfes an dem der Schraubenspitze gegenüberliegenden Ende ein Auge haben, eine ringfärmige Öse also, an der sich irgendwas mit einer Schnur, einem Seil, etc., befestigen lässt. Beinahe alle Schrauben haben jedoch einen 'Kopf' wie wir Menschen auch. Bei den meisten Menschen geht man davon aus, dass der Kopf in erster Linie als Sitz des Denkorgans, also des Gehirns, fungiert. Wenn besagtes Orgen bei uns vorübergehend oder im Einzelfall auch dauerhaft versagt, reagieren wir 'kopflos', wie es so zutreffend heißt.
Wie beim Menschen auch, hat der Kopf je nach Anwendung unterschiedliche Formen und Größen. Es gibt Sechskantköpfe, Senkköpfe, Linsenköpfe, Linsensenkköpfe, Zylinderköpfe,, Rundköpfe, ja sogar Flachköpfe und Schrauben ohne Köpfe (man beachte die teilweise Analogie zu menschlichen Köpfen!). Anders als beim Menschen ist bei Schrauben die jeweilige Kopfform und Größe ausschließlich von der Verwendung und dem Zweck abhängig. Daneben bestimmt auch das Werkzeug, welches zum Befestigen der Schraube benutzt wird, das Äußere des Schraubenkopfes. So gibt es z.B. Schrauben mit Längs- und Kreuzschlitz, mit Torx-Profil und alle möglichen Sonderformen.
Wie beim Menschen ist auch bei Schrauben der Kopf und sein Zustand von entscheidender Bedeutung: Beschädigungen oder auch kleinere auf den ersten Blick nicht erkennbare Mängel führen im allgemeinen zu schweren Beeinträchtigungen des Ganzen. Auch das falsche Werkzeug oder eine falsche Handhabung, Überbeanspruchung, Überlastung, Materialmängel, altersbedingte Abnutzung bzw. Degeneration können das Ganze unbrauchbar machen
Übrigens:
Ist es nicht merkwürdig? - Schrauben haben zwar dann und wann eine Mutter, doch Mütter haben sie nicht - nur Muttern. Und es gibt noch mehr Bemerkenswertes: Zum Drehen einer Sechskant-Schlossschtraube (die gibt es wirklich) benutzen manche eine Nuss, einen Schlüssel (entweder mit einem Maul oder mit einem Ring). andere einen Knochen oder eine Ratsche. Über solch rätselhafte Dinge mehr herauszufinden, das möchte ich meinen Lesern überlassen.
Die überragende Bedeutung, die Schrauben für unsere Kultur und Zivilisation hat, wird auch dadurch deutlich, dass das Wort und seine Ableitungen auch im übertragenen Sinne Eingang in unser Sprache gefunden hat. Beispiele dafür sind:
an der Schraube drehen
eine Schraube lockeer haben
alte Schreckschraube
die Steuerschraube anziehen
es reicht nicht, an ein paar Schrauben zu drehen
Hubschraubereltern
jd. die Daumenschrauben anlegen
seine Hoffnungen zu hoch schrauben
das ist eine Schraube ohne Ende
So bitte ich nun zum Schluss die Leser, Gnade walten zu lassen, mich also nicht zur Strafe für mangelnde Ernsthaftigkeit, für Tipp- oder andere Fehler, für eventuelle Aus- und Einlassungen, die zu Missverständnissen und Missfallen führen können, in den Schraubstock zu zwängen oder mir qualvolle Daumenschrauben anzusetzen. Dankbar wäre ich für humorige Ergänzungen oder ideenreiche Gegendarstellungen.
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