wize.life
Neu hier? Jetzt kostenlos registrieren und mitmachen! Warum eigentlich?

Warum fällt es uns Menschen so schwer, zu vertrauen?


Dietrich Bonhoeffer, den ich schon als Kind bewundert habe, hat im Angesicht des Todes, der schließlich mit seiner Hinrichtung durch die Nazis, bittere Realität wurde, sein berühmtes Gedicht geschrieben, das mich jedes Mal erschüttert, wenn ich es lese, aber gleichzeitig auch innere Ruhe verspüren lässt und mich froh macht.
Und ich bin mir sicher, dass er jetzt genau dort ist, wo sein Vertrauen seine Wurzel hatte.

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag...

15.08.2017, 15:18 Uhr
KategorieGedichte
Diesen Inhalt jetzt auf Facebook teilen!
Diesen Inhalt jetzt auf Twitter teilen!

85 Kommentare

Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
Vertrauen braucht Empathie, braucht ein in der Kindheit geschenktes Ur-Vertrauen und es braucht das Gefühl von Geborgenheit in einer Welt die davon nicht sehr viel bereit stellt. Bei Bonhoeffer kamen noch zwei zusätzliche Faktoren hinzu, die ihm die Religion "lieferte": Glaube und Hoffnung an und auf eine Erlösung.
  • 15.08.2017, 19:33 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
  • 15.08.2017, 18:06 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
Und eine Stimme sprach zu mir:

"Lächle und sei froh - es könnte schlimmer kommen.
Ich lächelte und war froh - und es kam schlimmer"

Ich denke, diejenigen, die sich abgehangen fühlen und auf der Straße randalieren, nehmen diese schönen Worte nicht so ernst.

Trotzdem: "Man fühlt sich so, wie es die eigenen Gedanken zulassen."
In diesem Sinne: "Mögen die guten Mächte mit Dir sein" (frei nach "Star wars")
  • 15.08.2017, 17:56 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
'Das Vertrauen wird eines der größten, seltensten und beglückendsten Geschenke menschlichen Zusammenlebens bleiben, und es wird doch immer nur auf dem dunklen Hintergrund eines notwendigen Mißtrauens entstehen.'

Dietrich Bonhoeffer
Quelle: Widerstand und Ergebung
  • 15.08.2017, 17:45 Uhr
  • 1
im Kontext mit dem Dasein im nazireich ist das verständlich...das vertrauen, das insbesondere Widerstandskämpfer und Regimekritiker untereinander entwickeln mussten, um ihr überleben zu sichern (es durfte kein Denunziant unter ihnen weilen), ging sicherion eine ganz besondere tiefe..und gab (zusammen)halt und kraft...

aber das vertrauen, das wir im normalen leben zueinander haben sollten und es doch nicht schaffen...bedarf doch gar nicht so großen mutes, denn die Konsequenzen durch missbrauch wären nur schmerzhaft...nicht lebensbedrohlich...!!
  • 15.08.2017, 17:51 Uhr
  • 1
Da bin ich ganz bei dir... ich bin auch so ein vertrauensvolles Huhn wie du, auch wenn es immer mal wieder zu schmerzlichen Enttäuschungen führt...
  • 15.08.2017, 17:59 Uhr
  • 0
manchmal können menschen, die zuerst den ungeraden weg eingeschlagen haben, aber auch überraschen...das können sie aber nur, wenn man den mut hat, ihnen trotzdem zu vertrauen...
  • 15.08.2017, 18:10 Uhr
  • 1
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
An Björn K.:
Da du mich geblockt hast und ich dir in meiner eigenen Notiz nicht antworten kann, dann eben hier oben, auch wenns albern ist...:

Die Notizen sind auf eine bestimmte Anzahl von Zeichen begrenzt.
Mir war meine Einleitung wichtig, ich konnte sie nicht weiter kürzen.
Ein Stück weiter unten stehen bereits die beiden fehlenden Zeilen...

aber dennoch danke fürs klugscheißen...

friede sei mir dir..
  • 15.08.2017, 17:45 Uhr
  • 2
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
mein urvertrauen, das ich dank meiner eltern, besonders mutter, entwickeln konnte, hat mich immer "getragen". auch wenn ich negatives durch menschen erlebte, ... mein vertrauen in das leben, die menschen, die liebe, ist mir nie abhanden gekommen.
  • 15.08.2017, 17:43 Uhr
  • 2
durch die schlimmen dinge, die ich als Kind un djunges Mädchen erlebt habe, habe ich kein Urvertrauen entwickelt...

dass es sich lohnt, deine so schön und klar beschriebene Haltung anzunehmen, hat mich erst das leben gelehrt..und dafür bin ich Gott dankbar...
sehr dankbar...
  • 15.08.2017, 17:47 Uhr
  • 2
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
Nun, Bonhoeffer hat einer höheren Macht vertraut, seinen Schändern, den angeblichen Menschen, sicher nicht. Dieses Gebet hat er glaube ich zu Beginn seines Martyriums geschrieben.
  • 15.08.2017, 17:28 Uhr
  • 2
natürlich hat er auf die höhere macht vertraut...und nicht auf eine einsicht der nazis...!

aber das ist doch Quintessenz..diese höhere macht bedeutet LIEBE...und wer sich von liebe leiten lässt, vertraut...
wohlwissend darum, dass es auch schaden kann...aber auch wohlwissend darum, dass es schadvoller wäre, nicht mehr zu vertrauen..und so ebenfalls die welt dunkler zu machen, statt heller...

zu vertrauen heißt nicht, blind dafür zu sein, was böse ist...
zu vertrauen heißt, zu wissen, dass es auch einen sinn macht, schlimmes zu erfahren...
  • 15.08.2017, 17:37 Uhr
  • 3
Ich danke dir für so viele Worte mein Kind. Du kannst ruhig auf mich vertrauen. Diese höhere Macht bedeutet Liebe? Liebe ist eine Kreation der Menschenkinder. Genauso, wie Hass.
  • 15.08.2017, 18:18 Uhr
  • 0
ist sie nicht...und ich wünsche dir, dass du das erfährst...wenn das passiert...wird sich was ändern in dir...
das hab ich am eigenen leib zu spüren bekommen...
und das ändert den blick auf die welt...
  • 15.08.2017, 18:24 Uhr
  • 1
Erzähl' ma, Mädsche.
  • 15.08.2017, 18:25 Uhr
  • 0
das wird ich beizeiten tun und veröffentlichen...ich teil gern meine gedanken mit anderen menschen...
  • 15.08.2017, 18:26 Uhr
  • 1
Dann hoffe ich, dass ich Dich dann lesen werde. Vieles übersieht man ja, also nicht, dass ich Dich übersehen könnte, aber so einen Artikel evtl. schon mal. Ansonsten ist Glück und Liebe kein Geschenk einer höheren Macht, sondern es ist die Frucht einer inneren Einstellung.
  • 15.08.2017, 18:29 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
'warum fällt es uns Menschen so schwer zu vertrauen?' Ist es möglich,dass wir uns SELBST nicht vertrauen um auf etwas zu vertrauen?
  • 15.08.2017, 17:28 Uhr
  • 1
ja, natürlich...!
  • 15.08.2017, 17:42 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
das Gedicht lässt mich auch jedesmal erschaudern. Im Angesicht des nahenden Todes im KZ so etwas zu verfassen !!!! Ich bin mir sicher, daß ich auf keinen Fall die Kraft dazu hätte. Und habe schon wieder Tränen in den Augen. Es gibt das ganze auch als Lied, das habe ich mal in einem Chor gesungen. Das war sowas von ergreifend. Danke für den Text, wize.life-Nutzer.
  • 15.08.2017, 17:28 Uhr
  • 3
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
Gott ist bei uns, am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

___________________________________________

Wenn du es schon benutzt, dann bitte vollständig.
  • 15.08.2017, 17:19 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.