Wo waren eigentlich die ganzen schlauen Sprüche und Zitate begraben, bevor es Soziale Netzwerke gab? Wo wurden sie aufgeführt, verkündet oder an die Wand gepinselt? Eins steht fest: Nicht an Toilettentüren. Dort finden sich andere Arten von Sprüchen. Auch nicht in Graffitis. Die brauchen nicht viele Worte. Waren denn schon immer so viele weise, mitfühlende und lebenserfahrene Mitbürger unter uns, die nur weder Platz noch Zuhörer fanden, um ihr Innerstes nach außen zu kehren? Und wir haben es nur übersehen in unserer Blindheit für die Nächstenliebe?
Lebenslang R.I.P.
Ein Lächeln ist wie ein Taube. Das Leben ist zu kurz für weissen Spargel. Wer noch nie den Tau des Morgens gesammelt hat.... So oder so öhnlich beginnen die Sprüche, die täglich millionenfach auf Sozialen Netzwerken geteilt werden. Es gibt mittlerweile schon professionelle Anbieter, die sich auf die Entwicklung schlauer Sprüche spezialisiert haben. Und dann die ganzen weltweiten Beileidskundgebungen. Wobei - das ebbt wieder ab. Die meisten haben wohl erkannt, dass es eher Peinlichkeit als Eindruck schindet, wenn man als kleines Hänschen einem großen Star kondoliert. Noch dazu, wenn er gerade eben erst gestorben ist.
Pfeif auf Zurückhaltung
Sonst sind wir doch auch diskreter, aber in Sozialen Netzwerken kennt die Sprücheshow oft keine Grenzen. Was treibt uns an, derartige Sprüche zu präsentieren? Reden wir uns verkannte Empathie oder latente Trauer von der Leber? Oder wollen wir andere beeindrucken mit einem bislang nie für möglich gehaltenen Charakter- bzw. erst einmal Schriftzug.
"Was? Solche Sätze hat der drauf? Wo hat der denn die her? Da muss ich doch gleich einen zurückpfeffern. Da wird er schauen." Das wäre zumindest eine mögliche Erklärung für den Sprüchewahn in Sozialen Netzwerken.
Und was ist euer Lieblingsspruch?
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