Morgen kommt der Nikolaus

Morgen kommt der Nikolaus

04.12.2016, 23:46 Uhr
Beitrag von wize.life-Nutzer

„Morgen kommt der Nikolaus, Kinder stellt die Stiefel raus“, so heißt es in einem Weihnachtslied dass in unseren Breiten Kindern Hoffnung und Vorfreude auf den Einzug des Nikolaus bereitet. Dabei steht leider immer mehr im Vordergrund, dass es Leckereien und manchmal sogar etwas zum spielen gibt. Aber wer war eigentlich dieser Nikolaus?

Über sein Leben wissen wir nur wenig. Er soll in Myra, in der heutigen Türkei, im 4. Jahrhundert n.Chr. gelebt und gewirkt haben. Seine Geburt soll zwischen 270 und 280 in Patara erfolgt sein. Die Überlieferung sagt, dass er im Alter von 19 Jahren Priester in Myra und Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra geweiht worden sei. Während der Christenverfolgung wurde er 310 gefangengenommen und gefoltert. Sein ererbtes Vermögen verteilte er unter den Armen gemäß dem Zeugnis der Bischöfe Ambrosius von Mailand und Basilius von Caesarea. Das besondere an Nikolaus dürften aber die Zahlreichen Legenden sein, die sich um seine Person ranken.

Einige dieser Legenden möchte ich Euch nun gerne vorstellen.

1.) Die Mitgiftspende
Ein Mann der drei Töchter hatte, wollte diese zu Prostituierten machen, weil ihm das Geld für die nötige Mitgift fehlte. Nikolaus, der ein größeres Vermögen geerbt hatte, soll der Legende nach an drei auf einanderfolgenden Tagen jeweils eine großen Goldklumpen durch das Fenster der Jungfrauen geworfen haben, als er von ihrer Notlage erfuhr. In der dritten Nacht gelang es dem Vater, ihn dabei zu entdecken und sich für die Hilfe zu bedanken. Nikolaus wird deshalb oftmals mit drei goldenen Kugeln oder Äpfeln dargestellt.

2.) Stillung des Seesturms
In Seenot geratene Schiffsleute riefen in ihrer gefährlichen Lage den heiligen Nikolaus an. Ihnen erschien ein mit Wunderkräften ausgestatteter Mann der die Navigation übernahm, die Segel richtig setzte und sogar den Sturm zum Abflauen brachte. Daraufhin verschwand der Mann wieder. Als die Seeleute in der Kirche von Myra zum Dank für ihre Rettung beteten, erkannten sie Nikolaus und dankten ihm. Wegen dieser und ähnlicher Erzählungen wurde Nikolaus zum Patron der Seefahrer.

3.) Das Kornwunder
Während einer großen Hungersnot erfuhr Nikolaus, dass ein Schiff im Hafen vor Anker lag, das Getreide für den Kaiser geladen hatte. Er bat die Seeleute, einen Teil des Kornes auszuladen, um in der Not zu helfen. Sie wiesen zuerst die Bitte zurück, da das Korn genau abgewogen beim Kaiser abgeliefert werden müsse. Erst als Nikolaus ihnen versprach, dass sie für ihr Entgegenkommen keinen Schaden nehmen würden, stimmten sie zu. Als sie in der Hauptstadt ankamen, stellten sie verwundert fest, dass sich das Gewicht der Ladung trotz der entnommenen Menge nicht verändert hatte. Das in Myra entnommene Korn aber reichte volle zwei Jahre und darüber hinaus noch für die Aussaat.

4. ) Das Feldherrenwunder
Drei Feldherren, die Nikolaus eingeladen hatte, wurden Zeugen, als Nikolaus drei unschuldig zum Tode Verurteilte vor der Hinrichtung bewahrte, indem er entschlossen dem Henker das Schwert aus der Hand riss. In Byzanz wieder zu hause, wurden die drei Feldherren Opfer von Intrigen. Im Kerker, zum Tode verurteilt, erbaten sie die Hilfe des Nikolaus, der sich in die Träume von Kaiser und Intriganten schlich. Der Kaiser veranlasste aufgrund des Schreckens, die sofortige Freilassung der drei Feldherren.

5.) Rettung eines entführten Kindes
Dieser Legende nach kam ein Mann zu spät um Nikolaus um die Geburt eines Kindes bitten, Nikolaus war verstorben. Der Mann nahm ein Stück des Betttuchs an sich, auf dem Nikolaus aufgebahrt war. Im folgenden Jahr, am 6. Dezember wurde dem Ehepaar tatsächlcih ein Sohn geschenkt. Der Sohn wurde jedoch an seinem 7. Geburtstag von Arabern entführt. Nach exakt einem Jahr Sklavenarbeit wurde der Sohn von einem Wirbelwind erfasst und genau vor der Nikolauskirche abgesetzt, in der die Eltern für die Rückkehr des Jungen beteten.

6.) Bekehrung eines Juden durch das Nikolausbild
Ein reicher Jude soll sich einein Heiligenbild anfertigen lassen haben, dem er befahl, während seiner Abwesenheit über seine Schätze zu wachen. Trotzdem wurde seine Habe von Dieben gestohlen. Der Jude, verbittert über den Raub, machte dem Bildnis schwere Vorwürfe und strafte es mit Stock- und Peitschenhieben. Der heilige Nikolaus erschien daraufhin den Dieben und kündigte ihnen den Tod am Galgen an, wenn sie die Habe nicht zurückbrächten. Erschrocken gaben die Diebe das gestohlene Gut zurück und berichteten dem Juden von ihrer Erscheinung. Tief beeindruckt ließ sich der Jude taufen.

Dies sind nur einige Legenden, die man Nikolaus zuschreibt. Wie viel Wahrheit in ihnen enthalten ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es gibt weder Zeitungsmeldungen noch Fernsehberichte dazu. Vergleicht man die Berichte mit einigen Ereignissen und Legenden jüngerer Zeit, wird man jedoch einräumen müssen, dass in jeder Legende auch ein Stück Wahrheit ist. Was ich für gesichert erachte ist, dass Nikolaus sein ererbtes Vermögen tatsächlich verteilte. Und auf dieses Verteilen geht unser heutiger Umgang mit den Gaben für Kinder zurück.

Es wäre nur Wünschenswert, wenn man dabei mehr auf die Bedürfnisse der Kinder achten würde und ihnen bedarfsgerechte Gaben schenken würde. Da sehe ich vor allem Zeit und Liebe als die wichtigsten und genaugenommen einfachsten Gaben, die wir Erwachsene weiter geben können. Vielleicht wäre dies auch der Grundstein für eine wärmere und liebevollere Welt.


Morgen kommt der Nikolaus – Rolf Zuckowski

Kinder, stellt die Stiefel raus,
morgen kommt der Nikolaus!
Kinderchen, wie ihr euch freut,
auch wenn ihr schon achtzig seid.
Einmal im Jahr wird die Schuhcreme benutzt,
und das größte Paar Stiefel wird blank geputzt.
Einmal im Jahr wird die Schuhcreme benutzt,
und das größte Paar Stiefel wird blank geputzt.
Komm, Papa, komm und drück dich nicht!
Glaubst wohl, der Nikolaus erblickt dich nicht?
Kinder, stellt die Stiefel raus,
morgen kommt der Nikolaus.
Wenn es raschelt im Haus heute Nacht,
still und heimlich, dass niemand erwacht,
sind es ganz bestimmt keine Mäuse,
sondern viele liebe kleine Nikoläuse.
Denn dem Alten fehlt längst schon die Kraft,
und weil er es allein nicht mehr schafft,
setzte er sich im Himmel zur Ruhe
und zeigt nur noch von oben auf die Schuhe.
Seine Augen sind müde und krank,
drum putzt die Stiefel blitzeblank!
Dass ich sie sehen kann!
Kinder, stellt die Stiefel raus,
morgen kommt der Nikolaus ...
Komm, Papa, komm und drück dich nicht!
Glaubst wohl, der Nikolaus erblickt dich nicht?
Kinder, stellt die Stiefel raus,
morgen kommt der Nikolaus.
Doch am schönsten, das siehst du bald ein,
ist es, selbst einmal Nikolaus zu sein;
denn du brauchst, um Freude zu machen,
gar kein Geld für irgendwelche großen Sachen.
Mehr als gute Ideen brauchst du nicht:
Mal ein Bild oder schreib ein Gedicht,
oder bastel mit Äpfel und Nüssen,
schreib dazu: "Das ist von mir mit tausend Küssen!"
Und am Morgen, na da ist was los,
die Freude wird noch mal so groß.

©P.Wenzel, Dez. 2016

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14 Kommentare

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Ich frage mich manchmal, wieso man sich für solche Legenden interessiert. Es sind Märchen, also erfundene Geschichten. Und der "Nikolaus" der persönlich zu den Kindern kommt ist doch nichts anderes als - pardon - das Verarschen der eigenen Kinder. Wieso tun Eltern sowas?
  • 06.12.2016, 11:25 Uhr
  • 0
Legenden sind nicht mit Märchen gleich zu setzen. Es ist immer etwas wahres enthalten, auch wenn man es nicht sofort zu erkennen vermag oder sogar gar nicht.
Und was du als Verarsche bezeichnest ist für mich ein ganz wichtiger Teil des Kind seins. Phantasielose Menschen haben wir auch so schon genug.
Vermutlich schaust du Krimis, gehst gerne ins Theater oder etwas in der Art ... ist das dann auch verarsche? Mit der Realität hat es ja nichts zu tun.
  • 06.12.2016, 16:06 Uhr
  • 1
Harry,
Wenn ich ins Theater gehe oder ins Kino (mit oder ohne Kinder) dann wissen wir alle, dass dort etwas Fiktives gezeigt wird, mag es nun einen wahren Kern enthalten oder nicht.
Wenn ich meinen Kindern erzähle, dass heute der Nikolaus kommt und ich engagiere einen Darsteller, dann meint das Kind, dass das die Wirklichkeit sei. Es glaubt in seiner kindlichen Naivität, dieser Popanz, der da aufgeführt wird, sei die Wirklichkeit. Die Eltern wissen, dass die Kinder das glauben und sie bestärken sie sogar in diesem Glauben, der eben gerade nicht auf Tatsachen sondern auf Schmierentheater beruht. Die Eltern amüsieren sich dann auch noch darüber, wie ihr Kind staunt, dass es den Nikolaus wirklich gibt. Das ist es, was ich verurteile: die Eltern lügen ihre Kinder absichtlich an und haben auch noch Spass daran, dass sie ihr Kind täuschen können. Ist das nicht furchtbar? Untergraben Eltern damit nicht ihre Glaubwürdigkeit? Zerstören sie nicht das kindliche Vertrauen in die Eltern - wenigstens ein bisschen? Kann das richtig sein?

Einen Film über den Nikolaus oder eine Puppentheatervorstellung oder ein Buch ist da was ganz anderes. Das kann phantasievoll sein und anregend. Aber es ist Kindern schnell klarzumachen (wenn sie nicht ganz klein sind) dass es sich dabei nicht um Realtiät sondern um Fiktion handelt.
  • gerade eben
  • 0
Fachleute sehen das etwas anders, und ich finde, sie haben Recht.
http://www.sueddeutsche.de/leben/exp...e-1.1534250
  • gerade eben
  • 0
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Interessant! Diese ganzen Legenden kannte ich nicht. Für uns als Kinder war Nikolaus einfach nur der Mann mit dem roten Mantel und dem Rauschebart, der am 6. Dezember die Kinder besuchte, und dem man ein Gedicht aufzusagen hatte, und der einem die Sünden des letzten Jahres aufzählte...
  • 05.12.2016, 22:19 Uhr
  • 0
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Vieles ist Legende und immer wieder so, was nicht zu erklären ist, also Zauberei und Wunder. Man kann es glauben oder nicht.
Aber diese vielen Geschichten, schon viele Jahrhunderte überliefert zeigen doch, das er ein ganz besonderer Mann gewesen ist.
Er verschwand nicht in der Vergessenheit, sondern den Menschen war es wert sie immer und immer wieder zu erzählen.

Ich bin der Meinung, dass es berechtigt ist, dass er seinen eigenen Gedenktag hat, da er ein Vorbild ist.
  • 05.12.2016, 19:16 Uhr
  • 1
Das wollte ich sicher auch nicht in Frage stellen.
Zu den Legenden muss man sich auch bewußt sein, dass über viele Jahrhunderte hinweg kein Nikolaus kam. Er wurde erst für Werbezwecke der Firma Coca Cola wieder entdeckt.
Manchmal, so könnte man meinen, ist soagr Werbung zu etwas nutze
  • 05.12.2016, 19:23 Uhr
  • 0
Das stimmt nicht,
der Brauch, dass es am Nikolaustag etwas gab hat sich schon früh entwickelt und hat sich eigentlich lange gehalten.
Jedenfalls bei uns in der Gegend.
Der Weihnachtsmann war/ist evangelisch
Der Nikolausbrauch eher katholisch

https://de.wikipedia.org/wiki/Weihna...r.C3.A4uche

Zunächst war es sogar so, dass es nur an Nikolaus Geschenke gab, erst später wurde es dann an Weihnachten

Coca Cola hat den Weihnachtsmann nicht erfunden sondern nur popuär gemacht
https://de.wikipedia.org/wiki/Weihna...achtsmannes
  • 05.12.2016, 21:16 Uhr
  • 1
Ich schrieb auch nicht "erfunden" sondern "wieder entdeckt"*gg
  • 05.12.2016, 21:18 Uhr
  • 0
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Super geschrieben Und auch das zuletzt geschriebene ist +++ Prädikat besonders wertvoll.
Denn das sollte wirklich mal wieder mehr in den Vordergrund rücken.
  • 05.12.2016, 17:38 Uhr
  • 0
Das rückt leider immer nur dann in den Vordergrund, wenn es den Menschen schlecht geht.
  • 05.12.2016, 19:27 Uhr
  • 0
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immer wieder schön, die Geschichten von Nikolaus zu hören bzw. zu lesen
  • 05.12.2016, 13:28 Uhr
  • 0
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Klasse erklärt.
Habs mir kopiert und ausgedruckt.
Meine fünf mögen, wenn ich ihnen so was vorlese...Dankeschön für Deine Mühe Harry
  • 05.12.2016, 08:59 Uhr
  • 0
Mühe macht etwas doch nur, wenn es einem keinen Spaß macht. Das würde aber dann auch jeder merken
  • 05.12.2016, 19:26 Uhr
  • 0
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