Rendite-Falle Riester-Rente - Was Sie jetzt wissen müssen

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Riester-Rente als "Wette auf ein langes Leben" - Deutsche sind zunehmend unzufrieden mit Rendite

Der Frust der Deutschen über die Riester-Rente ist groß. Auch Fachleute kritisieren die Verträge als zu kompliziert, zu teuer und zu renditeschwach. Die Politik hat nach langem Zögern jetzt einen ersten Anlauf zur Riester-Reform gewagt. Dennoch: Für bestimmte Verbraucher lohnt sich das Riestern auch jetzt noch. Für alle anderen gibt es Alternativen.

Seit Jahren steht die Riester-Rente wegen zu hoher Kosten und zu niedriger Verzinsung in der Kritik. Vor zwei Jahren haben CDU und SPD die Weiterentwicklung der Riester-Rente in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben. Danach wurde es lange still. Doch jetzt gab es zumindest einen ersten Anlauf, um die Riester-Rente und die private Altersvorsorge insgesamt neu zu strukturieren.

Ende Februar hat das Bundesfinanzministerium Fachleute aus der Versicherungsbranche und den Verbraucherverbänden zu einer Anhörung geladen. Dabei ging es um Änderungsvorschläge für die umstrittene Riester-Rente, aber auch um neue Formen der privaten Altersvorsorge.

Riester-Rente lohnt sich nicht

Dass eine Reform der Riester-Rente dringend notwendig ist, steht außer Frage. Eine 2019 veröffentliche Studie der Verbraucherzentrale Bundesverband und der Konrad Adenauer Stiftung bezeichnet die Riester-Rente als einen Misserfolg. Knapp 20 Jahre nach dem Start habe sich die Riester-Rente für die meisten Sparer nicht gelohnt und verhindere kaum Altersarmut. Die Verträge seien insgesamt zu kompliziert, zu teuer und zu renditeschwach.

Altersvorsorge-Experte: Das muss sich bei der Riester-Rente ändern

Bei der Riester-Rente müssten mehrere Punkte zugleich verändert werden, damit sie eine bevölkerungsbreite, nutzbringende Akzeptanz erhielte, sagt Merten Larisch, Teamleiter Altersvorsorge- und Geldanlageberatung bei der Verbraucherzentrale Bayern, gegenüber wize.life. Dazu gehörten der Fördermechanismus, die Einführung einer Gesamtkostenbegrenzung bei Riester-Produkten sowie die Transparenz bei der Renditegewinnung.

Das Riester-Problem beginnt bereits beim Abschluss. Zu unübersichtlich seien die verschiedenen "Riester"-Produkte, sagen Verbraucherschützer. Um der Finanzbranche entgegenzukommen, wurden vier verschiedene Varianten angeboten: der Banksparplan, der Fondssparplan, die Rentenversicherung und die fondsgebundene Rentenversicherung.

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Später kam noch der "Wohn-Riester" dazu. Die verschiedenen Angebote gegen- und untereinander zu vergleichen, ist für Verbraucher jedoch eine kaum lösbare Aufgabe. Zu unterschiedlich sind die Angaben der Banken und Versicherungen, zu kompliziert und intransparent die Regeln.

Riester-Produkte nicht generell verteufeln

Verbraucherschützer Merten Larisch rät dennoch nicht von vornherein von allen Riester-Produkten ab. Lohnen könne sich das Riestern für Verbraucher, die nur einen geringen Eigenaufwand zur Erlangung der vollen Förderung benötigten, sagt er.

"Das Gleiche gilt für ältere Personen, die allerdings durch die Restriktionen der meisten Produktanbieter nur bei wenigen Gesellschaften einen Vertrag noch erhalten." Wichtig dabei sei, dass eines der wenigen kostengünstigen Riester-Produkte gekauft werde, mit so wenig wie möglich aktivem Management im Portfolio.

Riester-Rentenverträge: Stagnation in Deutschland

Die Deutschen indes haben ihr Vertrauen in die Riester-Rente längst verloren. Die Zahl der Riester-Rentenverträge in Deutschland stagniert seit Jahren bei rund 16,5 Millionen. Etwa ein Fünftel davon wird nicht mehr bespart. Laut Zahlen des Bundesfinanzministeriums erhielt zuletzt noch 10,88 Millionen Deutsche eine staatliche Riester-Förderung in Form einer Zulage oder Steuerentlastung. Das ist der niedrigste Stand seit 2013.

Niedrige Riester-Leistungen sorgen für Unmut

Etwa 300.000 bis 400.000 Sparer bekommen derzeit ihre Riester-Rente ausgezahlt. Bei etlichen sorgt das für weiteren Unmut, denn oft fällt der monatliche Betrag sehr viel niedriger aus als die Sparer dies erwartet hätten. In den Beratungen erlebten sie oftmals die Überraschung niedriger Riester-Leistungen, sagt Larisch.

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Doch der Experte schränkt ein. Oft liege hier auch ein optischer Trugschluss vor. "Wenn der Verbraucher seinerzeit nicht gerade einen sehr kostenungünstigen Vertrag ausgesucht hat, sollte er jetzt eine, im Verhältnis zu seinem erbrachten Beitragsaufwand, attraktive Leistung erhalten, auch wenn sie in Euro optisch niedrig aussehen sollte." Gerade die erste Generation von Riester-Sparern, die jetzt in Rente gehe, habe dank der kürzeren Laufzeit ihrer Verträge bis Rentenbeginn eine – mathematisch begründete – höhere Förderrendite erfahren als es bei jüngeren Langzeitsparern der Fall sei.

Durchblick bei Riester-Rente schwer

Auch dieses Problem ist hausgemacht. Die Undurchsichtigkeit des Systems macht es Sparern sogar in dieser Frage schwer, den Durchblick zu behalten. Hinzu kommt, dass Riester-Sparer den genauen Betrag ihrer Rente oftmals erst kurz vor Rentenbeginn erfahren. Versicherer und Banken dürfen sich bis drei Monate vor der ersten Auszahlung Zeit lassen, um den Kunden ein Angebot zu machen.

Verbraucherschützer raten hier dringend, dieses Angebot nicht einfach nur abzuwarten. Spätestens zwei Jahre vor Rentenbeginn sollten sich die Sparer aktiv an den Anbieter wenden und die voraussichtliche Rentenhöhe und die Art der Bezahlung erfragen. Sind sie mit dem Angebot dann unzufrieden, haben sie immer noch genug Zeit, um den Anbieter zu wechseln.

Rentenfaktor beachten

Hier gilt es auch, den Rentenfaktor zu beachten. Das ist die Summe, die man als monatliche Auszahlung auf ein bestimmtes Vermögen bekommt. Wie unterschiedlich der Rentenfaktor ausfallen kann, hat die Stiftung Warentest 2017 in einer Untersuchung fondsgebundener Riester-Rentenversicherungen gezeigt. Danach lag der Rentenfaktor zwischen 15 und 30 Euro pro 10.000 Euro angespartem Kapital. Das bedeutet: Wer beim Riestern 30.000 Euro angespart hat, bekommt je nach Anbieter zwischen 45 Euro und 90 Euro im Monat ausgezahlt.

Rieste-Rente als "Wette auf ein langes Leben"

Je schlechter der Rentenfaktor ist, desto länger dauert es auch, bis man das angesparte Kapital über die monatliche Rente rausbekommt. "Die Wette auf ein langes Leben", nennt Merten Larisch deshalb die Riester-Rente. Er rät allen Riester-Sparern, sich 30 Prozent des Riester-Kapitals sofort auszahlen zu lassen. Gesetzlich ist das möglich. So könne man der "Wette auf ein langes Leben" zumindest teilweise entgehen, sagt Larisch.

Indexfonds statt Riester-Rente

Als Alternative zu Riester empfiehlt er Verbrauchern, die für das Alter vorsorgen wollen, eine Kombination aus Risiko und Sicherheit, also etwa Aktien-ETF-Indexfonds auf einen Weltindex einerseits und einlagengesicherten Bankprodukten mit ausgesuchtem Zinssatz andererseits.

Die prozentuale Aufteilung zwischen diesen beiden Segmenten sollte dabei nach dem persönlichen Anlegerrisikoprofil erfolgen. "Die sicherste Geldanlage besteht stets darin", sagt Merten Larisch, "Geldanlagerisiken und Chancen zu mixen."

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