Bisher sind Schulen sehr nachsichtig mit Schülern umgegangen, wenn sie sich an einer „Fridays for Future“-Demonstration beteiligt haben. Jetzt ist ein Fall in Mannheim bekannt geworden, wo eine Schuldirektorin hart durchgreift.
Die Direktorin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, Silke Herr, lässt ihre Schüler Bußgeld zahlen, weil sie unentschuldigt gefehlt haben, um an „Fridays for Future“-Demonstrationen teilzunehmen, wie der „Mannheimer Morgen“ berichtet.
Schüler begingen Ordnungswidrigkeit
Betroffen sind demnach vier Schüler, die am 22. Mai zu der Demo für mehr Klimaschutz gingen und damit eine „Ordnungswidrigkeit“ begangen hätten, wie die Zeitung aus einem Schreiben des Ordnungsamtes zitiert, das die Jugendlichen erhielten. Weiter wird darin ausgeführt, dass sie vorsätzlich von der 5. bis zur 6. Stunde den Unterricht versäumt hätten.
„Es geht hier nicht nur um einen einzigen Tag“
Das Bußgeld beträgt den Angaben zufolge 60 Euro Bußgeld, dazu kommen 25 Euro Gebühr und 3,50 Euro Auslagen. Macht zusammen 88,50 Euro. Als Beweismittel wird das Klassenbuch angeführt, Zeugin ist die Schulleiterin.
„Es geht hier nicht nur um einen einzigen Tag. Die Schüler haben mehrmals gefehlt und es gab danach immer lange Aufklärungsgespräche“, erläuterte Herr in einem Gespräch mit der Zeitung.
„Schulen haben sich politisch neutral zu verhalten“
Sie bestätigte weiter, dass sie das unentschuldigte Fehlen dem Ordnungsamt gemeldet habe. Sie habe als Schulleiterin gehandelt. „Schulen haben sich politisch neutral zu verhalten. Ich habe nicht nachzufragen, warum geschwänzt wird.“ Und weiter:
Fakt ist: Es wurde geschwänzt.
Eltern kritisieren Vorgehen
Die Familien reagierten mit Unverständnis. In einem Brief an den „Mannheimer Morgen“ fragten sie: „Wie kann eine Schule, die sich nach Sophie und Hans Scholl benennt, so mit Kindern umgehen, die sich politisch interessieren und engagieren?“
Die beiden Geschwistern engagierten sich mit der Gruppe "Weiße Rose" im Dritten Reich gegen die Nationalsozialisten aktiv und wurden hingerichtet.
Jetzt soll gesammelt werden
Andere „Fridays for Future“-Demonstranten wollen nach Angaben der „Bild“-Zeitung bei der nächsten Zusammenkunft am Freitag Spenden für die Betroffenen sammeln. Die Behörden versuchten, „legitimen Aktionismus mittels Bußgeldbescheiden zu unterbinden“, erklärte ein Sprecher der Mannheimer Ortsgruppe der Organisation. Dabei gehe es bei den Demonstrationen um eine „Existenzfrage der jüngeren Generationen“.
Aufruf, sich bei Bußgeld zu melden
Die übergeordnete „Fridays for Future“-Organisation rief mögliche weitere Betroffene auf, sich im Fall von Bußgeldbescheiden zu melden. Unter anderem solle über ein Rechtshilfekonto Abhilfe geschaffen werden. Zudem sollten die Fälle öffentlich gemacht werden. Zwar stehe das Bündnis hinter der allgemeinen Schulpflicht, „die wir als Privileg betrachten“. Aufgrund der Klimakrise „sehen wir uns allerdings dazu genötigt, zivilen Ungehorsam auszuüben“, hieß es in einer Erklärung.
14 Kommentare