Coronavirus: Darum könnten Frauen resistenter gegen den Erreger sein

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Coronavirus: Darum könnten Frauen resistenter gegen den Erreger sein

Sind Frauen im Kampf gegen das neue Coronavirus genetisch besser "ausgerüstet" als Männer? Während sich in Deutschland nach einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts (RKI) ähnlich viele Frauen wie Männer mit dem Erreger infizieren, sieht die Realität in Italien anders aus: Dort erkrankt nur jede dritte Frau an dem Virus. Zwei Ärztinnen glauben, das Immunsystem der Frauen habe hier einen Vorteil.

Für Elena Ortona, Forscherin am Referenzzentrum für Gendermedizin des italienischen Istituto Superiore di Sanità in Rom, könnte hier ein Enzym namens ACE2 eine wichtige Rolle spielen. ACE2 ist unter anderem in Lungenzellen vorhanden und fungiert als Rezeptor, durch den Coronaviren in die Epithelzellen der Atemwege eindringen können.

Befällt das Virus erfolgreich die Lungenzellen, wird ein Prozess des akuten Lungenversagens in Gang gesetzt. In anderen Worten: Die Vieren fangen an, sich in der Zelle zu vermehren, wobei gleichzeitig die Zahl der ACE2-Enzyme abnimmt. Unglücklicherweise ist ebendieses Enzym auch in der Lage, das Virus in den Lungenzellen zu bekämpfen.

Genau in diesem Punkt könnten Frauen bei der Bekämpfung von Covid-19 einen Vorteil haben: Laut Ortona scheint der weibliche Organismus aus genetischen oder hormonellen Gründen mehr von diesem Enzym zu produzieren als der von Männern. "[ACE2] schützt also die Lunge", so die Forscherin gegenüber der italienischen Zeitung "Corriere della Sera".

Weibliches Immunsystem soll robuster sein

Eine andere Möglichkeit auch im Gebiet der Genetik könnte sein, dass das weibliche Immunsystem im Vergleich zu dem von Männern robuster zu sein scheint. Frauen hätten seit ihrer Kindheit ein stärkeres Immunsystem, erklärt die Ärztin Giovanella Baggio, Präsidentin des Studienzentrums für Gesundheit und Geschlechtermedizin in Padua.

Das weibliche Immunsystem sei eine Art Superkraft, die aber auch eine "dunkle Seite" habe, so Baggio. Frauen litten öfter an sogenannten Autoimmunkrankheiten wie rheumatoide Arthritis und Lupus. Dass sie allgemein aber resistenter gegen Viren und Bakterien sind, könnte an Gewohnheiten liegen, die bei ihnen öfter anzutreffen sind - zum Beispiel Händewaschen.

Auch die "New York Times" berichtet aktuell, dass Frauen eher dazu geneigt sind, mehr für ihre Körperhygiene zu tun als Männer. Wie Forscher feststellen konnten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen unabhängig von ihrem kulturellen Background eher ihre Hände mit Seife waschen, große Menschenmengen vermeiden und Schutzmasken tragen, höher.

Bekannt ist zudem auch, dass das Hormon Östrogen, das bei Frauen in größerer Menge vorkommt, eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielt. Dieses Hormon kann im Fall einer Infektion gegen den Krankehitserreger schneller und effektiver ankämpfen. Auch weisen Frauen etwa nach einer Grippe oder Erkältung oft mehr Antikörper im Blut auf als Männer.

Systemkritische Berufe mit viel sozialem Kontakt

Dass hierzulande bislang ähnlich viele Frauen und Männer an dem neuen Coronavirus erkrankten, könnte unter anderem daran liegen, dass Frauen deutlich häufiger einer Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind. Als Kassiererinnen, Verkäuferinnen, Apothekerinnen, aber auch Krankenpflegerinnen und Erziehererinnen haben sie deutlich mehr Kontakt mit Menschen.

Erste Datenerhebungen zu Covid-19 aus China zeigten auch, dass dort ähnlich viele Frauen wie Männer am Virus erkrankten. Dennoch starben in der Volksrepublik deutlich mehr Männer als Frauen an den Folgen der Infektion. Diesen Unterschied erklärten Forscher mit der Tatsache, dass Frauen eine stärkere Immunabwehr haben. Aber vor allem leben sie oft gesünder.

Übrigens: Auch bei der Sars-Epidemie im Jahr 2003 konnten Forscher einen ähnlichen Sterbefaktor feststellen. Angesteckt haben sich zwar ähnlich viele Frauen wie Männer. Der Krankheit zum Opfer fielen aber ingesamt mehr Männer. Bei der Grippe und bei Atemwegserkrankungen ist auch bekannt, dass Männer in der Regel schwerer daran erkranken.

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