Rente: 6 Millionen müssen Kassenbeiträge für Betriebsrente nachzahlen - Ein Mann strampelt dagegen

Foto-Quelle: Pixabay (Symbolfoto)

Sparer von Betriebsrenten fühlen sich betrogen

Von News Team, verfasst am 31.03.2019, 08:24 Uhr

Rudi Birkmeyer aus der Pfalz fühlt sich um seine Ersparnisse betrogen. Er muss 16.000 Euro Kassenbeiträge für seine Betriebsrente nachzahlen, obwohl er dafür schon in der Ansparphase Abgaben abgeführt hat. Ähnlich wie ihm geht es Millionen Deutschen.

Menschen mit Betriebsrente erleben oft ein böses Erwachen. Vielen ist nicht bewusst, dass sie im Alter erneut Beiträge an die Krankenkasse zahlen müssen - und zwar sowohl für den Arbeitgeber- als auch für den Arbeitnehmerteil.

16.000 Euro Nachzahlung für Kassenbeiträge

Auch Rudi Birkmeyer traf es wie ein Schlag, als er eine Rechnung in Höhe von 16.000 Euro serviert bekam. Schon lange engagiert er sich im Verein der Direktversicherungsgeschädigten e. V.. Jetzt radelt der frühere Deutsche Meister im Rennradfahren von seinem Heimatort Offenbach an der Queich quer durch Deutschland nach Berlin, um gegen die Regelung zu protestieren.

Nach Schätzungen sind rund sechs Millionen Sparer von einer Gesetzesänderung betroffen, die 2003 die Regierung Schröder umsetzte: Um die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung zu stabilisieren, beschloss die damalige rot-grüne Bundesregierung, die Rentner stärker zur Kassen bitten.

Sparer müssen rückwirkend vollen Kassenbeitrag abführen

War davor der halbe Krankenkassenbeitrag für Betriebsrenten fällig - und eine Einmalauszahlung gänzlich beitragsfrei -, mussten die Sparer jetzt den vollen Satz abführen, den Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil. Und das, nachdem sie bereits beim Ansparen Beiträge für die entsprechenden Einkommensbestandteile abgeführt hatten. Nur Betriebsrenten bis zu einer Höhe von 152,25 Euro pro Monat sind davon ausgenommen.

Keine Ausnahme bei Verträgen von vor 2004

Auch diejenigen Sparer, die ihre Verträge noch vor 2004 - und damit in der Annahme anderer Voraussetzungen - abgeschlossen hatten, bleiben von der Regelung nicht verschont.

Birkmeyer kündigte Lebensversicherung für Direktversicherung

Genau so ist es bei Rudi Birkmeyer. Der heute 67-Jährige hatte lange bei Daimler gearbeitet, wo er 1987 eine Direktversicherung zur Altersvorsorge abschloss. Fortan zahlte er monatlich 100 Mark (und später gut 51 Euro) in die Versicherung ein. Dafür kündigte er sogar seine private Lebensversicherung, wie er FOCUS Online berichtete.

2003 verließ der zweifache Vater den Autobauer, um sich selbstständig zu machen. Seine Abfindung verwendete er darauf, Daimler die Versicherung abzukaufen.

Fast ein Fünftel weniger als erwartet

Als diese 2012 endlich ausgezahlt wurde, fiel Birkmeyer aus allen Wolken: Mehr als 18 Prozent zog die zuständige Sparkasse von der ursprünglich avisierten Summe ab - da er 16.000 Euro Krankenkassenbeiträge nachzahlen musste.

"Das ist Betrug"

„Das ist eine Unverschämtheit, und das begreift auch keiner“, sagte er FOCUS Online. Dass er die Summe nun Monat für Monat abstottern muss, will er nicht hinnehmen. „Das ist Betrug.“ Der Staat dürfe nicht rückwirkend in Verträge eingreifen. Die Konditionen, die ihm zum Zeitpunkt des Abschlusses versprochen worden waren, wurden nicht eingehalten. Deshalb fordert Birkmeyer neben einer Entlastung auch eine Entschädigung.

Betrifft nur Kassenpatienten

Weiter ärgert ihn, dass er die Abgaben nur tätigen muss, weil er nach dem Weggang von Daimler in der gesetzlichen Krankenkasse geblieben ist. Er hätte damals in die private Versicherung wechseln können. Dann müsste er die Abgaben nicht abführen. In seinen Augen eine Ungerechtigkeit.

Podiumsdiskussion mit Politikern

Am 5. April schwingt sich Birkmeyer in den Sattel, um über Mannheim und Dessau rund 700 Kilometer bis in die Hauptstadt zu fahren. Dort hat der Verein für Direktversicherungsgeschädigte e.V. eine Podiumsorganisation mit Politikern zu Betriebsrenten organisiert. Rudi Birkmeyer will ihnen seinen Protest zeigen, stellvertretend für die anderen Millionen Geschädigten.

Auch interessant:
So teuer werden die Rente mit 63 und die Mütterrente für den Steuerzahler

Altersarmut: Wenn die Rente nicht reicht

Hier klicken und mitdiskutieren