Hierzulande kennen wir Frauke Petry bei Interviews oder in Talkshows meist nur mit einem Dauergrinsen im Gesicht. Kritik perlt an ihr ab wie an Teflon. Die Fassung verliert sie kaum. Vielleicht hatte sie aber auch noch nie Grund dazu. Bis jetzt.
Der britische Journalist Tim Sebastian fühlte Petry in seiner Interview-Reihe "Conflict Zone" (Deutsche Welle) richtig auf den Zahn und führte die AfD-Frau zeitweise vor.
So konfrontierte Sebastian die AfD-Frau sehr hart mit dem von der AfD propagierten Einsatz von Schusswaffen gegen Flüchtlinge und fragte sie, ob sie stolz darauf sei. Petry versuchte sich zu rechtfertigen, indem Sie sich auf "geltendes deutsches Recht" berief. Außerdem sei ein Gebrauch von Waffen nicht gleichbedeutend damit, mit den Waffen tatsächlich auf Menschen zu zielen.
Petry redet um den heißen Brei herum
Petry beschwerte sich, dass die Medien einzelne Aussagen derart ausschlachten würden, um die AfD in ein schlechtes Licht zu rücken. Sebastian konterte mit der Frage, ob sie wohl für Gesagtes nicht die Verantwortung übernehmen wolle. Und der Journalist hakte weiter nach – mit der Bitte um eine konkrete Antwort.
Angenommen, sie würden wirklich eines Tages Bundeskanzlerin werden. Würden Sie den Schießbefehl als letzte Option anordnen?
Nachdem sich Petry erneut nicht zu einer konkreten Antwort durchringen konnte, platzte Sebastian der Kragen.
Sie geben mir keine direkte Antwort. Sagen Sie doch einfach. Ja oder Nein. Ja oder Nein.
Petry blieb die Antwort schuldig. Stattdessen versuchte Sie sich häufig mit Gegenfragen aus der verbalen Umklammerung zu lösen. Doch Sebastian hatte auch hier ein Ass im Ärmel.
Ich frage Sie, Sie antworten. Ich denke nicht, dass die Menschen an meinen Ansichten interessiert sind.
Journalist erinnert Petry an die Pressefreiheit
Wenig gesprächsbereit zeigte sich Petry auch bezüglich der Partei-Aussteiger Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel. Die bohrenden Fragen des britischen Journalisten waren ihr so zuwider, dass Sie Sebastian leicht genervt belehrte, wie er dieses Interview doch zu führen habe.
Hier sehen Sie das Video in voller Länge.
Offenbar sind Sie nicht an der Philosophie der AfD interessiert. Sie konfrontieren mich nur mit Zitaten von Menschen, die unsere Partei nicht mögen. Sie sollten mich lieber fragen, wie wir deutsche Politik verändern wollen.
Sebastian blickte ungläubig über den Rand seiner Brille und klärte Petry kurzerhand über die Pressefreiheit auf.
Ich stelle die Fragen, die ich möchte. Denn das macht die freie Presse.
Ungemütlichste halbe Stunde in Petrys Karriere
Zuletzt wollte Sebastian noch etwas zur rechtsradikalen Gruppierung Pegida wissen, den laut AfD-Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland „natürlichen Verbündeten“.
Pegida-Chef Lutz Bachmann hat Flüchtlinge als "Viehzeug" und "Dreckspack" bezeichnet. Sind Sie stolz darauf mit dieser Gruppierung in Verbindung gebracht zu werden?
Statt zu antworten, empörte sich Petry darüber, dass Sebastian angeblich versuche, eine Verbindung zwischen AfD und Pegida herzustellen, die es gar nicht gebe. Der Journalist darauf:
Warum antworten Sie nicht einfach auf meine Frage, statt meine Motive zu interpretieren?
Nach einer knappen halben Stunde hatte das Interview schließlich ein Ende: für Sebastian ein journalistisches Meisterwerk, für Petry die ungemütlichste halbe Stunde ihrer Politikerkarriere.
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