Seit dem 1. Jänner (Januar) 2009 gilt in Österreich ein generelles Rauchverbot für öffentliche Räume und Verkehrsmittel sowie für Lokale, in denen Speisen serviert werden. So weit, so gut. Die EU-Richtlinie wurde umgesetzt. Wie so oft wird man jedoch das Gefühl nicht los, dass man es trotzdem allen Recht machen wollte. Eine (nicht ganz objektive) Bestandsaufnahme über das Rauchverbot in Österreich nach fünf Jahren Nichtraucherschutz.
Österreich das Raucherparadies - trotz Rauchverbot?
Österreich gilt heute noch - fünf Jahre nach dem Inkrafttreten des Rauchverbots - als Raucherparadies. Nicht ganz zu unrecht.
Das Nichtraucherschutz-Gesetz in Österreich, das seit 2009 gilt, nennt sich zwar generelles Rauchverbot für alle öffentlichen Räumlichkeiten und Gastronomie-Betrieben, die Essen servieren. Doch wie so häufig in Österreich zu beobachten, waren längst nicht alle Interessensgruppen, allen voran die Tabakindustrie und die Gastronomie, von einem generellen Rauchverbot in Österreich überzeugt. Damit im Endeffekt niemand ganz zufrieden, aber auch niemand ganz unzufrieden ist, wurden einige Ausnahmeregelungen getroffen. Da man weder den Rauchern und Zigarettenanhängern, noch den Nichtrauchern ganz entgegen kommen bzw. auf die Füße treten wollte, wurden im Gesetz Ausnahmen für Lokale mit bestimmten Größen vorgesehen.
Das Rauchverbot im Detail
Lokale unter 50m^2 dürfen sich z.B. aussuchen, ob diese ein Nichtraucher-Lokal oder ein Raucher-Lokal sein wollen. Ob man innen Zigaretten rauchen kann oder nicht, muss entsprechend außen am Lokal gekennzeichnet sein. Für Gastronomie-Betriebe, die mehrere Räume für die Bewirtung von Gästen zur Verfügung haben, dürfen getrennte Raucher bzw. Nichtraucher-Bereiche umbauen, wenn gewährleistet ist, dass der Rauch nicht in den anderen Raum dringt. Auch darf der Raucherbereich nicht der Hauptraum der Gastwirtschaft sein sowie über 50 Prozent der Plätze ausmachen. Wenn Baumaßnahmen zur Trennung in zwei separate Räume nicht möglich waren, konnten auch Gastronomie-Betriebe mit bis zu 80m^2 frei wählen zwischen Nichtraucherschutz oder Rauchverbot.
Die ewige Debatte zwischen Rauchern und Nichtrauchern
Im Mai 2014 brachte der Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) die Nichtraucherschutz-Debatte wieder auf den Tisch und forderte: "Österreich muss Rauchverbot ausdehnen". Anlässlich des Welt-Nichtrauchertags sprach sich Stöger für eine Aufhebung der Ausnahmeregelungen für die Gastronomie und ein konsequenten Nichtraucherschutz aus. Österreich liegt im europäischen Vergleich an der Spitze beim Zigarettenkonsum. Vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegt der Raucheranteil bei 27 Prozent in Österreich und ist damit europäischer Spitzenreiter. Die Debatte wurde aber nicht mehr weiter verfolgt und so gilt nach wie vor, das generelle Rauchverbot in den Lokalen Österreichs mit den genannten Ausnahmen.
Die Bestandsaufnahme
Die persönliche Empfindung meinerseits - als Raucherin und Wahl-Wienerin - sagt mir, dass das Wort "Rauchverbot" absolut unpassend für die Situation in Österreich zu sein scheint. Eine Untersuchung von 300 Lokalen gibt mir recht: Über ein Drittel der reinen Raucherlokale überschritten ihre gesetzlich erlaubte Größe. Bei größeren Gastronomie-Betrieben mit zwei getrennten Bereichen (Raucher und Nichtraucher) verstießen 96 Prozent (!) gegen gesetzliche Vorgaben.
Als Raucherin kann ich mich doch dann gar nicht beschweren, könnte man meinen. Ich muss ja auch zugeben, dass es auch wirklich seinen Reiz hat, bei Kaffee und Zigarette gemütlich in einem Wiener Kaffeehaus zu sitzen. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich allein um meiner Gesundheit willen, mir manchmal wünsche eben nicht überall rauchen zu können. Da ich ursprünglich aus München komme und dort auch ab und zu noch rauche, weiß ich auch, wie es ist, einfach kurz vor die Tür für eine Zigarette gehen zu müssen. Es hat nunmal auch seine guten Seiten. Die Haare und Klamotten stinken am nächsten Tag zum Beispiel nicht zum Himmel und ich rauche auch deutlich weniger (vor allem im Winter) und schon fast bewusster, wenn es nicht überall einfach so geht.
Zudem kann ich auch durchaus verstehen, dass sich vor allem Nichtraucher von verrauchter Luft extrem belästigt fühlen. Sie stinken genauso und sind nicht einmal Schuld daran. Wenn dann noch eine scheinbare Trennung der Räumlichkeiten zwischen Rauchern und Nichtrauchern hinzu kommt, fühlen sich meiner Meinung nach beide Seiten nicht Ernst genommen und sind eher verwirrt. In einigen Lokalen Wiens erfolgt die Trennung in zwei Bereiche einfach durch eine imaginäre Trennlinie innerhalb des Lokals, die daran zu erkennen ist, dass am Nebentisch ein Aschenbecher steht oder eine offene Tür den Raucherraum vom Nichtraucherraum trennt und man sich versucht an Verbotsschildern zu orientieren, die aber oftmals auch nur zum Schein eines Rauchverbots aufgehängt sind. Auch wenn gar keine Aschenbecher zu sehen sind, ist das noch kein Zeichen für ein rauchfreies Lokal. In manchen Gastronomie-Betrieben wurden jedoch wirklich teure Umbau-Maßnahmen getroffen oder eine strikte Vorgehensweise gegen Raucher eingeführt. Allerdings scheint es sich dabei eher um Ausnahmen zu handeln, denn generell hat man es als Raucher in Österreich schon sehr einfach – eben fast zu einfach. Andererseits aber auch sehr schwierig, da sich die Regelungen pro Club, Bar, Beisl und Restaurant unterscheiden und nicht wirklich nachzuvollziehen sind, obwohl es ja eigentlich ganz klare Regelungen des Rauchverbots gibt.
Es hat alles seine Vor- und Nachteile, aber meiner Meinung nach kann man von einem Nichtraucherschutz oder einem generellen Rauchverbot nicht wirklich sprechen.
Die Seite, die bei der Diskussion auch viel zu oft außen vor gelassen wird, nämlich die der Beschäftigten in den Lokalen und Gastronomiebetrieben, ist aber die, die unter dem "Rauchverbot" am meisten zu leiden haben. Wie mehrfach bewiesen, schädigt Passivrauchen auch der Gesundheit und macht allein für die Beschäftigten, die tagein und tagaus im Zigarettenqualm arbeiten, ein sinnvolles Rauchverbot langsam schon notwendig. Ich meine, es muss ja nicht gleich so ein striktes Rauchverbot sein wie in Bayern. Aber es muss ja nicht sein, dass man immer unter riesigen Verbotsschildern raucht, was erstaunlich häufig vorkommt.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Regelungen des Rauchverbots einfach besser durchgesetzt werden sollten. Schließlich sollte sich jeder aussuchen können, ob man sich dem Qualm aussetzt oder nicht. Und ich persönlich könnte mich an ein Leben ohne Rauch schon auch gewöhnen, auch wenn ich manchmal alleine vor der Tür stehe. Irgendwann rauche ich dann vielleicht überhaupt nicht mehr.
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