Streit um E-Zigaretten: Lungenärzte warnen vor Gesundheitsgefahren - Suchtforscher widersprechen

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E-Zigarette: gut oder gefährlich?

Wer mit dem Rauchen aufhören will, dampft einfach und viel gesünder mit der E-Zigarette weiter. Doch so einfach ist das nicht. Deutsche Lungenärzte warnen nun ausdrücklich vor den Gesundheitsgefahren bei E-Zigaretten etwa durch Propylenglykol und Formaldehyd sowie Blei und Chrom.

Sucht ist Sucht. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) hin. Dabei macht es für die Mediziner keinen Unterschied, ob herkömmlicher Glimmstängel oder E-Zigarette.

Denn aktuelle Erhebungen zeigten, so die Vereinigung der Lungenärzte, dass sich ein langfristiger Nutzen der E-Zigaretten bei der Entwöhnung nicht belegen lasse. Im Gegenteil bergen "die elektrischen Ersatzprodukte Gesundheitsgefahren, deren Ausmaß bislang noch nicht vollständig abzuschätzen ist."

So sind in den elektrischen Verdampfern enthalten:

  • atemwegsreizende Substanzen wie Propylenglykol
  • krebserzeugende Substanzen wie Formaldehyd
  • teilweise gesundheitsschädigende Metalle wie Blei, Chrom und Nikotin

"Die Langzeitfolgen des Konsums von E-Zigaretten lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht umfassend abschätzen", erklärt Professor Dr. med. Michael Pfeifer, Präsident der DGP. Die bisherigen Erkenntnisse würden aber zeigen, dass von diesen Geräten eine beträchtliche Gesundheitsgefahr ausgehe. "Daher ist es von der Zigarettenindustrie fahrlässig und unverantwortlich, E-Zigaretten als harmlose, moderne Alternative zu verkaufen", so Pfeifer.

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Suchtforscher widersprechen

Ein ganz anderes Bild zeichnen dagegen die Teilnehmer der Fachtagung "E-Zigaretten und ihre Bedeutung für Rauchentwöhnung" an der Frankfurt University of Applied Sciences (FUAS) an diesem Donnerstag. Sie verweisen auf die ihrer Ansicht nach gesundheitspolitischen Chancen, die die E-Zigarette für den Rauch-Stopp bietet - und stellten gleichzeitig das "deutlich geringere Gesundheitsrisiko im Vergleich zur herkömmlichen Tabakzigarette" heraus.

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"E-Zigaretten-Liquids unterliegen in Deutschland einer strengen Regulierung", sagte Prof. Dr. Heino Stöver, Suchtforscher an der FUAS. "Gefahr geht dagegen vor allem von Flüssigkeiten und Geräten aus, die auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden." Er zielt damit auf die in den USA in jüngster Vergangenheit bekannt gewordenen Todesfälle im Zusammenhang mit E-Zigaretten ab, bei denen es sich aber offenbar um "E-Joints" handelte.

Die E-Zigarette, so die einhellige Meinung der in Frankfurt anwesenden Tagungsreferenten, ermögliche es vielen Rauchern von der klassischen Tabakzigarette loszukommen. "Jährlich sterben in Deutschland mehr als 100.000 Menschen an den Folgen des klassischen Rauchens", so Stöver. Das dürfe die Gesundheitspolitik nicht hinnehmen. Ziel müsse es vielmehr sein, dass möglichst niemand mehr zur Tabakzigarette greife. "Die E-Zigarette kann dabei helfen, da sie vielen Rauchern den Rauch-Stopp erleichtert und die Gesundheitsrisiken minimiert."

Studie: Dampf von E-Zigaretten kann Gehirn schädigen

Lungenärzte auf der einen, Suchtforscher auf der anderen Seite. Doch was stimmt denn nun? Eine Studie von amerikanischen Stammzellenforschern der University of California in Riverside, die im Online-Fachmagazin iScience veröffentlicht wurde, kam kürzlich jedenfalls zu dem Ergebnis, dass gerade bei Jugendlichen und Schwangeren das Gehirn durch den Nikotin-Dampf aus E-Zigaretten geschädigt werde.

Bei E-Zigaretten wird nämlich anders als bei herkömmlichen Zigaretten kein Tabak verbrannt. Stattdessen werden Flüssigkeiten (Liquids), die häufig Nikotin und verschiedenste Aromastoffe enthalten, elektrisch verdampft. Auf diese Weise entsteht kein Rauch, sondern ein Aerosol, das eingeatmet wird.

Der inhalierte Dampf wandert über die Riechbahn ins Gehirn und kann hier eine gesundheitsschädliche Wirkung entfalten: In ihrer Untersuchung von Zellkulturen neuronaler Mäusestammzellen haben die Wissenschaftler nachgewiesen, dass der Tabakdampf aus E-Zigaretten die enorm wichtigen neuronalen Stammzellen im Hirn schädigen kann.

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