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Mein Lieblingsthema

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05.05.2017, 17:08 Uhr
Beitrag von wize.life-Nutzer
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Ich nenne es schicksalhafte Fügung, mein Mann bezeichnet es als Überrumpelung.

Es war im Mai, wir saßen in der Sonne und unsere Briefträgerin kam schimpfend den Weg herauf. In der Hand hielt sie ein Exemplar der lokalen Wochenzeitung. Diese hatten wir schon vor längerer Zeit abbestellt wegen der kiloschweren Reklame. Der Wind hatte einige Exemplare durch die Gegend geweht und um ihr einen Gefallen zu tun, nahm ich ihr eines ab und da ich gerade Zeit hatte, las ich es von vorn bis hinten durch. Und stieß auf eine Anzeige „Süße kleine Hundedame, Jack Russel Mix, 2,5 Jahre, gegen Schutzgebühr abzugeben“. Gechipt, geimpft usw. Irgendwas berührte mich sehr und ich rief heimlich, ohne meinen Mann damit zu belästigen, an.

Wir waren 20 Jahre lang Motorrad gefahren und da kann man keinen Hund halten. Katzen schon eher und wir hatten auch immer welche, ohne ist das Haus leer. Zur Zeit haben wir ein Main Coone Mädchen und einen Scottish Fold Kater. Nun war die Motorradzeit vorbei und ich hatte immer mal wieder damit geliebäugelt, einen Hund anzuschaffen, den ersten in meinem Leben.

Und nun diese Anzeige.

Ich verabredete mich mit der Inserentin und sie wohnte ausgerechnet in Nr. 5, meine Glückszahl.

Nachdem ich geklingelt hatte, kam sie mir mit der Kleinen entgegen und es war Liebe auf den ersten Blick. Diese braunen Robbenaugen! Diese hellbraunen Öhrchen, aufmerksam und neugierig gespitzt. Ein zaghaftes Wedeln mit dem ungewöhnlich buschigen Schwanz.

Um mich war es geschehen.

Anastasia hatte ihren Namen von dem Verein bekommen, der griechische Nothunde nach Deutschland holt. Sie hatte in der Nähe von Thessaloniki auf der Straße gelebt. Nun war sie seit kurzem in Pflege bei Iris.

Es folgten ein paar unverfängliche Besuche bei uns und mein Mann war auch ganz angetan und konnte sich dann kaum noch wehren, als ich beschloss, sie auf Probe zu übernehmen. Bedingung war, dass es mit den Katzen klappt. Ich nannte sie Lena, Kurzform von Helena, ist ja auch griechisch und wer mag schon „Anastasia!“ durch den Park brüllen.

Sie entwickelte sich zu einem wahren Schatz! Schmusig, anhänglich, genügsam, zufrieden in unserer Nähe, allerdings auch für ihr Alter recht ruhig. Ein idealer Anfängerhund. Nur spielen kannte sie offensichtlich in keiner Form. Ich vermutete, das hing mit ihrem unbekannten Vorleben zusammen, vielleicht war sie zu sehr mit Überleben beschäftigt gewesen.

Ich spielte ihr dann mal griechische Musik vor, aber darauf reagierte sie nicht. Nur wenn das Weinen eines Babys im TV zu hören war, legte sie den Kopf schief und lauschte. Vielleicht war sie ja nach Ankunft eines solchen in Griechenland ausgesetzt worden, man weiß es nicht.

Es war nicht klar, ob sie überleben würde


Anfangs gab es etwas Probleme mit Minnie, unserer Katzendame, aber allmählich gewöhnten sich alle aneinander und manchen Abend verbrachten wir alle 5 gemütlich vereint im Wohnzimmer.

Da ahnten wir noch nicht, was auf uns zukam.

Es musste noch der Test auf eine der fünf Mittelmeerkrankheiten gemacht werden und leider stellte sich heraus, dass Lena Herzwürmer hatte. Üble Parasiten, die im Heimatland durch infizierte Mücken übertragen werden. Ohne Behandlung stirbt ein Hund daran.

So folgten viele Tierarztbesuche, monatelange Chemiegaben aller Art, u.a. drei sehr heftige und teure Spezial-Injektionen mit anschließender wochenlanger Boxenruhe und eine Fahrt bei Nacht und Nebel in die Tierklinik, weil es ihr so schlecht ging. Sie musste auch über Nacht dort bleiben und es war nicht klar, ob sie diese überleben würde. Gegen die Tränen und die Nachtblindheit ankämpfend fuhr ich nachts um 03.00 mutterseelenallein über die Landstraßen nach Hause. Diese Fahrt werde ich nicht so schnell vergessen.

Nach etlichen Telefonaten mit nicht zuständigem Personal konnte ich Lena dann doch am nächsten Tag wieder abholen. Den Anblick der kleinen Hündin, die in einem Behandlungsraum schon auf dem Tisch stehend auf mich wartete, war herzerweichend.

Zum Glück bezahlte der Verein die erheblichen Kosten, die damit verbunden waren. Aber inzwischen ist alles überstanden und die Kleine blüht regelrecht auf. Ihre Liebe verteilt sie gleichmäßig auf meinen Mann und mich und ist immer für eine Runde kuscheln zu haben. Und selbst das morgendliche Gassigehen bei jedem Wetter, früher eine Horrorvorstellung für mich Langschläferin, ist zu einem gemeinsamen Erlebnis geworden, das ich nicht missen möchte.


Richtig Spaß macht es an der Ostsee


Manchmal kann ich es gar nicht fassen, dass ich nun einen Hund habe, ein Lebewesen, dass mir so vertraut. Zu ihrer ehemaligen Pflegemutter hat sich eine herzliche Beziehung entwickelt, was ich auch sehr schön finde. Manchmal gehen wir gemeinsam mit ihren Hunden im Wald spazieren, das tut jeder Seele gut!

Richtig Spaß macht es an der Ostsee außerhalb der Saison, dann darf man überall am Strand herum toben, nicht nur am ausgewiesenen Hundestrand. Aber ins Wasser mag Lena nicht gehen, lieber schnüffelt sie herum. Ich muss nur aufpassen, dass sie keine Pferdeäpfel findet. Es ist ja auch zu schön, sich darin zu wälzen.... Ich habe es auch noch nicht geschafft, ihr das Apportieren beizubringen, sie guckt mich dann nur ratlos an. Im Sommer wollen wir in eine Hundeschule und mal ausprobieren, was da bei ihr geht.

Wenn es frisches Hack gibt, drehen alle drei durch. Dann hocken sie im Kreis um mich herum in der Küche, aber jeder wartet brav, bis er dran ist. Das haben sie inzwischen gelernt.

Wie heißt es so treffend? Hunde haben Besitzer, Katzen haben Personal. Das kann ich nur bestätigen!

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23 Kommentare

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Renate, ist ja toll, wie deine "drei" sich untereinander verstehen...Das hast du sehr gut beschrieben....
  • 16.05.2017, 22:11 Uhr
  • 0
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Schöne Geschichte
Ich habe frühers unsere Hunde welche ich entweder im Urlaub eingesamnelt hatte oder vom Tierheim in Deutschland hatte immer mit auf Tour dabei.
Tankrucksack.
Angefahren Gas gegeben ist Susi in Deckung gegangen .
Sobald ich abbremste war sie mit ihrem Kopf schon wieder am raus schauen ob wir schon da sind.


Hunde habe ich wegen meinem Job nicht mehr.
Jetzt versorge und vermittle ich Katzen die mir am Campingplatz zulaufen.
Gott sei Dank hab ich eine gute Tierärztin vor Ort die mir mit den Kosten immer nen Freundschaftspreis macht.
Im Winter hänge ich unseren Freisitz zu und versehe ihn mit Styroporkisten samt Stroh und eine vor Ort wohnende Nachbarin füttert sie für mich.
Jede Hilfe vor Ort ist wichtig.
Wir müssen überall helfen wo arme Kreaturen unserer Hilfe bedürfen
  • 11.05.2017, 19:50 Uhr
  • 1
Hallo Petra, finde ich super, was du machst und bin ganz deiner Meinung.
Ich bin jetzt dabei, mich für einen Verein in D, der rumänische Hunde rettet, zu engagieren.
Meine Lena wäre zu groß für einen (Hunde)Tankrucksack, ich versuche jetzt, ihr das Fahrradfahren schmackhaft zu machen, nicht ganz einfach, sie hat schnell Angst vor unbekannten Dingen. Leberwurst könnte hilfreich sein
Schönes Wochenende!
Renate
  • 12.05.2017, 21:02 Uhr
  • 2
Probiers mit klein geschnittenen Wienerchen und am Anfang nur neben dem schiebenden Fahrrad nebenher laufen lassen
  • 12.05.2017, 21:24 Uhr
  • 1
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Die Geschichte ist wirklich sehr schön und auch unterhaltsam geschrieben. Doch einen"Ansatzpunkt" habe ich bei solchen Geschichten immer wieder ... Ich hoffe, es ist mir niemand böse, wenn ich klipp und klar sage : Warum müssen es immer nur Hunde aus dem Ausland sein ? Die deutschen Tierheime sind voller herrenloser, manchmal auch geschundener Tiere, die sich genau so auf ein neues Zuhause freuen, wie die Tiere aus den südlichen Ländern. Ich habe zwei Hunde aus Tierheimen gehabt, von denen ich wußte woher sie kamen.
Die waren genau so lieb , treu und anhänglich, wie die "Ausländer".
Zu alledem kam, das meine beiden keine "exotischen Krankheiten" hatten (siehe "Herzwürmer" ) . Zur Zeit habe ich einen ehemaligen Therapiehund der bis vor drei Jahren "im Dienst" war. In zwei Jahren werde ich nach Spanien übersiedeln. Den Hund nehme ich natürlich mit. Doch wenn es mal mit ihm zu Ende geht, werde ich mir , dann im umgekehrten Fall, keinen Hund aus Deutschland anschaffen, sondern mir einen der "Streuner" von der Straße holen.
  • 11.05.2017, 07:48 Uhr
  • 3
Hallo Ralph, ich freue mich, dass dir meine Story gefällt.
Als ich die Anzeige las, wusste ich gar nicht, dass es sich um einen "ausländischen" Hund handelt, stand da nicht drin.
Das Tierheim in Hamburg hat übrigens überwiegend Hunde aus Rumänien, dort herrschen katastrophale Zustände.
Und eigentlich ist es doch egal, wo das Tier herkommt, es ist in Not und es muss geholfen werden.
LG
wize.life-Nutzer
  • 11.05.2017, 09:53 Uhr
  • 1
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Liebe Renate, ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Sie ist unterhaltsam geschrieben. Schön dass ihr das Hundchen gerettet habt. Wir können auch nicht ohne Hund leben. Jetzt haben wir einen Zwergpudel. Er ist schon 15 Jahre alt und unsere ganze Freude.
Liebe Grüße Marga
  • 09.05.2017, 19:46 Uhr
  • 0
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Interessante Geschichte, aber warum man keinen Hund halten kann, weil man Motorrad fährt, bedarf meiner Meinung nach einer Erklärung.

Ich hatte Hunde als ich noch leidenschaftlicher Motorradfahrer war, ebenso wie in den vielen Jahren, in denen ich ohne dieses Hobby auskommen musste. Beides war unabhängig voneinander möglich gewesen!
  • 06.05.2017, 20:44 Uhr
  • 1
weil man einen Hund nicht übers WE oder länger alleine lassen kann, Katzen können die Nachbarn versorgen
  • 06.05.2017, 23:02 Uhr
  • 0
was hast du denn mit deinen Hunden gemacht, wenn du auf Tour warst?????
  • 06.05.2017, 23:03 Uhr
  • 0
Ach so, ich wusste nicht, dass Motorradfahren grundsätzlich bedeutet, man ist jedes Wochenende pausenlos unterwegs!

Wusstest Du nicht, dass es auch Motorradfahrer gibt, die spätestens nach zwei oder drei Stunden wieder von ihrer Tour zurück sind, wenn sie einen Hund zuhause haben?

Das meinte ich, mit der Erkärung, um die ich gebeten hatte. Ihr wart nicht nur Motorradfahrer sondern ausgiebige Tourenfahrer.
  • 07.05.2017, 04:57 Uhr
  • 1
siehste, hast wieder was gelernt.....
  • 07.05.2017, 15:32 Uhr
  • 0
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  • 06.05.2017, 18:48 Uhr
  • 0
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Es ist schön. dass Lena ein so liebevolles Zuhause gefunden hat.

Meine Katze Edelweiß hat ein so ähnliches Schicksal hinter sich.
Edelweiß kam aus Spanien zu mir. Leider muss sie immer wieder
zum Tierarzt und hatte eine Kiefer-OP, so dass sie nun keine
Zähne mehr hat. Der ganze Kiefer war unter Eiter und sie hatte schlimme Schmerzen. Nun geht es wieder aufwärts.
Leider spielt sie auch nicht und ich denke, dass sie es nie gelernt hat.

Ich bin froh, dass ich ihr helfen konnte und ich möchte sie nicht
mehr missen.

Ein schönes Wochenende und lieben Gruß.
  • 06.05.2017, 13:40 Uhr
  • 0
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Ganz herzlichen Dank für eure positive Beurteilung.
Wenn ich könnte, hätte ich das ganze Haus voller Fellnasen......
guckt mal hier

http://pfotenhilfe-ohne-grenzen.de/i...id=12321392

Sie geben so viel zurück!
  • 06.05.2017, 10:01 Uhr
  • 1
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Was ne schöne Geschichte.

Spannend geschrieben. Man kann nicht anders, als bis zum Ende zu lesen.
  • 06.05.2017, 08:46 Uhr
  • 1
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Einfach klasse
  • 05.05.2017, 23:04 Uhr
  • 0
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