Sie strahlte mich an - wie immer, wenn sie etwas Besonderes mit mir erlebte.
Dabei war es nur eine Kleinigkeit: Kaffeetrinken bei Ikea. Aber für sie war es Kaffeetrinken mit mir ...
Wie immer holte ich sie pünktlich ab. Ich hatte den Termin in ihrem Kalender vermerkt, aber sie war trotzdem überrascht, als ich vor der Tür stand. Und sie begann zu strahlen als ich vorschlug: "Lass uns Kaffeetrinken gehen bei Ikea."
Es waren nur ein paar hundert Meter, genau die richtige Entfernung für einen kleinen Spaziergang. Und wie immer gingen wir Hand in Hand. Hin und wieder schaute sie auf zu mir und ließ mich ihre Freude sehen.
Angekommen nahmen wir den kurzen Weg über die Eingangstreppe direkt ins Restaurant. Kaum glauben mochte sie, dass sie für 50 Cent soviel Kaffee trinken dürfte, wie sie wollte. Und die Mandeltorte, die sie überhaupt noch nicht kannte, schmeckte ihr verdammt gut.
Auf dem Rückweg durch die Haushaltsabteilung konnte ich sie nur schwer davon abhalten, mir ein schönes Kissen zu kaufen. Und in der Halle stand sie staunend vor den riesigen Schwerlastregalen und bewunderte mich offensichtlich dafür, dass ich wusste und erklären konnte, was sie alles enthielten. Ganz aufgeregt drückte sie meine Hand.
Kurze Zeit später standen wir wieder vor ihrer Tür. Sie war ganz erfüllt von dem Erlebten, wurde dann aber auch langsam müde und legte sich auf die Couch. Ich ging, nachdem ich ihr eine Wolldecke bis unters Kinn gezogen hatte und auf ihrem Kalender das Kaffeetrinken für den nächsten Montag eingetragen hatte.
Und wieder würde sie überrascht sein, sich freuen, mir ein Kissen kaufen wollen, Kaffee, Mandeltorte und Schwerlastregale entdecken und mich bewundern. Das tat mir gut.
Und es tat mir schon seit Monaten gut - Montag für Montag wieder.
Ich freue mich jetzt schon wieder darauf, Mutti am nächsten Montag wieder überraschen und soviel Neues erleben lassen zu können.
Robert Kühl
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