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Emma

Emma

01.05.2017, 14:19 Uhr
Beitrag von wize.life-Nutzer

Emma

Es war noch sehr früh an einem Spätsommermorgen, als ich durch eine Berührung an meinem Kopf, aus dem Schlaf schrecke.
An meinem Bett sitzt eine junge Frau.
Sie zieht erschrocken die Hand zurück, mit der Sie mir wohl über den Kopf gestreichelt hat.
Ich greife nach meiner Brille, setze sie auf und schaue die junge Frau an.
Eigenartigerweise habe ich keine Angst, obwohl sie über den Balkon herein geklettert sein muss.
Bei der Wärme lasse ich nachts die Balkontür auf, das Rollo drei viertel herunter, für die Katzen.
Ich erschrecke, die Katzen, das Katzennetz.
Hat sie es zerschnitten als sie auf den hochParterre Balkon geklettert ist?

“ Du hast im Schlaf geredet“ sagt da die junge Frau.
Sie ist so ruhig, schaut mich unverwandt an.
“ Wo ist Rico? Ist Emma nicht auf dem Balkon gewesen?“ frage ich und denke wie seltsam diese Situation ist.
Alles ist so ruhig, fast surreal.
Die Augen der jungen Frau scheinen auf mich geheftet.
“Rico hat sich auf die Couch gelegt,“ sagt sie.
“Und Emma?“frage ich.
Sie lächelt mich seltsam an.
“Auch alles gut“ antwortet sie ruhig.
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich jetzt aus dem Bett springen und ihre Worte auf deren Wahrheitsgehalt überprüfen müsste.
Stattdessen setzte ich mich nun im Bett auf und frage,“Was habe ich denn gesprochen?“
“Es war von deiner Arbeit, wie immer“, antwortet sie.
Wie kommt diese junge Frau darauf, dass ich immer im Schlaf von der Arbeit spreche? Woher will sie das denn wissen?
Jetzt betrachte ich sie ausgiebig.
Schlank, geradezu grazil ist sie.
Sie hat ein fein geschnittenes Gesicht mit hohen Wangenknochen und asiatisch geschnittenen wundervollen, puh, wirklich fantastischen grünen Augen.
Kurze, braune, leicht grau schimmernde Haare und sie trägt einen grauen Seiden overall.
Sie ist barfuß und trägt keinerlei Schmuck doch sie hat eine süße Stupsnase.
Sie schaut mich, mit leicht zur Seite gelegtem Kopf,an.
“Weißt du,“sagt sie,“ manche deiner Kunden geben dir für die Nacht zu viel Ballast mit. Und anstatt mit ihnen darüber zu sprechen, redest du im Schlaf.“
Einen kurzen Moment starre ich sie an.
“Woher willst du das denn wissen? Kennen wir uns?“ frage ich.
Sie lächelt wieder so seltsam.
Fast scheint es, als würde sie genau abwägen was sie sagt.
“ Du kennst mich schon seit ich klein war und hast mir wirklich viel erzählt wenn ich bei dir saß und dir zu sah, wie du dich für die Arbeit, oder am Abend fürs Bett fertig gemacht hast.
Auch wenn du in der Küche hantierst, redest du oft mit mir.“
Kurz stockt sie und fügt dann hinzu,“Natürlich redest du viel mehr mit Rico,“sie seufzt,“aber das liegt ja daran, das der ständig um dich ist, damit für ihn was abfällt oder er seinen Bauch gekrault bekommt.“
Ich bin fassungslos.Reiße Mund und Augen auf, aber kein Ton dringt nach außen.
Noch einmal schaue ich sie intensiv an. Diese Augen,-ich kenne sie, fühle mich sogar sehr zu ihr hingezogen.
Jetzt legt sie mir eine Hand auf den Unterarm.“ Denk dir einfach das du träumst,“sagt sie. “Aber bitte schrecke nicht gleich hoch, es ist schön hier bei dir zu sitzen.“
Jetzt endlich kommt ein Ton aus meiner Kehle. Eigentlich mehr ein Flüstern.“ Emma?!“
Mehr eine Feststellung als eine Frage.
Sie lächelt und nickt.
“Aber wie?“setze ich an.
Aber Emma drückt meinen Arm und schaut mich aus ihren grünen Augen an. “Ich sagte doch, du träumst. Naja vielleicht ist auch etwas Magie im Spiel, wer weiß dass schon so genau. Auf jeden Fall sind solche Treffen, wie wir 2 sie gerade haben, sehr, sehr selten. Und da du weder erschreckst, noch schreist, glaube ich, dass dir das Bild von mir gefällt.“
“Emma“, flüstere ich wieder und würde die junge Frau, die eigentlich meine Katze ist, am liebsten in die Arme nehmen. Sie sieht aus, als könnte sie meine Tochter sein. Ich strecke vorsichtig meine Hand aus. Ganz sacht, aus Angst diesen wundervollen Moment wie eine Seifenblase zu zerstören, streiche ich der jungen Frau über die Wange. Unwillkürlich halte ich den Atem an. Sie fühlt sich, -normal an.
Aus Fleisch und Blut.
“Was hattest du denn erwartet?“fragt Emma lächelnd.
“Ich weiß nicht,“gebe ich zurück.
“Vielleicht dass du eine Illusion bist?Etwas, durch dass meine Hand durchgeht?
Meine Hand streicht jetzt durch ihr kurzes Haar.
In diesem Moment beschließe ich, dass ich diesen Traum einfach genieße.
Wer hat schon die Chance, seine geliebte Katze in Menschengestalt am Bett sitzen zu haben?

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13 Kommentare

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Es lohnt sich immer wieder einmal zu scrollen und zu stöbern.
So bin ich auf Deine Geschichte gestoßen. Ich habe gespannt gelesen und finde sie einfach herrlich.
Vielen Dank dafür.
  • 08.05.2017, 00:26 Uhr
  • 1
Dankeschön für diese freundlichen Zeilen. Liebe grüße aus Lüdenscheid
  • 08.05.2017, 05:28 Uhr
  • 0
schaurig schöne geschichte
  • 21.06.2017, 17:32 Uhr
  • 0
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Tolle Geschichte !
  • 02.05.2017, 12:49 Uhr
  • 0
Auf die Rico Geschichte bin ich jetzt schon gespannt.
  • 02.05.2017, 13:13 Uhr
  • 0
Dankeschön. Das spornt mich an.
  • 02.05.2017, 14:05 Uhr
  • 0
Du hast wirklich ein großes Schreibtalent.
  • 02.05.2017, 14:31 Uhr
  • 0
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Eine schöne Geschichte. Hat mir sehr gut gefallen
  • 02.05.2017, 10:42 Uhr
  • 1
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schöne Geschichte und spannend auch
  • 02.05.2017, 09:07 Uhr
  • 1
Dankeschön. Gerade bin ich bei einer kurz Geschichte über meinen Rico.
  • 02.05.2017, 09:09 Uhr
  • 0
Ich bin gespannt.
Von mir gibt es hier auch eine Katzengeschichte. "Er und ich"
  • 02.05.2017, 09:10 Uhr
  • 1
Werde ich nachher gerne mal raussuchen.
  • 02.05.2017, 09:11 Uhr
  • 0
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Schöne Geschichte.Gruß
  • 01.05.2017, 17:47 Uhr
  • 0
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