Die Geschehnisse von Hamburg treffend auf den Punkt bringen - Michael K Thomsen hat es meines Erachtens geschafft. Hier seine Ausführungen:
Ich erlaube mir mal eine andere Sicht auf die Ereignisse in Hamburg.
Vielleicht hat sich ja auch der ein oder andere gefragt:
„Warum sehen so viele gesunde junge Menschen dabei zu, wie Idioten und Gewalttäter Barrikaden errichten und Feuer legen?“
Das Ganze erinnert mich doch sehr an das Phänomen "Gaffer". Ein Unfall auf der Autobahn und die Vorbeifahrenden drosseln nicht nur über Gebühr das Tempo und glotzen, sondern zücken noch die Handy-Kamera.
Ich hab mich beim Schauen der Bilder im Fernsehen immer wieder gefragt:
„Wieso bilden die Menschenketten und machen Sitzblockaden vor der Polizei, anstatt diese Mittel auch gegen offensichtlich provozierende Chaoten anzuwenden. Da wird zugeschaut und genüsslich konsumiert, was passiert. Hauptsache dabei gewesen - und noch ein peace in die Kamera.
Eine Generation von Bilderkonsumenten via Fernsehen und Spielekonsole, unfähig selbst zu denken und mit anderen (Nebenstehenden) zu reden? Da wird sich von allen Seiten empört und es ist so schnell und leicht, als nicht verantwortlicher Zuschauer Schuldige zu finden und je nach politischer Meinung abzumeckern.
Die Einen sagen, die Polizei sei schuld, der nächste packt den Oberbürgermeister am Kragen, andere wieder die Merkel und so sind es immer die anderen. Nie wir selbst.
Tragen nicht auch die gaffenden Bürger dazu bei, dass sich das Ganze sogar noch für den "Schwarzen Block" richtig lohnt? Nicht genug, dass sie niedere Triebe skrupellos ausleben können, sie erhalten noch Aufmerksam und werden - gerne anonym als Masse - tausendfach erwähnt.
Fehlt uns Bürgern, die wir solchen Aktionen beiwohnen, der Mut, die Kreativität, die Absprache, das Konzept, unseren Beitrag zu leisten?
Warum schauen die Menschen Bier trinkend und Kamera zückend zu, wie da echte Kranke, dennoch gut organisierte Idioten Gegenstände ins Feuer werfen? Niemand holt einen Feuerlöscher. Nein Gaffen.
"Hier ist was los!" (man erlebt ja sonst nichts.)
Eine Sitzblockade rund um das Feuer, sodass die Chaoten da nichts mehr rein werfen können, zum Beispiel. Nein man sitzt vor der Polizei und manche rufen vom Rand blöde Sprüche.
Müssen wir alles den Polizisten überlassen, die sich teilweise zum Selbstschutz oder aus Sorge, in einen Hinterhalt zu geraten, oder aus Vorsicht, um nicht Unbeteiligte zu treffen oder eine weitere Eskalation zu riskieren, nicht trauen vorzugehen?
Hätte sich nur eine Gruppe von Menschen beispielhaft getraut, sich den Chaoten des Schwarzen Blocks in den Weg zu stellen, wäre denen vielleicht ein wenig der Zahn gezogen worden. Und selbst wenn die Vermummten ihre Gewalt gegen Sachen und Polizei auf friedliche Menschen ausgedehnt hätten, spätestens dann hätte die Polizei eingegriffen.
Meine Fragen bleiben:
Sind wir ein Volk genüsslicher Gaffer, die sich alles reinziehen, um am Ende den moralischen Verurteiler zu spielen?
Fehlt uns der Mut, gegenseitige Aufmunterung und Absprache, um Zivilcourage zu zeigen?
Ich sehe und höre schon jetzt das Hauen und Stechen von links und von rechts - Wahlkampfgetöse.
Haben wir nicht viel mehr in der Hand, wenn wir endlich mal miteinander reden und aktiv werden, statt nur zu jammern, zu motzen und zu gaffen?
von Michael K. Thomsen
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