Als kleiner Bub schickten meine Eltern mich nach Norderney in Kinderkur, sie sagten das Meer und die Luft würden mir gut tun. Ich schlief schlecht, hatte viele Alpträume, meine Atemwege ( Nase ) waren ständig dicht und ich sah ( im Gegensatz zu heute ) vollkommen unterernährt aus.
Ich war sehr neugierig auf das was mich da erwartete. Die Fahrt mit der Eisenbahn an die Küste war schon ein Erlebnis hoch drei....die Steigerung kam mit dem Riesenschiff, das uns zur Insel übersetzen sollte. Gott....so viele Menschen auf ein Boot? Und wieso Boot ? Da tat sich ein Ungetüm aus Stahl vor mir auf...gigantische Ausmaße , man bräuchte eine Ewigkeit ( ich war mal gerade 3 Jahre alt ) um es zu umrunden.
Auf dem Deck konnte ich nicht über die Reling schauen....alles war irgendwie für Erwachsene konzipiert, aber den Himmel.....den Horizont....wouhhhh....den konnte ich sehen. Das Licht hier am Meer war irgendwie anders als zu Hause, heller....klarer...blauer. Dann dieser Geruch ! Frisch....würzig....salzig....so etwas habe ich nur einmal annähernd gerochen...in einem großen Geschäft in Köln, wo man lebende Fische und Krebse aus dem Aquarium heraus kaufen konnte.
Dann kam die Insel immer näher.....eine Insel...oh mein Gott....wie schwimmt die eigentlich auf dem Wasser ? Und warum fällt der Sand am Strand nicht dauern ins Wasser und versinkt unter die Insel?
Dann auf der Insel: warum ist das Wasser mal so nah, mal weiter weg? Warum sehe ich Morgends viele kleine Inseln rund um unsere große, mal sind sie verschwunden?
So viele Fragen taten sich auf,Erlebnisse die ich nicht zu begreifen vermochte am Anfang, die Neugierde stieg in mir auf und ich fragte unseren Nonnen im Kurhaus Löcher in den Bauch. Die Welt wurde für mich plötzlich wundervoll groß, ich begriff, das man nicht alles " erfassen " kann, das diese große geheimnisvolle Welt voller neuer Überraschungen steckte. Wenn ich die Augen schloß, wurde dieses Geräuch, das vom Wasser ausging , musizierend, unterbrochen von mächtigem Rauschen , das gleichmäßig und rytmisch durch meine Ohren glitt.
Bei unserem ersten langem Spaziergang am Strand war ich fasziniert von der Weite dieses Anblicks, die Schiffe die am Horizont immer kleiner wurden und wie von Geisterhand plötzlich hinten runterfielen. Andere hingegen tauchten unvermittelt auf, kamen näher und wurden größer,noch viel größer als das Schiff das uns zu Insel brachte. Wir durften barfuß durch das Wasser laufen, ich fand es faszinierend wie das Wasser sich um meine Füße schloß, wie es meine Spuren im Sand ausfüllte und die Zeichnung meiner Fußstapfen sanft ausmalte.
Die Möven, die uns fliegend umzingelten und irgendwie bettelnd schrieen, die Seehunde, die wir urplötzlich auf einer dieser kleinen Inseln entdeckten....friedlich in der Sonne schlafend, diese durchsichtigen Luftballons im Wasser, die sich geheimnisvoll weg-und wieder zu uns hin bewegten, alles war so faszinierend.
Damals wurde die Faszination fürs Wasser, für Strand und Wind, für Wellen und Horizont in mir geboren. Noch heute fahre ich ein-zweimal jährlich ans Meer, durch das Meer, besuche neue Länder und deren Küstenregionen, verbringe Zeiten auf Booten und Schiffen und entdecke jedesmal neue spannende und lehrreiche Impressionen der Naturgewalten , lerne viel über die Menschen an den Küsten, wie sie ihr Leben auf das Element Wasser angepasst haben, wie sie auf ihre Art und Weise den Gegebenheiten trotzen, und ich begreife warum das Leben am Meer eigentlich nur gesund ist.
Meine später mal diagnostizierte Schlafapnoe ist an der Küste für mich fast nicht spürbar, meine Atemwege sind von der ersten Stunde an frei, mein Schlaf ist dort tief und fest, und....ich genieße jede Minute meiner Urlaubsreisen ans Meer auf eine ganz besondere Art und Weise.
Vielleicht hat mein Sternzeichen " Fisch " doch mehr an Bedeutung als ich mir durch meine naturwissenschaftliche Ausbildung zugestehen mag....aber eins weiß ich genau...obwohl Landmensch bin ich durch und durch Wasserratte😉🌊🚣🏼
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