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Deutschlands erste Flugpionierin

Deutschlands erste Flugpionierin

30.03.2017, 16:49 Uhr
Beitrag von wize.life-Nutzer

Melli Beese hat ein Ehrengrab in Schmargendorf

Amelie Hedwig Boutard-Beese, besser bekannt unter ihrem Rufnamen Melli Beese, war eine deutsche Pilotin. Sie ging in die Geschichte ein als die erste Frau, die in Deutschland die Prüfung zum Erwerb eines Privatpilotenscheins ablegte.
Sie wurde am 13. September 1886 in Laubegast bei Dresden geboren. Dort hängt an ihrem Geburtshaus auch eine Gedenktafel. In Berlin ist sie am 21. Dezember 1925 verstorben. Ihr zu Ehren pflegt die Stadt Berlin auf dem Friedhof in Schmargendorf ein Ehrengrab.

Von 1906 bis 1909 studierte Beese an der Königlichen Akademie der freien Künste in Stockholm Bildhauerei. In Schweden lernte sie auch ihre große Leidenschaft, das Hochseesegeln, kennen. Beese war zudem fasziniert von den Berichten und technischen Fortschritten in der „Aviatik“. Sie las und sammelte alle Berichte über die Flugversuche der Brüder Wright. Als einzige Tochter wohlhabender Eltern wurde die begabte Melli Beese auf allen Gebieten gefördert.

Als Beese im November 1910 nach Deutschland zurückkehrte, besuchte sie am Technikum Dresden als Externe Vorlesungen in Mathematik, Mechanik, Schiffbau und Flugmechanik. Noch im gleichen Jahr suchte sie auf dem Flugplatz Johannisthal bei Berlin einen Fluglehrer. Bei der „Flugmaschine Wright GmbH“ hatte bereits die Ballonfahrerin Käthe Paulus Flugstunden genommen. Ihr Fluglehrer Paul Engelhard weigerte sich jedoch, noch einmal eine Frau zu unterrichten; er schickte Beese weiter zur Ad Astra. Deren Fluglehrer, Robert Thelen (1884–1968), erklärte sich endlich bereit, Beese als Schülerin anzunehmen.
In den 1910er Jahren wurde nur geflogen, „wenn ein entfaltetes, in die Luft gehaltenes Taschentuch sich nicht bewegt“. Schwere Probleme bereitete ihr von nun an der zeitgenössische Männlichkeitswahn. Beeses Kameraden sahen in ihr eine unwillkommene Konkurrentin und versuchten, ihr Fliegen zu verhindern. Bei ihrem zweiten Flug im Dezember 1910 setzte der Motor aus, die Maschine stürzte aus 20 Metern Höhe zu Boden und Melli Beese brach sich den Knöchel. Gegen die Schmerzen wurde sie mit Morphin behandelt, was eine lebenslange Sucht auslöste. Einige Tage nach dem Unfall starb ihr Vater.

Im Januar 1911 kehrte Beese nach Johannisthal zurück. Für den als abergläubisch geltenden Robert Thelen war ihre Bruchlandung der Beweis, dass „Frauen im Flugzeug eben Unglück bringen“, und er weigerte sich, sie weiter zu unterrichten.
Im Mai 1911 unterschrieb Beese einen neuen Schulungsvertrag bei den Rumpler-Werken. Hellmuth Hirth, der Fluglehrer, war von der Idee wenig begeistert, gab jedoch dem Druck der Rumpler-Direktion nach, die sich durch eine weibliche Werkspilotin einiges an Publicity versprach. Doch Beese hatte mit der negativen Einstellung des Fluglehrers zu kämpfen. Ohne ausreichende Flugerfahrung meldete sich Beese schließlich ein erstes Mal zur Prüfung an. Das Flugzeugführerzeugnis des Vereins des Deutschen Luftfahrtverbandes DLV war nötig, um an Wettflügen teilnehmen zu können. Die Prüfung bestand aus drei geschlossenen Rundflügen von mindestens fünf Kilometern Länge.
Beeses erste Prüfung endete fast mit einem Unfall. Kaum war sie in der Luft, setzte der Motor aus. Sie leitete sofort die Landung ein und musste feststellen, dass der Benzintank sabotiert worden und das Benzin ausgelaufen war. Sie berichtete den Vorfall jedoch nicht, er wurde erst in ihrer Autobiographie erwähnt. Danach meldete sie sich erst wieder zur Prüfung an, als der Unterricht wegen der Abwesenheit von Hellmuth Hirth einmal ausfiel. Am 13. September 1911, ihrem 25. Geburtstag, stieg sie in den frühen Morgenstunden mit der Rumpler-Taube auf und flog die vorgeschriebenen Runden und Figuren. Bevor die anderen Flugschüler auf dem Flugplatz eintrafen, hielt sie bereits als erste Frau Deutschlands die Flugzeugführerlizenz Nummer 115 in ihren Händen.

Der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 markiert den Anfang vom Ende der Karriere der erfolgreichen Flugpionierin. Nachdem Melli Beese den Franzosen Charles Boutard geheiratet und die französische Staatsangehörigkeit angenommen hatte, galt sie zusammen mit ihrem Mann als Staatsfeindin Deutschlands. Das Ehepaar verlor seine erfolgreiche Flugschule, Lehr- und Geschäftserlaubnis wurden entzogen. Nach Kriegsende steht das Paar in Johannisthal vor dem finanziellen Aus. Mit ihrem Mann plant sie ein neues Projekt, einen Flug um die Welt. Bei einem Probeflug in Berlin-Staaken für die Fluglizenz, die sie neu erwerben musste, stürzt Beese ab und überlebt unverletzt. In dieser Zeit zerbricht aber ihre Ehe mit Charles Boutard. Am 21. Dezember 1925 nimmt sich Melli Beese im Alter von 39 Jahren das Leben. Quelle: Wikipedia, Text und Foto: Klaus Tolkmitt

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4 Kommentare

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Sehr interessant!
  • 04.04.2017, 22:23 Uhr
  • 0
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hat nichts mit Deinem Beitrag zu tun: Dein Familienname läßt mich auf Ostpreußen oder Litauen schließen, habe ich recht?
  • 30.03.2017, 23:20 Uhr
  • 1
Richtig, mein Vater stammt aus Ostpreußen.
  • 31.03.2017, 12:47 Uhr
  • 1
Ja, aus dem ausgestorbenen Land, dessen Dialekt auch ausgestorben ist, aber noch kenne ich - nicht ostpreußischer Herkunft - meine Mariellchen und Lorbaße ganz gut!
Bin in einer Heimatvertriebenen-Siedlung (Jg. 48) aufgewachsen, da waren alle da, da konnte man als Dialekt-oder sprachbegabter alles lernen! Deshalb hat mich die deutsche geschichte immer interessiert, und die Namens
herkünfte gewisser Namen natürlich auch, bei solchen Namen wie Deinem treffe ich immer ins Schwarze und auf das größte Erstaunen, "woher ich das wisse", wenn ich jemand frage: Deinem Namen nach kommt Dein Vater oder Großvater aus Oberschlesien, aus dem Sudetenland, aus....
ein herzlicher Gruß von "Migrant-Herfünftigen" zum Kollegen!
  • 31.03.2017, 13:06 Uhr
  • 1
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