Der Mensch lebt je nach bisherigem Verlauf mit positiven und negativen Erinnerungen. Sie haben sich im Laufe der Jahre eingebrannt und ein erwünschtes Vergessen der negativen Chronik gibt es nur ganz selten. Andererseits behält man positive Ereignisse gerne so lang wir möglich. Doch manchmal verblassen Erinnerungen auch ohne ernsthafte Erkrankungen wenn Anhaltspunkte nicht mehr vorhanden sind oder wenn sich die Bewertung der Bedeutung verändert.
Solange sich Erinnerungen auf das aktuelle Leben direkt auswirken, sind sie wir eine zweite Haut - also Teil des realen Lebens. Erst wenn man gelernt hat, die Dinge hinter sich zu lassen, hat man einen klaren Blick nach vorne. Nun wird es Menschen geben die meinen, dass man irgendwann nur noch von Erinnerungen lebt, wenn das Alter und die damit verbundenen Probleme an Einem nagen. Und dazu kommt die Angst, dass man vielleicht die schönen Dinge vergisst, wenn sie in weite Ferne rücken.
Niemand ist wirklich davor sicher und ältere Menschen, die nur stumm auf einer Bank sitzen, erscheinen teilnahmslos und quasi scheintot. Dabei sind sie manchmal geistig lebendiger, als andere Stress-geplagte Menschen, die den ganzen Tag mit unwichtigen Dingen beschäftigt sind. Doch es ist das Leben in der Vergangenheit an dem sie sich festhalten, weil sie körperlich noch fit und daher aktiv waren.
Und wenn das Vergessen das Leben bestimmt? Wenn man nicht einmal seine Gedanken hat? Ich finde, auch dann hat man ein lebenswertes Leben verdient und es liegt an der Umwelt, dafür zu sorgen, dass der Betreffende auch dann noch ein erfülltes Leben hat - also wenigstens die Gegenwart wahrnimmt und sich an kleinen Dingen freuen kann.
Schlimm ist aber auch die Angst davor, jemals in diesen Zustand zu kommen - die Angst, möglicherweise die schönste Zeit seines Lebens zu vergessen. Besonders, wenn man diesbezüglich erblich vorbelastet ist. Wie man sich dagegen wehrt ? Gar nicht - solange es nicht zuverlässige Mittel gegen Demenz und Alzheimer gibt, welche die Erinnerungen wieder zu 100% zulassen.
Doch die Umgebung kann viel bewirken. Neben Erinnerungsstücken helfen auch Gespräche, die dem Betreffenden wichtig sind und im Idealfall ist es die eigene Familie, die mit der Biographie des Betreffenden vertraut ist und man kann nur Jedem wünschen, einen solchen Verwandten zu haben, der die Geduld und die Zeit hat, auf die Familie einzugehen...
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