In den meisten Fällen ist ein Neubeginn etwas Positives. Etwas Belebendes, dass bei den meisten Menschen eine Art Aufbruchstimmung erzeugt. Andererseits muss für einen Neubeginn erst Vergangenes wirklich beendet werden. Nicht nur der organisatorische Teil muss abgeschlossen sein, sondern auch gedanklich sollte man abgeschlossen haben, bevor man etwas Neues beginnt. Es sei denn, man will, dass die Vergangenheit sich direkt auf die Zukunft auswirkt.
Es gibt keinen Anfang ohne vorheriges Ende und das gilt umso mehr, wenn man daran glaubt, dass das Leben ein ewiger Kreislauf und keine kontinuierliche Linie ist. Bei genauerer Betrachtung gilt das für große Dinge ebenso wie für die Kleinigkeiten des Lebens. Nicht Jeder würde auf die Idee kommen, eine neue Beziehung zu beginnen, solange eine Partnerschaft noch besteht. Ein derartiges Verhalten ist wohl charakterlichen Totalschäden zuzuweisen, die nur aus egoistischen Motiven heraus handeln.
Ein beruflicher Neubeginn bedeutet in der Regel nicht nur ein Jobwechsel in der gleichen Branche, sondern ein kompletter Wechsel mit neuen Aufgaben und neuer Verantwortung. In diesen Fällen kann man sich der neuen Aufgabe auch nicht 100 % widmen, solange man gedanklich noch dem alten Job nachhängt.
Ein Umzug in eine völlig andere Gegend, die vielleicht sogar eine ganz andere gesellschaftliche Struktur hat und die Mentalität der Menschen völlig von der bisher Gewohnten abweicht, ist vielleicht einer der radikalsten Einschnitte, der die Anpassungsfähigkeit der Menschen auf die Probe stellt.
Vielleicht sollte man an dieser Stelle auch (echte) Flüchtlinge nicht unerwähnt lassen, die hauptsächlich aus völlig anderen Kulturen kommen und die Kultur die sie im Ankunftsland vorfinden, nicht unbedingt als ideal ansehen. Trotzdem ist Anpassung gefragt und nicht für Jeden ist das so einfach. Das soll nichts entschuldigen, aber vielleicht die Gründe verständlich machen, die zu einer möglichen mangelnden Integrationsbereitschaft führen.
Wenn ich wieder neu anfange, muss ich mich gedanklich von gewissen Gewohnheiten verabschieden - schon um mir selbst nicht im Weg zu stehen. Und ich denke, dass man sich als junger Mensch damit leichter tut. Selbst innerhalb Europas sind kulturelle Unterschieden teilweise sehr groß.
So gilt in Spanien zwar offiziell das Prinzip der Gleichberechtigung, aber in der Praxis sieht das etwas anders aus. So kann ein Haushaltsvorstand niemals eine Frau sein und wenn es um gemeinsame Anschaffungen geht, wird immer der Mann angesprochen. In Deutschland hingegen wird versucht, die Frau in den Vordergrund zu setzen. Für jemanden, der lange Zeit nicht in Deutschland gelebt hat, eine große Umstellung.
Ein Neuanfang in dieser Hinsicht bedeutet auch das Ende von derartigen Gewohnheiten und offen gesagt: Einfach ist das nicht. Doch man muss die positiven Dinge sehen und am Ende überwiegen die - sachlich gesehen. Ein lachendes und ein weinendes Auge bleibt trotzdem. Aber wie der Titel schon verrät.. Kein Anfang ohne Ende!
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