wize.life
Neu hier? Jetzt kostenlos registrieren und mitmachen! Warum eigentlich?
Hochgenuss Timmelsjoch – nicht nur für Motorradfahrer

Hochgenuss Timmelsjoch – nicht nur für Motorradfahrer

Wolfgang Stegers
23.04.2016, 14:52 Uhr
Beitrag von Wolfgang Stegers

Die höchste Alpenüberquerung Österreichs, das Timmelsjoch, bietet nicht nur für Motorrad-, Cabrio- und Radfahrer gigantische Ausblicke und Naturerlebnisse. Die neu erbaute Mautstation beherbergt Restaurant, Sessellift und ein fantastisches Motorradmuseum mit exklusiven Raritäten. Ein lohnenswerter Ausflugstrip.

Abenteuerspielplatz „Alpen“: Ein Muss für jeden Motorradfahrer, egal ob aus Flensburg oder Füssen. Was gibt es Schöneres für einen Biker, als im Rhythmus der Kurven die Pässe rauf und wieder herunter zu wedeln? Lang gezogene Kurven, Spitzkehren, Serpentinen, tückische Hundskurven oder harmonische Windungen und dazu noch grandiose Ausblicke. Das Bikerherz schlägt höher, egal ob mit leichter Enduro oder vielzylindrigem Flaggschiff. Die Pässe der Alpen ziehen Motorradfahrer magisch an.

Je höher die Pässe umso besser, je wilder die Landschaft umso schöner. In der Kategorie „Der Beste unter den Besten“ belegt das Timmelsjoch schon immer einen vorderen Platz. Die höchste Alpenüberquerung Österreichs ist noch keine 50 Jahre alt und verbindet Nordtirol mit Südtirol. Sie führt durch das Ötztal mit den Hauptorten Ötz, Sölden und Gurgl. Bis zum Joch, dem Timmel, sind es 30 Kehren. Auf dem Tömbl (rätoromanisch, Schutthöcker), heißt die italienische Seite Passorombo. Jetzt schlängelt sich die schmale Straße in wilden Haarnadelkurven herunter gen Meran - vom Gletscher zum Palmenhain.

Tourismuspionier und Rennfahrer

Es war schon eine diebische Idee, die der Tourismuspionier, Hotelier und Rennfahrer Alban Scheiber Senior mit einigen Getreuen aus dem Tal ausheckte, die Idee einer Straße über den zweiten Alpenhauptkamm wieder zu beleben. Wand sich doch über den 2509 Meter hohen Grat nur ein alter Saumweg und wilder Schmugglerpfad aus Gurgl ins italienische Südtirol. Und auch Alban Scheiber spürte den Drang, das Ende des engen Tals verlassen zu können und die Anbindung nach Südtirol für motorisierte Fahrzeuge zu öffnen.

Schon die mittelalterlichen Handelshäuser Fugger aus Augsburg und die Welser nutzten den höchsten schneefreien Übergang zwischen Brenner- und Reschenpass ins reiche Bella Italia, Sehnsuchtsland vieler Deutscher.

Die Südrampe – Militärstraße von Mussolini

Durch die beiden Weltkriege wurde der Bau der Straße über das Timmelsjoch immer wieder verschoben. Hatte doch bereits 1897 der Tiroler Landtag diese beschlossen. Auf der anderen Seite hatte der italienische Diktator Benito Mussolini die Südrampe als Militärstraße 1933 gebaut, um nach Österreich einfallen zu können. Zwei Kilometer vor der Passhöhe endet sie.

Erst in den Jahren 1955 bis 1959 wurde die Nordrampe zum Preis von 28 Millionen Schilling (2 Mio €) errichtet. Es dauerte aber noch 9 Jahre bis am 15. September 1968 die restlichen zwei Kilometern der Hochgebirgsstraße auf der italienischen Seite fertiggestellt und eröffnet werden konnte. Alban Scheibers Traum hatte sich erfüllt und der gewiefte wie visionäre Geschäftsmann hatte sich die Benutzungsrechte an der Timmelsjoch Hochalpenstraße gesichert.

Schweißtreibende Südrampe

Ein „Glück“, dass Diktator Mussolini nur eine steile, enge Militärstraße hat bauen lassen. Denn die Timmelsjoch-Hochalpenstraße mit ihren 10-prozentigen Steigungen ist für den Lkw-Verkehr nach wie vor gesperrt. So wurde sie zu einer Ausflugsstraße für Genießer. Cabriocrusier wissen sie ebenso zu schätzen wie Motorradfahrer. Und immer öfter quälen sich Radfahrer herauf. Von St. Leonhard auf der italienischen Seite sind es auf 30 Kilometer verteilte stramme 1800 Höhenmeter bis zur Passhöhe. Weniger schweißreibend ist da die Nordrampe.

An deren Einstieg, wenige hundert Meter von Hochgurgl entfernt, ist jetzt einen neue Mautstelle eröffnet worden. Imposant und einmalig in ihrer Art. Vier Funktionen wurden unter der weit geschwungenen Holzkonstruktion vereinigt: Mautstation mit Kassenhäuschen; die Talstation des Sessellifts; ein großzügiges, lichtdurchflutetes Restaurant im Stil eine Hard-Rock-Cafès und ein bestens bestücktes Motorradmuseum, sowie Apartments für das Saisonpersonal.

Die Königs-Zwillinge von Obergurgl-Hochgurlgl

Hier am Beginn der Mautstraße liegt Hochgurgl. Mit einem einfachen Sessellift hat alles angefangen, als Alban Scheiber im Spätsommer 1961 von Obergurgl kommend am Ende des Tals auf einen sonnigen Hügel stieg und seine Vision hatte. Ein neues Skigebiet noch höher als Obergurgl. Heute gehören Lifte, Berggastronomie, die Straße und natürlich Hotels dazu. Alles in der Hand der Familie, alles zum Scheiber-Imperium gehörend, einem Clan von 4-Familienstämmen. Die Scheibers sind die Könige von Gurgl. Allen voran die Zwillingssöhne Alban und Attila. Sie führen das Werk ihres Vaters Alban senior fort. Ihr erfolgreiches und nachhaltiges Geschäftsmodell: Die anfallenden Gewinne werden wieder reinvestiert.

Nur so konnte der 25-Millionenbau des Top Mountain Cross Point realisiert werden. Ende April offiziell eröffnet, haben Restaurant und Sessellift ihre Bewährungsprobe mit der ablaufenden Skisaison erfolgreich bestanden. Mautstelle und Museum samt Restaurant erwarten jetzt die Sommertouristen. Ob motorisiert, mit dem Fahrrad oder per pedes das Erlebnis „Hochalpenstraße Timmelsjoch“ ist der Ausflug wert.

Diesen Inhalt jetzt auf Facebook teilen!
Diesen Inhalt jetzt auf Twitter teilen!

Kommentare

Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.