Rund 20% der deutschen Surfer ist mit einem Ad-Blocker im Netz unterwegs. Einen ähnlichen Anteil messen wir auch bei seniorbook. Die Nutzer von Ad-Blockern kommentieren den Einsatz dieser Software häufig mit aus ihrer Sicht sehr schlagfertigen und stichhaltigen Argumenten. Ich kann aber nicht weiter über Unwissenheit und Voreingenommenheit schweigen. Internetnutzer werden im Allgemeinen leider auch informativ auf der Strecke gelassen und können sich so ihre eigene Logik aus der angezeigten Werbung spinnen. Als der bei seniorbook für Werbung verantwortliche Ad-Manager habe ich die häufigsten Argumente für den Einsatz von Ad-Blockern auf den Prüfstand gestellt und werde sie in diesem Artikel entkräften.
Macht endlich gute Werbung, dann deaktiviere ich auch meinen Ad-Blocker
Das wahrscheinlich am meisten vorgebrachte Argument für die Benutzung von Ad-Blockern. Daran stören mich gleich zwei Inhalte in dieser Aussage:
1. Wir sollen machen
Nun, das ist zwar ein auf den ersten Blick nachvollziehbares Argument, kann aber von nahezu allen Webseiten-Betreibern nicht eingehalten werden. Denn die Webseiten-Betreiber sind meist nur der Kanal über den Werbung ausgespielt wird. Ein Kunde, eine Agentur oder sonst ein Werbenetzwerk ist für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich. Wir von seniorbook zeigen immer klare Grenzen von Werbung auf (inhaltlich wie optisch), aber wir machen, bzw. gestalten die Banner nicht.
2. Erst wenn gute Werbung da ist, mache ich die Blocker-Software aus
Als wenn es wirklich Nutzer gibt, die alle paar Tage ihre Block-Software deaktivieren um mal nachzuschauen, ob die Werbung bereits "besser" geworden ist. Das kann ich mir nicht einmal schlafend im Traum vorstellen und schon garnicht in der surfenden Praxis. Ein aktivierter Ad-Blocker wird einmal installiert, aktiviert und fertig. Danach verstaubt er samt allen Standard-Einstellungen im Browser und erfüllt schlicht seinen Dienst.
Werbung ist ja OK, aber diese ganzen Layer, Overlays und Pop-Ups gehen überhaupt nicht
Auch ein Klassiker unter den Pro-Argumenten für eine Anti-Werbe-Software. Klar, Werbung, die sich über den Inhalt einer Seite legt, kann störend sein. Aber auch hier muss ich mich wiederholen: Ein Ad-Blocker wird einmal installiert und danach (meist) nie wieder angepasst. An alle die dieses Argument vorbringen: Warum deaktiviert ihr dann in eurer Block-Software nicht einfach diese störenden Werbeformate und lasst die anderen Anzeigen zu (die ja laut eigener Aussage OK sind)? Die Funktionen dazu bietet jede dieser Tools.
Meistens wird mit einem Ad-Blocker nicht behutsam die eine großflächige Werbung blockiert, sondern gleich der Radikalschlag: Alles muss weg! Dass mit dieser Einstellung auch manchmal Funktionen der Internetseite eingestampft werden, wird entweder ignoriert, nicht wahrgenommen oder man stellt fest, dass etwas nicht geht und macht trotzdem die Werbung dafür verantwortlich.
Wenn ich Werbung zulasse, dann lädt die Internetseite viel zu langsam
Das ist auch nur eine Halbwahrheit. Die meisten Internetseiten, die mit Werbung Geld verdienen, laden die Anzeigen asynchron, wie auch seniorbook. Das bedeutet, dass der Inhalt der Website unabhängig von der Werbung geladen wird. Also kann meist schon die Seite angesehen werden, während die Banner noch laden. Wenn der Inhalt der Seite also nicht angezeigt wird, hat das nichts mit der Werbung zu tun, sondern hat dann andere Gründe.
Mein Browser, meine Regeln
Ja und Nein. Klar, der Browser eines Nutzers ist unantastbar. Aber man muss sich mal die Funktionsweise von Ad-Blockern überlegen:
Geht ein Nutzer auf eine Internetseite, betritt er das Eigentum des Webseiten-Betreibers. Alles was dort angezeigt und geladen wird, gehört der Seite, bzw. dem Betreiber - dazu zählt auch die angezeigte Werbung. Das bedeutet, dass der Nutzer das Eigentum des Betreibers blockiert/verändert.
Auch wenn aus meiner Sicht Vergleiche aus dem realen Leben und dem Internet immer hinken, stelle man sich vor, dass einem die gelbe Farbe einer fremden Hauswand nicht gefällt und sie einfach in rot übermalt. Das würde dem Eigentümer sicher nicht gefallen...
An meinem Briefkasten kann ich doch einen Aufkleber mit 'Bitte keine Werbung' anbringen, dann kann ich das doch auch im Internet
Wie ich schon sagte: Das Internet mit dem realen Leben zu vergleichen, führt immer zu Problemen. Und bei dem Argument weiß ich garnicht wo ich anfangen soll...
Zunächst ist der heimische Briefkasten aus meiner Sicht eher mit dem eigenen E-Mail-Postfach zu vergleichen. Natürlich gibt es auch da Werbung und Spam, aber jeder kann dagegen etwas unternehmen (übrigens wie auch im echten Leben).
Daneben gibt es für Anzeigen im Internet keine Analogie im realen Leben. Wenn man aber eine benötigt, dann wohl eine Anzeige in einer kostenlosen Zeitschrift. Denn alle Informationen bleiben ja kostenlos für alle User einsehbar.
Ich klicke nie auf Werbung, ihr verdient an mir daher sowieso kein Geld - dann ist es doch egal
Ein Argument geboren aus Unwissenheit. Das ist schon deshalb nicht richtig, weil viele Surfer davon ausgehen, dass Webseiten-Betreiber nur dadurch Geld verdienen, wenn die Nutzer auf die Anzeigen klicken. Das stimmt zwar in Teilen auch, aber viel häufiger wird ein anderes Abrechnungsmodell angewendet: der sog. Tausender-Kontakt-Preis (TKP). Im Prinzip heißt das nur, dass ein Kunde für 1.000 Werbeeinblendungen einen bestimmten Geldbetrag zu leisten hat - unabhängig davon ob und wie häufig auf die Anzeige geklickt wurde.
Für den Einsatz von Ad-Blockern bedeutet das, dass jede weggeblockte Werbe-Einblendung den Webseiten-Betreiber Geld kostet. Auf das ist er aber angewiesen um Gehälter für die Mitarbeiter, Server, technisches Equipment, Miete, Innovationen etc. zahlen zu können.
Es geht also nicht um den Klick, lasst sie nur zu!
Über Werbung wird auch Schadsoftware an meinen Rechner übertragen und die NSA liest auch mit
OK, ich kann verstehen, dass viele Nutzer Angst haben, dass ihr Computer Ziel von Viren oder Schadsoftware im Allgemeinen wird. Auch durch die Veröffentlichungen der Arbeit des NSA sind (gerade in Deutschland) viele Nutzer verunsichert.
Zur Übertragung von Viren & Co. über Werbung kann ich sagen: Ja, in der Vergangenheit ist es hin und wieder dazu gekommen, dass über Werbung Schadsoftware übertragen wurde. Verantwortlich dafür sind zu 99,9% Anzeigen die über Adobe Flash angezeigt werden. Dazu ist aber zu sagen, dass sich die Werbebranche signifikant von dieser Technologie trennt. Das hat mehrere Gründe:
1. Firefox selbst hat das Flash-Plugin als gefährlich eingestuft und damit blockiert. Da Firefox einen Marktanteil von fast 30% hat, ist die Werbebranche daran interessiert trotzdem diese Nutzer mit Werbung anzusprechen. Daher muss sie andere Wege finden als Flash.
2. Der andere Weg heißt HTML5. Jede Internetseite besteht im Kern aus HTML (Hypertext Markup Language). Mit der neuesten Version HTML5 sind viele neue Features verfügbar, die nach und nach auch die Werbeindustrie für sich entdeckt um Flash zu ersetzen. Das hat neben der verbesserten Sicherheit auch bessere Ladezeiten und Performance zur Folge. Man merkt diesen Trend tatsächlich, denn aktuell (Stand: 21.04.2016) haben wir keine Werbekampagne, die mit Flash arbeitet.
Auch das Argument, dass die eigenen Daten ausgespäht werden ist schlicht nicht korrekt. Natürlich werden anonymisierte Informationen von Nutzern teilweise verwendet um Werbung gezielt anzeigen zu lassen. Aber mehr nicht. Man mag es kaum glauben, aber Datenschutz wird auch in unserer Branche sehr ernst genommen. Alles geschieht in den gesetzlichen Rahmenbedingungen der BRD. Viele Informationen beziehen sich auf vorige Seitenaufrufe der Nutzer bei anderen Seiten oder ähnliches.
Ob ich bei einer TV-Werbung ein Bier hole oder die Banner im Internet blockiere ist doch dasselbe
Nein, nein und nein. Wieder ein Vergleich zweier Sachen, die sich nicht vergleichen lassen. Wenn wir den Vergleich aber zulassen, dann ist wohl der größte Unterschied: Die TV-Werbung wird, auch wenn man sich in dem Werbe-Moment vor dem Kühlschrank befindet, ausgespielt. Sie wird also dem Sender Geld einbringen. Wohingegen die Anzeige im Internet kein Geld für den Betreiber bedeutet, weil es zu keiner Ausspielung kommt.
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen nicht sehend und wegblockend.
Fazit: Werbung ist im Internet bestimmt nicht das beliebteste Thema der Nutzer, aber auch notwendig um Internetseiten am Leben zu erhalten und weiter arbeiten zu können. Denn der gesamte Betrieb von seniorbook, die Bereitstellung aller Funktion und die Weiterentwicklung des Portals kostet uns viel Zeit und Geld.
Über einzelne Werbeformate oder spezielle Arten Werbung zu machen, lässt sich streiten. Aber im Kern sollte sich jeder die Frage stellen:
Würde ich für wollen, dass meine Arbeit nicht entsprechend entlohnt wird?
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