Nachdem Martin Luther, indem er „den Leuten auf der Straße aufs Maul schaute“, durch seine Bibelübersetzung eine vitale, anschauliche Sprache geschaffen hatte – nicht umsonst gilt er als „Vater der deutschen Schriftsprache“ -, fanden in den folgenden Jahrhunderten auch Wörter aus den Nachbarländern Aufnahme im Deutschen.
Sie werden als Lehn- oder Fremdwörter bezeichnet und haben sich oft so eng an die Gastsprache angeschlossen, dass ihr Ursprung oft gar nicht mehr erkennbar ist. Hierher gehören Wörter wie Frisör, Offizier, Fantasie …
Seit Ende des letzten Weltkriegs gab es einen regelrechten Ansturm englischer
und amerikanischer Wörter, die gern in die Alltagssprache aufgenommen wurden wie z.B. Jeans, Top, Shirt ...
Später, als Fernseher und Computer unverzichtbar wurden, gehörte die Fachsprache Englisch einfach dazu: Social network, User, Account, facebook, thread, shitstorm …
In der Klassik, zur Zeit Goethes, gab es schon eine Gruppe von Puristen, die die Aufnahme fremder Wörter in die eigene Sprache vehement ablehnten. Ein kurioses Beispiel ist das Wort 'Fenster'.
Es stammt vom lateinischen 'fenestra' ab und wurde nur eingedeutscht. Nun sollte es aber durch ein rein deutsches Wort ersetzt werden, und man schlug das Kompositum 'Tagauge' vor.
Natürlich wollte niemand mit diesem Ungetüm von Wort etwas zu tun haben.
Schließlich griff Goethe ein und meinte, das Deutsche sei stark genug, „Fremdwörter zu verschlingen“.
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Der Neue Duden, vor Kurzem herausgekommen, hat 5000 Neologismen aufgenommen, die durch die Veränderung der sozialen und politischen Situation entstanden sind; Begriffe wie Wutbürger, Gutmenschen, Lügenpresse etc. gehören dazu.
Zu beobachten ist auch eine gegenläufige Tendenz, die bestimmte Wörter, wenn nicht entfernen, so doch stigmatisieren möchte.
Dazu gehört das nationalsozialistische Vokabular aus jener historischen Epoche zwischen 1933 und 1945, die dem Ansehen Deutschlands in der Welt enorm geschadet hat.
Wer würde es wagen, das Wort „Führer“ überhaupt noch in den Mund zu nehmen. Es hat „seine Unschuld verloren“, es hat eine extrem pejorative Färbung angenommen und ruft sofort schlimme Assoziationen hervor.
Andere Wörter stehen auf dem Prüfstand, z.B. Rasse, lebensunwert, entarten … Zur Kennzeichnung historischer Gegebenheiten werden sie noch eingesetzt, aber ihre Verwendung ist extrem eingeschränkt.
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Seit zwei Jahren, bedingt durch die massive Zuwanderung von Flüchtlingen, ein Vorgang, der die Gesellschaft gespalten hat, stellt sich für viele Bürger die Frage, ob die Begriffe Nation, Flagge, Nationalhymne, Heimat, Vaterland und Muttersprache noch zeitgemäß und politisch erwünscht sind.
Eine Gruppe von wize.life Usern würde sie am liebsten aus der Sprache verbannen (vgl. Notiz v. 14.8.17). Man fühlt sich nicht mehr als Deutscher, sondern als Europäer, man lebt in der Mitte eines Kontinents, muss sich mit diesem Ort nicht emotional verbinden, ist polyglott, schämt sich mitunter, Deutscher zu sein und möchte auf Sitten, Gebräuche und nationale Symbole wie z,.B, die Nationalhymne gern verzichten.
„Alle Menschen werden Brüder“, singt man gern, denn das entspricht der eigenen Lebenseinstellung.
Sollte man diese Einstellung als die einzig richtige ansehen?
Ja UND nein!
Eine Schuld zu sühnen, ist immer ein schmerzhafter Prozess. Das deutsche Volk hat in den 70 Jahren nach dem Ende des 2. Weltkriegs gezeigt, dass es hinzugelernt hat. Es hat finanzielle Entschädigungen geleistet und sich als verlässlicher demokratischer Staat erwiesen.
Es hat deshalb auch das Recht, sich wieder an seine Geschichte v o r Hitler zu erinnern, an seine Leistungen in den Bereichen Kunst, Musik, Literatur, Philosophie und Technik und dankbar zu sein, dass es in diesem Land geboren und aufgewachsen ist.
Wer als Deutscher seine Heimat in Polen und den Balkanländern verlassen musste, wer von den Orten seiner Kindheit Abschied auf immer nehmen musste, der versteht nicht, warum das Wort 'Heimat' negativ besetzt sein sollte.
Er versteht, wenn er ein paar Jahre im Ausland verbracht hat, dass ihn plötzlich eine Sehnsucht überfällt, seine Muttersprache zu hören und zu sprechen und den Boden seines Geburtslandes wieder zu betreten.
Er kann auch zu bestimmten Anlässen, z.B. dem Tag der Wiedervereinigung, die 3. Strophe der Nationalhymne singen, ohne sich seiner Gefühle zu schämen!
Ich finde es höchst merkwürdig, geradezu bedenklich, sich von diesen alt vertrauten Worten Heimat, Nationahymne, Vaterland zu entfremden, nur weil es Angehörige fremder Ethnien im Land gibt. Würde man diese einmal nach dem Stellenwert dieser Worte fragen, bliebe eine sehr emotionale Antwort nicht aus.
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Diese kulturelle und sprachliche Kastration werde ich nie mitmachen. Ich habe mich als deutsches Flüchtlingskind in dem bayrischen Dorf Otzing wie im Ausland gefühlt, bin später wegen der schändlichen deutschen Geschichte in die USA emigriert, und abgestoßen von einem ebenso naiven wie primitiven Patriotismus, geheilt in die BRD zurückgekehrt.
Ich liebe die großen deutschen Musiker und Schriftsteller, Astronomen und Philosophen und schätze die christliche Kultur, die unser Volk geprägt hat.
Ich liebe die deutsche Sprache und habe geweint, als die jüdische Dichterin Hilde Domin in Heidelberg in der Öffentlichkeit gesagt hat, „meine Heimat ist die deutsche Sprache“.
„Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand.“
Es ist nicht zuletzt die großartige Melodie von Joseph Haydn, die der Aufforderung, rechtschaffen zu leben, in jeder Hinsicht gerecht wird.
(c) est
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