Auch in diesem Jahr hat das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Schoko-Adventskalender getestet. Auf enormen Druck von Foodwatch hin werden die Ergebnisse dieses Mal umfangreich veröffentlicht. Das Ergebnis: Wieder sind mit Mineralöl verunreinigte Kalender in den Supermarktregalen zu finden. NORMA reagierte bereits und rief einen Adventskalender zurück.
Veröffentlichung der amtlichen Daten
In gleich mehreren der getesteten Adventskalender sind gefährliche Mineralölspuren gefunden worden. Foodwatch warnt: Drei Produkte stechen mit gefährlich hohen, krebserregenden sowie erbgutschädigenden aromatischen Mineralöl-Werten (MOAH) heraus:
1) Santa Claus in town von Netto Markendiscount
2) Goldora Weihnachtsmann mit Schlitten
3) Goldora Weihnachtsmann mit Tieren
Was sind Mineralöle und wie gelangen sie an das Lebensmittel ?
Ein Übergang der Mineralölbestandteile auf die Lebensmittel erfolgt über die Verpackung. Für die Herstellung von Karton aus recycliertem Altpapier wird unter Anderem auch bedrucktes Zeitungspapier verwendet. In den Zeitungsdruckfarben sind Mineralöle enthalten. Diese können bisher im Recyclingprozess nicht ausreichend entfernt werden und gelangen so in die Lebensmittelverpackungen aus Recyclingkarton.
Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedne Mineralöltypen bestimmen:
1) MOSH - gesättigte Kohlenwasserstoffe, die sich im Fettgewebe des Körpers anreichern und Organschädigungen (Lymphknoten, Leber, Milz) auslösen können
2) MOAH - aromatische Kohlenwasserstoffe, die als krebserregend und erbgutverändernd gelten
Während NORMA bereits mit einem Rückruf reagierte, belässt Netto die Ware noch in den Märkten.
foodwatch fordert Hersteller, Handel und Behörden auf, die belasteten Adventskalender aus dem Verkauf zu nehmen und öffentlich zurückzurufen, da es insbesonders um die Gesundheitsgefährdung von Kindern geht.
Beschwichtigung durch LGL
Wie foodwatch beklagt, „verweist die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA darauf, dass bei aromatischen Mineralölen in einem Lebensmittel – egal in welcher Konzentration – immer von einem erbgutverändernden Potenzial ausgegangen werden muss. Das LGL dagegen weist auf die mögliche erbgutverändernde Wirkung noch nicht einmal hin“.
Die LGL gibt sogar innerhalb der Studie bekannt, keinen Anlass zur Besorgnis zu sehen.
Lebensmittelrechtlich sind die festgestellten Gehalte nicht zu beanstanden.
Die Ergebnisse werden den zuständigen Kreisverwaltungsbehörden dennoch mitgeteilt mit der Bitte, die Hersteller über die Ergebnisse zu informieren, damit diese im Zuge eines vorbeugenden Verbraucherschutzes und eines Minimierungsgebots für Mineralölkontaminationen auf die ermittelten Gehalte reagieren können.
NETTO Markendiscount hält sich weiterhin bedeckt
NETTO Markendiscount hat sich bisher noch nicht zu den Erkenntnissen geäußert und verkauft das Produkt weiterhin. Der Supermarkt hatte bereits 2015 belastende Produkte auf dem Markt und ging vehement gegen die Studie und deren Veröffentlichung vor.
Foodwatch kämpft seit Langem für die Veröffentlichung der amtlichen Messdaten. In der Vergangenheit waren gesundheitsrelevante, amtliche Testergebnisse entweder unter Verschluss gehalten oder wurden erst kurz vor Weihnachten veröffentlicht. Der Großteil der Schokolade war demnach in den meisten Fällen bereits verzehrt.
In der jüngsten Untersuchung waren neben aromatischen auch gesättigte Mineralöle (MOSH) in folgenden Produkten gefunden worden:
1) Feodora Adventskalender Engel mit festlichen Pralinés
2) Weihnachtsmann auf Weihnachtsmarkt
Beide stammen vom Hersteller Windel GmbH & Co. KG.
Foodwatch fordert klare Regeln durch den Gesetzgeber. Gesetzliche Grenzwerte für MOSH und eine Nulltoleranz bei MOAH um Verbraucherinnen und Verbraucher endlich nachhaltig zu schützen, sind das Ziel.
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