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Tierische Therapeuten: Hund, Katze, Delfin und Co.

Tierische Therapeuten: Hund, Katze, Delfin und Co.

Marion Dr. Diwo M.A. -HP
08.02.2014, 17:12 Uhr

Mit einem dicken, behaglichen Seufzer lässt sich Leila in der Mitte des Raumes nieder. Zuvor hatte sie mit ihrer Besitzerin 20 ältere Damen im Seniorenstift begrüßt und von jeder eine Portion Zuwendung erhalten: Sei es als aufmunterndes Tätscheln, zustimmendes Kraulen oder sogar in Form von Hundekeksen. Leila ist ein grosser Besuchshund, der inzwischen Profi ist in Sachen Kontaktpflege mit älteren Menschen. Dabei steht sie immer im Mittelpunkt, ist Gesprächsthema „Nummer 1“ und geduldig bis zum Abschied.

Die Idee ist gut
Besuchs-, Begleit-und Therapiehunde einzusetzen, ist eine Idee, die sich seit 30 Jahren stetig, aber relativ langsam durchsetzt. Anfangs war die Frage nach Hygiene, Gefahren und Angstproblemen überproportional diskutiert worden, die zwischenzeitlichen Ergebnisse mit solchen Projekten gaben jedoch den Befürwortern recht: Hunde sind seit Menschengedenken Begleiter des Menschen, warum sollte man sie nicht auch als Therapiehelfer einsetzen? Das Therapeutische an der tiergestützten Pädagogik ist die relative Gelassenheit des Tieres, die sich auf den Menschen übertragen lässt. Entspannung fördern, Ängste abbauen, non-verbale Kommunikation trainieren, das sind die wesentlichen Aspekte für ihren Einsatz. Dies sollte nicht verwechselt werden mit den spezifischen Anforderungen an den assistierenden Arbeitseinsatz des Tieres, zum Beispiel als Blindenhund. Hierfür braucht es eine lange, kostenintensive Ausbildung.

Unterschiedlichste Ansätze
Katzen wurden im Altertum nicht nur als Gottheiten verehrt- etwa in Ägypten- sie wurden als tierische Helfer schon früh bei nervösen Problemen eingesetzt. Die Stubentiger mit ihren leisen Pfoten und ihrer unbegrenzten Genussfähigkeit, die ihren Ausdruck in der schnurrenden Lautgebung findet, beruhigen ungemein und bauen Überdrehtheit und Hektik ab. In den letzten Jahren werden in den USA, Israel und der Türkei Delfin-Therapien für autistische, spastische Kinder und MS-Patienten durchgeführt. Der Erfolg ist noch nicht wissenschaftlich definiert, es gibt aber nicht wenige Eltern, die diese Erfahrungen nicht missen mögen, obwohl diese Therapieformen einiges an Geld verschlingen. Auch das Lama wird inzwischen als Therapietier eingesetzt, schon lange- und hier tatsächlich mit einer physiologischen Wirkung- das Pferd. Wirbelsäulentraining, Mittelachse festigen, all´ diese Wirkungen besitzt das therapeutische Reiten, etwa bei Halbseitenlähmungen. Mit dem Pferd sind die kranken-gymnastischen Möglichkeiten in der Rehabilitation tatsächlich immens und anerkannt, abgesehen von den sozial- und ergotherapeutischen Aspekten, die hinzu kommen.

Mit Tier gesünder als ohne
Der Umgang mit dem Tier kann Krankheiten natürlich nicht im klassischen Sinne heilen, aber er kann vorbeugen und lindern. Man hat festgestellt, dass ältere Tierhalter tendenziell gesünder und fitter sind, als die Kollegen ohne jeglichen Tierbezug. Warum? Die Antwort liegt nahe: Der Tierhalter ist verantwortlich für ein anderes Lebewesen, das heißt: Er ist konditioniert: Der Hund muss gefüttert werden, er muss spazieren gehen, er ordnet den Tagesablauf. Ein Hundehalter ist also mehr an der frischen Luft, er bewegt sich regelmäßig und er hält durch, weil das Tier versorgt werden muss. Diese Art von Ordotherapie ist unschlagbar und sehr zu empfehlen. Und natürlich kommt der soziale Kontakt nicht zu kurz: Über das Tier lässt sich zwanglos mit Anderen Kontakt herstellen, ein Thema nämlich unerschöpflich vorhanden. Nicht umsonst sind Hundewiesen so beliebt: Es treffen sich Gleichgesinnte aus der Umgebung.

Direkte therapeutischen Tiereinsätze
Tiertherapeutische Einsätze lassen sich aber auch noch enger fassen, hier entfernen wir allerdings von der Spezies der Haustiere: Verwiesen sei auf Blutegel, Doktorfische und Vogelspinnen. Blutegel werden heute nicht nur in der Alternativmedizin eingesetzt, sie dienen mit ihren blutverdünnenden und lymphflussbewirkenden Eigenschaften zum Beispiel in der Schulmedizin der besseren Wundheilung bei Transplantationen, etwa in der Gesichtschirurgie. Auch bei der Kniegelenksarthrose sind sie hilfreich, als Aderlass-Methode seit dem Mittelalter bekannt. Ein weiterer tierischer Helfer ist der Doktorfisch. (Kangalfisch, eine Sorte der Saugbarben, auch Garra rufa) Er wird zur Langzeitlinderung von Psoriasis, Neurodermitis oder schwerer Akne eingesetzt, weil er die obersten Hautschichten des Patienten anknabbert, und so tatsächlich monatelange Linderung der Hauterscheinungen verschaffen kann. Die massageähnliche Wirkung der „Knabberei“ fördert zudem die Durchblutung der Hautareale. Und last but not least: In der Psychotherapie kommt die Vogelspinne in der Konfrontationstherapie bei Phobien zum Einsatz: Die Annäherung an sie gehört zu den aufwendigsten und anstrengendsten Arbeiten des Phobikers, ist aber erfolgreich und befreit von Ängsten aller Art. Feststellbar bleibt, das Tier ist nicht nur der treue Begleiter des Menschen, seine Fähigkeiten erstrecken sich weit darüber hinaus bis hin zum sozialen Therapiehelfer und physiologisch wirksamen Vermittler.

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