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Opferberufe Teil 6: Prügelknaben der Nation

Opferberufe Teil 6: Prügelknaben der Nation

Marion Dr. Diwo M.A. -HP
21.01.2014, 18:08 Uhr

Grenzerfahrungen bei der Polizei

Im Rahmen von politischen oder sozialen Auseinandersetzungen muss sie ran - als Exekutive der Staatsmacht, die Polizei. Sie muss in den Niederungen der Straße öffentliche Ordnung herstellen, soweit das möglich ist. Und schon diese Sätze rufen auch ungute Gefühle hervor. Zu sehr ist aus der Geschichte in Deutschland auch die Polizei weiterhin belastet mit Assoziationen wie Ordnungsmacht, Schnüffelei, Despotismus...

Selbstfindung bei Fahndungen und Straftaten


Der Beruf des Polizisten ist beileibe kein Zuckerschlecken, aber er ist nicht nur gefährlich in der Konfrontation mit dem Umfeld, er ist auch gefährlich für einen selbst. Wer ist dauerhaft so absolut unbeeinflussbar angesichts der täglichen Wahrnehmung von Betrug, Gewalt, Einbruch und Diebstahl, dass er sich nicht auch eine Scheibe vom korrupten Kuchen abschneiden möchte? Wenn Drogendealer und Wirtschaftskriminelle mit „Null-Einsatz“ ihr Geld machen, warum nicht der Polizist mit Insider-wissen? Die Öffentlichkeit diskutiert dieses Problem nicht, es ist dennoch intern hochbrisant, sie diskutiert auch nicht die diversen kollegialen Probleme, die zuhauf vorhanden sind. Wenn ein trickreicher Beamter einen dreimonatigen Kurs belegt, um anschließend z.B. als „Stalking-Spezialist“ nur noch Schreibtischarbeit und Dienst nach Vorschrift zu machen, während der Kollege in den Außeneinsatz muss, dann kann das schnell frustrierend werden. "Solche Leute gibt es zuhauf", so ein interner Mitarbeiter.

Kooperation und Vertrauen


Dabei ist die Verlässlichkeit von und das Vertrauen in die Kollegen lebensrettend, vor allen Dingen bei koordinierten Einsätzen, die schnell eskalieren können. Das hat man kürzlich beim Sturm auf die Dienststelle Davidwache in Hamburg gesehen, das kann man wöchentlich bei den diversen Fußball-Randalen „bewundern“. Es ist ein Skandal, dass die Clubs für ihre Sicherheit nicht selbst bezahlen, sondern der Steuerzahler und seine Polizeibeamten diese Drecksarbeit machen müssen. Und dies seit Jahren. Die Kapazitäten werden hier gebunden, während sie woanders fehlen.

Kippt die Balance?


Die Sicherheitsbalance in Deutschland droht zu kippen: Immer mehr No-go-Areas, in denen man sich tunlichst nicht aufhalten sollte in den Großstädten, immer mehr Gewalt im öffentlichen Nahverkehr, in den Schulen, im privaten Bereich. Rentner, die sich bewaffnen, Drogendealer, die ganze Parks zu ihrem „Ausflugsziel“ erklären, irgendwie droht ein Sicherheits-Ungleichgewicht. Die Politik als Legislative versagt vollends, wenn sie nicht in der Lage ist, handhabbare Direktiven für diejenigen zu verabschieden, die ihre Grundsätze umsetzen sollen. „Was sollen wir uns in Gewalttaten hinein hängen und erfolgreich ermitteln, wenn überführte Kriminelle seitens der Richter und Staatsanwaltschaften sofort wieder laufen gelassen werden. "Wofür?“, so ein diffuses Frustationsgefühl von betroffenen Polizisten. Schön wäre eine Antwort vom Innenminister...

Nachtarbeit, Schichten, wenig Geld, wenig Idealismus


Wer als Polizist mit idealistischen Zielen in seinen Beruf einsteigt, ist spätestens nach 5 Jahren desillusioniert, zu viele Probleme, zu wenig Erfolge. Und Arbeitsbedingungen, die zu wünschen übrig lassen. Schichten, Sondereinsätze bundesweit, wenig Geld und großes, internes Konfliktpotential, abgesehen einmal von der ständigen Bedrohung von Gesundheit und Leben. Die Anpassungsfähigen passen sich an und sind für Innovationen bedeutungslos. Die Engagierten spezialisieren sich und bilden abgeschlossene Einheiten, etwa das SEK, eine Special-Forces-Gruppe innerhalb der Polizei. Ohne sie würden so manche Entführungen, Raubüberfälle oder häusliche Gewalttaten im Blutbad enden, das Sondereinsatzkommando wird immer häufiger gerufen. Woran liegt es, dass es so wenig stabile Mittelwege gibt? Wenn schon innerhalb von Familien oder in der Nachbarschaft bei Streitigkeiten kriminelle Handlungen zum üblichen Repertoire gehören und an der Tagesordnung sind, stimmt etwas ganz und gar nicht mehr. Das müssen wir uns als Gesellschaft alle vor Augen führen: Kann es sein, dass wir alle ein wenig vergessen haben, korrekt zu bleiben und dies der Gesellschaft insgesamt und der Moral der Ordnungshüter im Besonderen schadet? Ein New Yorker Bürgermeister hat einmal gesagt, dass seine Polizei nur so gut sein könne, wie die Gesellschaft, die sie betreut, verlässlich ist.

Es lohnt sich, darüber einmal nachzudenken.....

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6 Kommentare

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Was ich bedenklich finde, ist die Situation der Polizisten in der Gesellschaft. Es gibt viele die rackern sich ab, wenn sie Straftäter stellen, erhalten diese (Straftäter) vom Gericht ein Du Du und dann werden sie laufen gelassen. Es fehlt an Respekt gegenüber der Polizei. Es sollte auch nicht so kommen wie ich es in meiner Kindheit erlebt habe, wen ich den Polizisten begegnet bin habe ich lieber die Straßenseite gewechselt aus Angst und Ehrfurcht.
  • 15.03.2014, 05:30 Uhr
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Polizisten müssen oft in Sekundenschnelle Entscheidungen treffen, für die sich Richter und Staatsanwälte monatelang Zeit lassen können! Sie sehen schon als junge Menschen Dinge, die möchten wir gar nicht wissen. Sie machen Schichtdienst für Zuschläge, für die ein Handwerker nicht mal das Telefon abnehmen würde! Sie müssen sich zunehmend anfeinden und beleidigen lassen - aber sobald etwas schief geht, schreien wir nach ihnen!
  • 08.02.2014, 11:47 Uhr
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Schön, dass ihr das geschafft habt, Bernd - die Scheidungsrate ist unverhältnismäßig hoch!
  • 09.02.2014, 00:50 Uhr
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Es kann nur jemand wirklich verstehen, der dies alles jahrelang durchgemacht hat.Man ist --- fertig ---! Und liebe Marion, es gibt solche und solche, also bitte nicht ALLE in einen Topf werden
  • 23.01.2014, 14:55 Uhr
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  • 08.02.2014, 18:31 Uhr
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Vor allem, allein die Aufnahmebedingungen sind so hoch angelegt, sie stehen in keinem Verhältnis zum späteren Verdienst.
  • 22.01.2014, 17:35 Uhr
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