Die gesellschaftliche Stellung der Frauen in islamischen Ländern erregt bei uns oft Missfallen und Ärgernis. Unser Bild wird dabei wesentlich von der Situation der Frauen in theokratischen Staaten geprägt. Wir übersehen dabei aber, dass die meisten Einschränkungen, denen die Frauen in diesen Staaten unterworfen sind, nichts mit der Religion, sondern vielmehr mit archaischen, frauenverachtenden Traditionen zu tun haben, die trotz des Islam fortbestehen.
Zur Zeit Mohammeds waren die Frauen im arabischen Kulturkreis rechtlos. Oft wurden neugeborene Mädchen getötet und sogar lebend vergraben. Frauen hatten kein Recht auf Eigentum und blieben nach dem Tod des Mannes oft unversorgt zurück oder gingen als Erbe an einen männlichen Verwandten über.
Mohammed verbesserte mit dem Islam die Stellung der Frau wesentlich. Die Frau wurde als Rechtsperson anerkannt und erhielt das Recht auf Bildung, eigenes Vermögen, angemessenen Unterhalt durch den Ehemann für sich und die Kinder auch dann, wenn sie über eigenes Vermögen verfügte, und ein Erbrecht. Die Brautgabe, der bisher an den Vater der Frau zu zahlen war, wurde umgewandelt in eine Gabe an die Frau, über die sie frei verfügen konnte. Die Kindstötung – insbesondere von Mädchen - wurde ebenso verboten wie die Tötung eines Menschen aus Gründen der ‚verletzten Ehre‘. Durch Rückgabe der Brautgabe wurde auch für die Frau die Scheidung (arab. Khul) möglich. Zwangsehen gegen den Willen der Frau waren nicht mehr erlaubt. Islamischen Überlieferungen zufolge räumte Mohammed Frauen das Recht ein, einen Heiratsantrag abzulehnen. Er sagte: „Eine ältere Frau darf nur verheiratet werden, wenn dies mit ihr besprochen wurde. Und eine Jungfrau darf nur verheiratet werden, wenn sie der Heirat zustimmt.“
Beispielgebend waren zwei Frauen Mohammeds: Chadidscha war eine erfolgreiche Geschäftsfrau und die erste Anhängerin seiner Lehre, und Aischa war eine Hadith-Gelehrte und militärische Führerin. Während der islamischen Expansion kämpften viele Frauen an der Seite ihrer Männer. Viele Koran-Schulen (Madrasas) wurden von Frauen gegründet.
Eine ORF-Dokumentation lässt Historiker, Islam-Forscher und moderne muslimische Intellektuelle wie den Anthropologen und Islam-Experten Malek Chebel zu Wort kommen. Sie erzählen die faszinierende Geschichte von Mohammed und den Frauen und zeichnen ein anderes Bild Mohammeds und damit des Islams.
Unter Nichtmuslimen ist relativ unbekannt, dass Gottes Auserwählter zugleich ein einfacher und aus damaliger Sicht "toleranter" Mann war, der die Menschen und das Leben, vor allem aber die Frauen liebte. Der Film erzählt von Mohammeds Liebschaften und Leidenschaften. So entsteht das Bild eines zärtlichen und sensiblen Mannes voller Zweifel, Ängste und Verlangen, ein Bild, auf das sich heutige Fundamentalisten sicher nicht berufen können.
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