Fast jedes Ereignis hat inzwischen seine Erinnerungs- oder Gedenktage. Viele Ereignisse sind tatsächlich so sehr in Vergessenheit geraten, dass diese Gedenktage durchaus angebracht sind. Allerdings gibt es auch Gedenktage, die Einem das ganze Jahr vorgekaut werden - an jeder Straßenecke sichtbar sind und nicht selten für zweifelhafte Aktionen missbraucht werden.
Man muss die Dinge immer von mehreren Seiten betrachten. Es gibt diese "Welt-Jahrestage" für alles Mögliche. Tag des Kindes, Tag des Tierschutzes, Tag der Abschaffung der Sklaverei, Tag der elektronischen Grußkarten, Tag der Zeitschriften, Welt AIDS Tag usw.
Viele dieser Tage werden wohl nur für Diejenigen eine Bedeutung haben, die davon betroffen sind. Ein Tag der Abschaffung der Sklaverei wird wohl nur in entsprechenden Ländern eine größere Bedeutung haben, obwohl verschiedene Arbeitnehmer in Deutschland das vermutlich anders sehen.
Andere Dinge sollten nie aus unserem Gedächtnis verschwinden und ich finde, sie sind zu wichtig, um dafür nur einen Tag im Jahr zu reservieren. Wozu einen Tag des Kindes, wenn Kinder doch ohnehin immer Priorität haben sollten? Ebenso wie der Tag der Behinderten in einer zivilisierten Gesellschaft keine spezielle Bedeutung haben sollte, weil es einfach zum Leben dazu gehört, mit Behinderten zu leben.
Einen Tag der elektronischen Grußkarten braucht man wohl in Zeiten der internationalen Vernetzung wirklich nicht. Es ist mit den Jahren einfach Alltag geworden und dafür einen eigenen Tag zum "Gedenktag" zu machen, ist doch etwas übertrieben.
Anders sieht es beim Welt-AIDS-Tag aus. Doch das ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist AIDS nicht mehr unbedingt ein Todesurteil, das in absehbarer Zeit "vollstreckt" wird und dann wird man ohnehin mit dem Thema permanent konfrontiert.Für mich macht es allerdings einen großen Unterschied, WIE man sich infiziert hat - auch wenn das sicherlich nicht äußerlich erkennbar ist. Die Infektionswege sind bekannt und Mitgefühl verdienen Diejenigen, die sich durch Verunreinigungen in Krankenhäusern oder Bluttransfusionen infiziert wurden, auf jeden Fall, denn sie sind tatsächlich unschuldig. Mir fehlt allerdings jedes Verständnis für Diejenigen, die sich (einfach gesagt) "zu Tode poppen" weil sie schlicht unverantwortlich handeln. Und leider gibt es auch DAS heute noch in nicht geringer Zahl. Nebenbei bemerkt spielt dabei die sexuelle Orientierung keine Rolle.
Dass solche Themen immer wieder dubiose Spendensammler - egal ob offiziell oder privat auf den Plan rufen, ist bedauerlich aber auch immer wieder Realität. Und es wird nur zu gerne mit Bildern aus den 80er Jahren gearbeitet, die aufgrund des Fortschritts heute keinerlei Bedeutung mehr haben.
Und wenn man das "Restrisiko" durch Neuinfektionen tatsächlich reduzieren will, sollte man sich z.B. an Spanien orientieren. Bei JEDEM Krankenhausaufenthalt wird automatisch ein HIV Test gemacht - ob es dem Patienten nun passt oder nicht. Mit den entsprechenden Maßnahmen lassen sich weitere Infektionen vermeiden.
Die Kernfrage ist: Braucht man für wirklich Alles einen Gedenktag ? Oder sollten bestimmte Dinge nicht inzwischen "alltagstauglich" geworden sein?
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