Wenn man in ein Alter kommt, das Einen immer wieder gedanklich in die Vergangenheit katapultiert, erinnert man sich gerne an die besten Zeiten, die man erlebt hat. Für Viele waren das wohl die 80er Jahre, die auch als Beginn des Informationszeitalters gelten gelten. Zurecht, denn Vieles, das wir heute als selbstverständlich ansehen, hat dort seinen Ursprung.
Ich erinnere mich noch an die ersten Kommunikationsbrickets, die etwa 1 Kg schwer die Menschen überall erreichbar machten. Der Begriff "Handy" war wohl definitiv übertrieben, aber es war eben IN, so etwas zu haben und ständig dabei zu haben. Der Vorteil: Man konnte wirklich nur damit telefonieren, und war kaum in Gefahr, so wie heute gegen die nächste Straßenlaterne zu laufen, weil man den Blick nicht vom Display abwenden kann.
Videorecorder haben uns zeitlich unabhängig gemacht und so konnte man die Sendung mit der Maus auch auch noch um Mitternacht nach Sendeschluss sehen. Die ersten Spielekonsolen von Atari und Co haben uns neben stundenlangen Spielhallenbesuchen auch zu Hause glücklich gemacht, doch heute interessiert sich kaum noch jemand für Pacman, Asteroids oder Donkey Kong.
Wenn man bedenkt, dass die ersten PCs eine gigantische Speicherkapazität von 1 MB hatten, fragt man sich, wozu man heute unter 8 GB RAM gar nicht daran denken muss, flüssig zu arbeiten. Irgendwann wurden nicht nur Musik sondern auch Daten ausschließlich von CDs geladen und nicht langsam von herkömmlichen Musikkassetten in den "Brotkasten" übertragen. Meine ersten Programmierversuche stammen auch aus dieser Zeit und anfangs gab es nicht einmal eine graphische Oberfläche. Tippfehler führten unweigerlich zum Absturzchaos.
Heute führen Tippfehler nur zu massenhaften Beleidigungen in sozialen Netzwerken und auch auf andere Art hat die technische Entwicklung der 80er die Menschen verändert. Die Beschäftigung mit anderen Menschen musste zugunsten der Technik zurück weichen und man wurde unmerklich zum Sklaven der Technik.
Tamagotchi und Furby haben und Ende der 90er vollständig in Beschlag genommen und wir haben uns teilweise mehr um diese technischen Haustiere gekümmert, als um andere Menschen. In dieser Zeit haben wir gelernt, dass wir Andere nur bedingt brauchen, um glücklich zu sein. Aber was ist daraus geworden?
Sind wir heute tatsächlich glücklicher mit all der Technik als in den 80er und 90er Jahren? Das Leben ist zwar einfacher, aber auch sehr viel kälter geworden und wenn man sich den Umgang in sozialen Netzwerken ansieht, könnte man schon auf den Gedanken kommen, dass sich Viele nur noch mit Bits und Bytes beschäftigen als mit dem Befinden Anderer. Elektronische Daten beschweren sich nicht und ein PC rächt sich ausschließlich mit gelegentlichen Abstürzen, wenn man ihn nicht "gut behandelt".
Das Leben außerhalb der digitalen Welt verliert immer weiter an Bedeutung und wenn man bedenkt, dass inzwischen Sexroboter auf dem Markt sind, die auch den letzten Rest von menschlichem Verhalten ersetzen wollen, muss man sich fragen, ob wir in wenigen Jahren noch viel von Leben in uns tragen oder ob wir uns nicht freiwillig einige Chips einpflanzen lassen sollten, die uns unempfindlich machen gegen jede Art von Angriffen, die uns über die Medien erreichen.
Ist das unsere Zeit, die nur eine logische Folgeerscheinung der technischen Entwicklung der 80er und 90er Jahre ist? Oder sollten wir uns auch noch darauf besinnen, wie es vorher war ohne sich in nostalgischen Gedanken zu verlieren? Vielleicht kann man aber auch beide Wege doch noch miteinander verbinden, ohne als "rückständig" zu gelten.
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