Wir haben sie bei den Wahlen dort gestoppt, wo sie stark geworden sind. In Frankreich, in Österreich, in den NL und hier bei uns. Bei uns haben wir noch nicht einmal auf die Wahl warten müssen: Bei uns zerlegen sie sich seit Monaten langsam aber sicher selber.
Und wir haben etwas lernen können. Im Laufe der Zeit haben sie Strategien entwickelt, zu lügen, zu betrügen, zu täuschen und die Ängste der Menschen noch perfekter zu nutzen als bisher. Sie manipulieren geschickt und nach gut überlegtem Plan, sie haben sogar einen Think-Tank aufgebaut. Der Tank ist zwar eher ein Ersatzkanister, aber immerhin hat er die Strategie entwickelt: "Wir sind keine Nazis. Angesehen davon, dass es gar keine Nazis mehr gibt"
Immer und überall soll das wiederholt werden und irgendwann würden das alle glauben, schon weil die Begriffe durch solches Handeln sich selber abnutzen. Deshalb sollten wir immer und überall in solchen Momenten daran denken, was die Ideologien der Nationalsozialisten waren und sind. Und, was sie uns gelehrt haben.
Rassistisch zu sein, bedeutet letztlich die Bereitschaft und den Willen, 6 Millionen Menschen in wenigen Jahren zu vernichten. Dazu bedarf es keines "kompletten Nazis" - nur eines winzigen Teil der Nazi-Ideologie.
Sie versuche sich nach außen vom Rechtsextremismus zu distanzieren. Sie nutzen nicht die dumpfen und biologistischen Argumentationsmuster der Nationalsozialisten. Sie reden nicht von Rasse, sie argumentieren über den Begriff "Kultur", noch besser "Leitkultur": Sie beschwören gerne die vermeintlich abendländische, europäische, deutsche, die gegen eine vermeintlich muslimische steht. Kultur wird als die Identität jeden Volkes bestimmt. Dieses nominalistische Weltsicht bestimmt, dass dem Individuum kein Wert an sich beigemessen wird. Seine Rechte kann jeder nur über ein Kollektiv erlangen. Das ist ihre einfache Begründung dafür, dass die Menschenrechte eines der größten Feindbilder aller Rechten sind. Das WIR, dass sie verkünden, ist das WIR der in ihrem Sinne funktionierende Masse.
Sie halten sich auch deshalb für besonders schlau, weil sie sich häufig nicht tagespolitischen Fragen widmen. Sie sprechen lieber die prinzipiellen, großen Fragen an. Nicht immer trennscharf, aber immer werden rechte Themen und Konzepte von rechtspopulistischen und rechtsextremen Parteien in einfacher und popularisierter Form publiziert. Besonders geschickt agieren sie bei Themen wie der von ihnen verabscheuten Political Correctness. Für sie ist Political Correctness "Zensur". Besonders schön hat uns das seinerzeit eine Bildzeitungs-Schlagzeile gezeigt: "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen" gezeigt, die Thilo Sarrazin verteidigen sollte. Solche Aussagen gefallen den rechten Ideologen in besonderem Maße. Ungleichheit bleibt das bestimmende Element der Ideologie: Der im Think-Tank modernisierte Aspekt macht sie für ein breites Spektrum anschlussfähig.
Für uns bedeutet dass, weiter wachsam zu bleiben, nie wieder zu vergessen, was unsere Eltern uns gelehrt haben: Wehret den Anfängen.
Und die Aufgabe, unsere Demokratie stets aufmerksam zu verteidigen, auch wenn alles scheinbar gut läuft - und unseren Politikern stets vor Augen zu führen, dass wir wissen, dass sie besonders anfällig dafür sind, der Macht zu dienen und nicht den Menschen
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