Der Sommer kommt und damit auch die Zeit des Reifenwechsels. Aber warum eigentlich im Sommer nicht mit Winterreifen fahren? Schon vor längerer Zeit machte der TÜV mit einer Meldung aufmerksam: Mit Winterreifen im Sommer zu fahren, ist überaus gefährlich.
Das ist das Ergebnis eines breiten Tests, den die Prüfingenieure zusammen mit der Schweizer Ratgeber „auto-illustrierte“ auf dem Testgelände des Reifen-Herstellers GoodYear in Südfrankreich unternommen haben. Anlass war der Trend, dass immer mehr Fahrer aus Sparsamkeit oder Bequemlichkeit dazu übergehen, Winterreifen auch bei wärmeren Temperaturen zu fahren.
Winterreifen sind Pflicht, Sommerreifen nicht
Seit 2010 müssen Fahrzeuge für den Betrieb bei Schnee, Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte im Winter mit Winterreifen ausgerüstet sein. Wer bei winterlichen Straßenverhältnissen mit dem Auto unterwegs sein will, muss folglich einen Satz dieser Spezial-Pneus anschaffen. Gerade in Zeiten stetig steigender Autokosten ist die Versuchung für manche Autofahrer groß, sich nach der kalten Saison den üblichen Wechsel auf Sommerreifen zu sparen. In der Tat würde der Verzicht auf den Satz Schönwetter-Reifen neben einer vermeintlichen Kostenersparnis durchaus weitere Vorteile mit sich bringen: Das Problem mit der Reifen-Lagerung wäre gelöst, das lästige Ummontieren würde entfallen und man spart sich den hohen Verschleiß am Sommerreifen. Aber wie ist es um die Sicherheitsreserven der Frost-Spezialisten bei sommerlichen Temperaturen bestellt?
Ausführliche Fahrtests
Dieser Frage ging der Schweizer Ratgeber „auto-illustrierte“ in einem Test nach. Außer Sommer- und Winterreifen verglichen die Redakteure des angesehenen Schweizer Fachmagazins als Alternative einen ausgewiesen Ganzjahresreifen. Alle Pneus stammten vom Hersteller Goodyear. Die Reifenexperten des Herstellers und des Technischen Überwachungsvereins als neutraler Instanz fuhren die Tests mit einem VW Golf 2.0 TDI im südfranzösischen Mireval bei hochsommerlichen Sauna-Temperaturen um die 35-40 Grad Celsius wie wir sie auch in unseren Breiten zur warmen Jahreszeit erlebt haben. Die Versuche wurden entsprechend der gängigen Standards der Industrie durchgeführt. Untersucht wurden so wichtige Anforderungen wie das Bremsen bei Nässe aus 80 km/h, auf trockener Fahrbahn mit 100 km/h und der jeweilige Bremsweg. Ergänzt wurden die Kontrollen durch Fahren im Kreis auf nasser Fahrbahn. Aquaplaning sowie Handling mit den jeweiligen Reifen auf trockener Straße kamen hinzu.
Winterreifen gut bei nasser Fahrbahn
Der Winterreifen konnte lediglich im Prüfkriterium Längs-Aquaplaning punkten. Dank einer guten Wasserverdrängung schwamm der Reifen erst bei einer Geschwindigkeit von rund 81km/h auf, gefolgt vom Sommer- (78 km/h) und Allwetterpneu (75 km/h). Bei allen anderen Prüfpunkten dagegen war der Sommerreifen den beiden anderen Probanden überlegen. Besonders deutlich waren die Unterschiede beim Trockenbremsen aus 100km/h. Während der sommerbereifte Golf schon nach guten 34,9 Metern stand, kam der mit Winterreifen ausgestattete erst nach bedenklichen 45,9 Metern zum Stehen(All-Season 44,1 Meter). Anders ausgedrückt: Wenn das Fahrzeug mit Sommerreifen schon steht, hat das mit Winterpneus noch eine restliche Geschwindigkeit von fast 50 km/h.
Ganzjahresreifen im Winter für Wenigfahrer in der Stadt
Nicht ganz so gravierend fielen die Ergebnisse bei den anderen Kriterien aus. Aber stets lautete die Reihenfolge: 1. Sommerreifen, 2. Ganzjahresreifen, 3. Winterreifen. „Wer im Sommer mit Winterreifen fährt, handelt leichtsinnig und kurzsichtig“, lautet das Resume. Hinzukommt, dass die meist teureren Winterreifen im Sommer nicht nur deutlich schneller verschleißen. Wer sicher unterwegs sein will, sollte daher immer mit den saisonal geeigneten Reifen im Auto unterwegs sein. Als Entscheidungshilfe gilt für Winterreifen hier die Regel O bis O, Oktober bis Ostern. Der Ganzjahresreifen stellt nach Meinung der Experten eigentlich nur für Personen eine überlegenswerte Alternative dar, die ihren Wagen nur mit wenig Kilometerleistung bei geringen Geschwindigkeiten bewegen, zum Beispiel in der Stadt.
Zusammengefasst heißt das also: Man sollte im Sommer nicht mit Winterreifen fahren!
Die Reifen weisen im Sommer einen deutlich höheren Verschleiß auf. Die Folge sind daher hohe Kosten für neue Winterreifen. Und da die Reifen auf trockener Fahrbahn eine größere Reibung erzeugen, steigt auch hier der Benzinverbrauch und man zahlt drauf. Hinuz kommt die erhöhte Gefahr! Die Bremswege sind mit Winterreifen zum Beispiel deutlich länger. Schonen Sie Ihre Winterreifen also lieber für den kommenden Winter mit hoffentlich Schnee und kälteren Temperaturen.
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