Fahrräder werden immer zum Statussymbol und Luxusartikel. „Der Radweg ist der Laufsteg für Pedalisten“, sagt Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad. Seit Jahren begleitet er den Trend „Fahrrad“. Der Drahtesel für alle Zwecke hat ausgedient. Ein breites Spektrum vom „Bierradel“, auf dem der fröhliche Zecher heimstrampelt, bis zum exklusiven Karbon-Racer für angehende Weltmeister bietet die Branche ein weit aufgefächertes Angebot. Abgesehen davon, dass das Zweit- und Drittrad durchaus üblich ist, erfahren die hochtechnisierten Luxusräder einen Boom – ganz gleich, ob Trekking-, Mountain- oder Rennrad.
Simpel in Prinzip – hoch kompliziert im Aufbau
Dabei ist es doch so einfach: Zwei Laufräder werden miteinander zu einem Rahmen verbunden, Sattel und Kurbel dazu - fertig ist das Rad. Nein, Radfahren ist zu einer Wissenschaft geworden. Hightech hat Einzug gehalten. Feinmechanik, wie man sie in Chronometern findet, exotische Werkstoffe, die aus der Raumfahrt stammen und verblüffende technische Lösungen, aus dem Ideenschatz von Tüftlern. Damit eng verzahnt rasen die Preise in fünfstellige Dimensionen, machen vor 15 000 Euro nicht halt. Für dieses Geld lässt sich leicht ein SUV vom Schlage eines Dacia Duster kaufen und ein E-Bike gibt es obendrein.
Die Dimension der Luxusräder startet bei 2000 €
So ab 2000 Euro beginnt die Dimension der Luxusräder. Sie folgen dem Dreiklang, leichter an Gewicht, präziser bei der Mechanik, exotischer bei den Werkstoffen. Denn die eingesetzte Muskelkraft soll optimal in Vorwärtsbewegung umgesetzt werden. Jedes eingesparte Gramm schont die Kräfte, erhöht das Tempo, erleichtert den Anstieg.
Karbon-Mountainbike mit Elektromotor
Das teuerste Mountainbike stammt von Haibike, kostet 14.999 Euro, ist voll gefedert, hat einen Karbonrahmen und wiegt satte 17,2 Kilo. Damit ist es auch das leichteste unter den elektrischen Bergrädern. Der Mittelmotor im Tretlager wird von einem 500 Wattstunden Akku vorsorgt und stammt von Bosch.
Triathlon-Bike für Weltmeister
Ein solcher sündhaft teurer Leckerbissen ist auch das IA FRD von Felt. Der Preis für das Zeitfahrrad für Triathleten liegt ebenfalls bei 15.000 Euro. Allein der Karbonrahmen kostet knapp die Hälfte. Highlights sind die elektronische 22-Gang-Schaltung Shimano Dura-Ace Diz, aerodynamisch ausgeformte Karbonfelgen, vollintegrierte Bremsen und die Spezialbereifung.
Hätte, hätte Fahrradkette
Die Extreme zeigen, wie sich bei den Fahrrädern ein Hype entwickelt hat. Spezialisierte Firmen befeuern diesen Trend mit neuen Entwicklungen. Etwa weg von der Kette. Ja, hätte es schon damals die hochpräzisen und verwindungssteifen Rahmen gegeben, wäre dieser Glaubenskrieg längst ausgefochten. So aber muss noch immer Überzeugungsarbeit geleistet werden, weshalb der wartungsarme Zahnriemen der fettigen Gliederkette vorzuziehen ist. Dehnungs- und verlustfrei überträgt er die Kraft von der Kurbel ans Hinterrad.
Die fettige Kette
Hier ist aber höchste Präzision verlangt. Torsions- und Verwindungskräfte im Rahmen müssen ausgeschlossen bleiben, denn sie könnten die Antriebsachse verdrehen. Daher eignet sich der Zahnriemen nicht für Zahnkranzkassetten. Da ist die gut geschmierte Kette elastischer. Antriebsverluste müssen aber hingenommen werden. Ganz abgesehen von all dem Dreck, der an der Kette kleben bleibt und auch der Schaltung arg zusetzt.
Die Schaltbox im Tretlager
So wird die Schaltbox zur Blackbox. Kompakte und leichte Getriebeeinheiten sind der letzte Schrei der innovationsfreudigen Branche. Waren Shimano und Campagnolo das Nonplusultra galten, nachdem zuvor ihre Kettenschaltungen die Nabenschaltungen im Hinterrad abgelöst hatten, tauchen jetzt neue Firmen auf.
Stufenloses Planetengetriebe
Rohloff hat eine exquisite Getriebe-Einheit von 14 Gängen für die Nabe des Hinterrades entwickelt. Stolzer Preis für das Kleinod: über 1000 Euro. Pfiffiger erscheint, das Getriebe im Tretlager unterzubringen. Tiefer Schwerpunkt, staubdicht verkapselt, erreichen die feinmechanischen Meisterwerke 9, 12 und 18 Stufen. Solche Pinion-Getriebe können wegen ihrer Bauart aber nicht nachgerüstet werden, da das Tretlager vollkommen unterschiedlich gestaltet ist. Wem18 Gänge nicht genügen, der greift zum Planetensatz und erhält ein stufenloses Getriebe im Hinterrad. Geschaltet wird über einen Drehgriff, ähnlich dem Gasgeben beim Motorrad.
Elektronischer Gangwechsel per Funk
Neuester Clou: Die Gänge werden nicht mehr mechanisch gewechselt, sondern elektronisch angesteuert. Via Funk wird herauf oder herunter geschaltet. Dazu müssen alle elektrischen Bauteile wie Schalthebel, Schaltwerk und Umwerfer separat mit Strom versorgt werden. Als Batterien dienen Knopfzellen. So kann vollständig auf Kabel verzichtet werden.
So kann Fahrradfahren und Fahrräder haben zur Sucht werden. Die Preise sind nach oben offen. Dennoch das Gros guter Räder liegt rund um 1000 Euro – immer noch sehr viel, um nicht gehegt und gepflegt zu werden.
3 Kommentare