Die neue Welt der Elektromobilität wird in den schönsten Farben ausgemalt. Auch das Fahren im Elektroauto kann Spaß machen. Aber was kostet der Spaß eigentlich. Lassen Sie sich überraschen. Teil II
Der erste E-Golf, so berichtet Volkswagen dieser Tage, ist am ersten Montag im April ausgeliefert worden. Er wird in Norwegen rollen. Der in der Farbe „Oryxweiß Perlmutteffekt" lackierte Wagen leistet 100 kW (136 PS). Der Stromverbrauch beträgt 12,7 kWh pro 100 km. Ab Mai werden - nach einer Anlaufphase - täglich 35 Elektro-Fahrzeuge gebaut. Der neue e-Golf bietet im „Neuen Europäischen Fahrzyklus" (NEFZ2) eine Reichweite von 300 Kilometern. Er wird weiter im Golf-Leitwerk in Wolfsburg und jetzt auch in Dresden produziert. Hört sich gut an.
Dringend empfohlenes Zubehör wie Steckdose und Kabel kosten extra
Aber abgesehen davon, dass der Wagen kaum die 300 Kilometer schafft, so ist der Einstieg in die viel beschworene Elektromobilität auch eine Frage des Preises. Der E-Golf kostet 35 900 - sicherlich ein stolzer Preis. Zum Vergleich der Golf GTE als aufwendiges Hybridmodell mit zwei Motoren (Benziner + Elektro) kostet 36 900 samt Reichweitengarantie.
Speziell für den E-Golf kommt noch die CCS-Ladedose zum Preis von 610 Euro hinzu. Mit diesem Combined Charging System (CCS) ist auch das Schnellladen mit Gleichstrom möglich. Hier werden höhere Stromstärken erreicht und innerhalb von einer halben Stunde sind 80 Prozent des Akkus wieder geladen.
Navigerät ist ein Muss
In der Grundausstattung wird der E-Golf mit dieser Steckdose nicht ausgeliefert. Das dafür notwendige CCS-Kabel befindet sich an der Ladestation. Diese sind noch eher kläglich übers Land verstreut. Daher muss ein Navigerät in den E-Golf. Das „Discover Pro“ ist in der Grundausstattung samt Sprachbedienung enthalten. Die einzige Außenfarbe ohne Sonderpreis ist Uranograu. Ebenso wie ohne Extrapreis nur eine Innenausstattung angeboten wird. Sinnvoll, wenn auch 1.770 Euro teuer, ist das Fahrerassistenz-Paket „Plus“, welche eine Menge von Assistenzsystemen vereint, die gerade Fahrern älteren Semesters anempfohlen werden.
Empfehlenswertes Extra ist ferner auch eine Ladekabel (175 Euro) sowie die Wärmepumpe (975 Euro) zu bestellen. Das Kabel für die Wechselstrom-Ladestation sollte immer im Kofferraum mitgeführt werden, um Haushaltssteckdosen Strom zu tanken. Die Wärmepumpe spart speziell im Winter Strom. Denn sie nutzt die Abwärme des E-Motors zum Heizen des Innenraums. Damit sackt die Reichweite nicht so stark in die Knie. Denn Heizen mit Strom kostet viel Energie, siehe Toaster oder Haarfön.
Stromfresser meiden
So sollte generell beim E-Golf auf stromschluckendes Zubehör wie elektrisch einstellbare Sitze, Sitzheizung und der gleichen mehr zugunsten der Reichweite verzichtet werden – auch wenn es angeboten wird.
Mitnehmen sollte man auf jeden Fall aber den Umweltbonus, der den Kaufpreis um 2.380 Euro entlastet. Derart karg ausgestattet kostet der E-Golf am Ende dann inklusive Mehrwertsteuer 37.050 Euro.
Kaufen oder besser leasen?
Viel Geld und selbst für den überzeugten Elektromobilisten stellt sich die Frage, wie zukunftsfest ist das Auto? Heißt es nicht allerorten, dass die Lithium-Ionen-Batterien dank verbesserter Technik bald nicht nur billiger sondern auch stärker werden? Dass sich die Reichweite erhöhen wird und sich der Fahrkomfort steigert? Und was ist dann nach drei Jahren, wenn E-Golf erste Generation total veraltet ist? Welche Preise lassen sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt erzielen? Ist da nicht Vorsicht besser?
Ja, auch das Leasing wird von VW angeboten. 36 Monatsraten zum Preis von 384,92 Euro sind dann drei Jahre zu zahlen. Aber unter der Voraussetzung einer jährlichen Fahrleistung von 15 000 Kilometer, einer Anzahlung von 9262, 50 Euro (ein Viertel des Kaufpreises sowie 1.352,24 € für die Kreditabsicherung). Somit hat man ein Nettodarlehen in Höhe von 30.512,95 Euro mit einem jährlichen Zinssatz von 1,99 % abgeschlossen.
Was tun?
PS Für mich steht fest, erst wenn das Elektroauto verlässlich 500 Kilometer Reichweite schafft, die Zahl der Schnell- und Ladestationen sich deutlich erhöht hat und wenn der Preismarkant niedriger ist, dann springe ich mit große Freude und Überzeugung auf den Elektrozug – dann macht elektrisch Fahren erst richtig Spaß. Über die Stromrechnung aber müssen wir an anderer Stelle reden. Seien Sie auf Überraschungen gefasst.
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