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Wankel, Wasserstoff & Zeppelin – reale Technikträume

Wankel, Wasserstoff & Zeppelin – reale Technikträume

Wolfgang Stegers
16.05.2017, 23:21 Uhr
Beitrag von Wolfgang Stegers

Was haben Wankel, Wasserstoff und Zeppelin gemein? Richtig, immer wieder sorgen sie für Schlagzeilen. Sie faszinieren und scheitern. Aber wie viel Zukunft steckt in ihnen?

Die mit Gas gefüllte Zigarre reizt Techniker wie Luftschiffer immer aufs Neue. Mit ihr sollen schwere Lasten transportiert werden, sie sollen ohne die Infrastruktur eines Flughafens auskommen oder als Kommunikationsplattform über schlecht erschlossenen Gebieten stehen. Aber allen phantasievollen Träumereien und Wiederbelebungsversuchen zum Trotz, kommerziell eingesetzte Zeppeline, jetzt mit dem unbrennbare Traggas Helium gefüllt, heben nicht ab. Bekanntestes Milliardengrab verfehlter EU-Förderung in den neuen Bundesländern war der Cargolifter.

Jules Vernes Trauminsel

Die Verbindung vom Vorkriegszeppelin zu Wasserstoff ist sehr kurz. Hatte doch das dramatische Brandunglück der Hindenburg 1937 in Lakehurst zum Ende der Reisen mit den Luftschiffen geführt. Seine tragende Gasfüllung war hochexplosiv und brandgefährlich. Aber gerade diese Eigenschaft des Energieträgers Wasserstoff ließ schon Jules Vernes schon 1870 prophezeien: „Das Wasser ist die Kohle der Zukunft“, schreibt er in „Die Trauminsel“. Und weiter: „Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energie der Erde sichern.“

Brennstoffzelle und Hubkolbenmotor

Seit über 40 Jahren arbeiten engagierte Autofirmen an der Vision Wasserstoff. Aber so richtig kommt das Wasserstoffauto nicht aus den Puschen – sei es mit Brennstoffzelle, die an Bord den notwendigen Fahrstrom erzeigt, sei es als Hubkolbenmotor in dessen Brennräume anstelle des Benzins Wasserstoff eingespritzt wird.

Wankelmotor – alles dreht sich

Bleibt noch als dritte Traumidee, nach Zeppelin und Wasserstoff, der Wankelmotor. Interessanterweise ist auch er von einem Laien entwickelt worden, wie auch die Propagandisten von Wasserstoff und Zeppelin nicht aus den MINT-Fächern stammten. Felix Wankels Idee als Autodidakt war: Drehen statt Stampfen. Kreisende Kolben faszinierten ihn seit dem Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Es dauerte dann bis 1957 bis der erste Wankelmotor mit dem Spitzoval im nahezu kreisförmigen Umhüllungskörper auf den Prüfständen der NSU-Werke in Neckarsulm rotierte.

NSU Spider – Ro80

Sechs Jahre später feierte der NSU-Wankel-Spider auf der IAA seine Weltpremiere. Im späteren Ro80 erlebte dann das Wankeltriebwerk als Vier- oder Zweitakter seinen Höhepunkt. In dieser Zeit waren nahezu alle Automobilingenieure vom Rotorkolben elektrisiert. Flugtriebwerke, stationäre Motoren, Motorräder und natürlich Automobile wurden von den sich drehenden Kolben angetrieben. Am Ende gaben sie auf – bis auf eine japanische Firma. Sie hielt die Fahne von Felix Wankel hoch. Mazda baute den RKM, Rotationskolbenmotor, bis vor fünf Jahren in sein Sportcoupé. Jetzt gönnen sie sich eine Denkpause.

Audi-Museum: 60 Jahre Wankel

Und während das Audi Museum als Nachfolger von NSU in diesen Tagen in Ingolstadt eine Sonderausstellung „Revolution – 60 Jahre NSU/Wankel-Motor“ eröffnete (20. Mai bis 5. November), geht nahezu unbemerkt die Geschichte des rundlaufenden Motors weiter. Seit Jahren schon hat er sich in militärischen Drohnen etabliert. Mehr noch, ehemalige Wankelingenieure und junge Pioniere basteln an Triebwerken, um dem Wankel neues Leben einzuhauchen.

Audi-Wankel als Stromerzeuger

Dabei hatte schon der weitsichtige Audi-Forschungsvorstand Dick die Idee, dem Elektro-Audi A1 e-tron als Range-Extender einen kleinen Wankelmotor ins Heck zu packen. Er sollte nicht als Antriebsmotor sondern als mit Benzin getriebenem Generator dienen und den erzeugten Strom direkt an die Antriebsräder liefern, sollte der Batterie der Saft ausgegangen sein. Neben der technisch eleganten Lösung wäre damit auch auf die Audi-NSU-Tradition zurückgegriffen worden.

Verbot aus Wolfsburg

Quasi im Geheimen wurde an dem Audi-Wankelmotor „gearbeitet“. Mazda sollte die Fertigung übernehmen. „Aber die Mustermotoren war so schlampig verarbeitet“, konnte sich Michael Dick echauffieren, dass ein Unternehmen der Drohnenbranche aus dem Köln-Bonner-Raum damit beauftragt erden sollte. Mittlerweile hatte aber die Wolfsburger VW-Zentrale, dort wo die Konzernforschung angesiedelt ist, von der Verschlusssache „Audi-Wankel“ Wind bekommen und das Projekt gestoppt.

Wasserstoff im Wankel

Bei Mazda scheint wohl jetzt auch die Zeit der Denkpause vorüber zu sein. Mag sein, dass man sich an die kurze, schmerzhafte Audi-Zusammenarbeit erinnert, auf jeden Fall aber, wird hier überlegt, einen kleinen, benzinbetriebenen Wankelmotor als Range Extender für Elektroautos einzusetzen. Aber es geht noch pfiffiger.

Es waren die Japaner selbst, die ihre Wankelmotoren mit Wasserstoff betrieben. Dass diese Motoren hervorragend liefen, konnten die Ingenieure vor acht Jahren mit ausführlichen Testfahrten für Journalisten in Oslo beweisen. Wasserstoff in die Brennkammer, daran hatte BMW über viele Jahre gearbeitet. Allerdings mit ihren Hubkolbenmotoren. Der Vorteil beim Wankel, die schwierige Abgasreinigung fällt im Wasserstoffbetrieb weg, der Motor kann sehr hoch drehen und das Gemisch ist homogen.

Mit der Drohne zum Luftschiff

Wie nun die Story von Felix Wankel und Vernes Wasserstoff weitergeht, bleibt abzuwarten. Neue Potentiale haben sich durch die anhaltende Diskussion um Klimaschutz, CO2-Ausstoß, Schadstoffe und Partikel sowie Elektromobilität ergeben. Man sieht, man muss nicht elektrisch fahren, um sauber und rein mobil zu sein.

Ach ja, Hindenburgs Zeppelin. Mal schaun, wann er sich das von oben anschauen kann. Vielleicht fliegen wir ja mit unserer Drohne himmelwärts zu ihm.

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