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Warum Automodelle verschwinden

Warum Automodelle verschwinden

Wolfgang Stegers
08.05.2017, 20:08 Uhr
Beitrag von Wolfgang Stegers

Zuerst der Phaeton. Er machte den Anfang. Still wurde er von Matthias Müller, Nachfolger des geschassten VW-Vorstandschefs Martin Winterkorn, beerdigt. Nachfolger nicht geplant. Dann erwischte es den Eos. Jenes Cabriolet mit dem festem Klappdach, das immer so traurig schaute. Eigentlich passte der Eos ganz gut in die Modellreihe der Volkswagengeschwister, weil so unscheinbar und charakterlos. Sei’s drum, es hatte auch seinem Designer, Murat Günak (Mercedes C-Klasse, SLK), wenig Glück gebracht. Kurz nach der verspäteten Markteinführung des Eos vor elf Jahren, wurde der VW-Chefdesigner durch Walter de Silva ersetzt. Ihn hatte Winterkorn von Audi mitgebracht.

Der eigenwillige Roomster

Mit dem Eos wurde auch Skodas Unikum, der Roomster entsorgt. Der praktische Kleinlieferwagen war so singulär im großen VW-Reich. Er repräsentierte eine andere Unternehmenskultur zwischen den Marken untereinander. Noch unter der Ägide von Bernd Pischetsrieder entstanden, hatten die Marken viel mehr Freiheit sich zu entwickeln. Praktizierter Föderalismus. Bei Winterkorn herrschte das rigide Regime eines Zentralismus. Wolfsburg bestimmte alles – „bis zur kleinsten Schraube“ wurden VW, Audi und Co vom Chef persönlich hineingeredet.

Ciao Erdbeerkörbchen

Aber der Eos schaffte zuletzt nur noch knapp 4000 Zulassungen. In seiner Blütezeit rollten über 30.000 Exemplare jährlich vom Band. Der Eos blieb nicht das einzige Offen-Auto, das dem Rotstift jüngst zum Opfer fiel. Auch das Erdbeerkörbchen, das Golf-Cabriolet, wurde sang- und klanglos beerdigt.

Hingegen bleibt das Cabriolet des Beetle für den deutschen Markt erhalten, während die Limousine mangels Nachfrage aus den Bestelllisten getilgt wurde. Ebenfalls wurde der VW CC gestrichen. Auch eine Kreation von Gürnak. Das viertürige Coupé scheint dem Mercedes CLS (Projektname: Jag-Fighter) wie aus dem Gesicht geschnitten. Kein Wunder, Gürnak hatte als Mercedes-Designer daran gearbeitet.

Cascada, Verso S, RCZ

Aber Volkswagen steht mit seiner Streichliste nicht allein. Bei BMW hat der Z4, der zweisitzige klappdach-Sportwagen schon seit Spätsommer letzten Jahres die Produktionsbänder verlassen. Sein Nachfolger, Z5, soll mit Stoffverdeck 2018 kommen. Der Peugeot RCZ, jenes Sportcoupé mit der charakteristischen „Delle im Dach“ (dem Porsche 991 GT 3 RS nicht unähnlich).

Mit dem Nissan Pathfinder verschwindet ein anderes Charakterauto von der Bühne. Und ob dem Toyota Verso S viele Tränen nachgeweint werden, sei dahingestellt. Eher schon dem Opel Ampera. Vielleicht trifft es auch den Cascada von Opel, jenes chice Cabriolet für das im großen Reich von PSA wohl kein Platz mehr vorhanden ist. Die derzeit extrem niedrige Leasingrate scheint dafür zu sprechen. Auch ist zu hören dass der VW-Sirocco die nächsten Werksferien nicht überlebt und im Zuge der Modellbereinigung dem Arteon weicht.

SUVs erfolgreich in allen Klassen

Und warum verschwinden Modelle? Es gibt viele Gründe – sie verkaufen sich nicht mehr so gut, sie können neue, gesetzliche Vorschriften nicht erfüllen oder sie sind aus der Zeit. Mit immer stärker werdender Macht drängen die SUVs auf den Markt. Man kann zu ihnen stehen wie man will, sie sind unglaublich beliebt und machen sich in allen Klassen breit. Im Kleinwagenbereich sind sie längst angekommen. Wie beliebt das SUV ist, zeigen die Zahlen des Skoda Kodiak. Mit 17000 Verkäufen wurde für das Restjahr gerechnet. Schon jetzt sind über 40.000 bestellt und die Wartefrist beträgt eineinhalb Jahre.

Auch für solche Erfolgsgeschichten müssen alte Modelle Platz schaffen. Am Ende stellt sich Autoliebhaber die Frage, war das eingestellte Modell so unique und herausgehoben, dass es das Zeug zum viel gesuchten Oldtimer hat oder versinkt es nahezu spurenlos in der Automobilhistorie?

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2 Kommentare

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Wolfgang Stegers
ja das stimmt - für mich waren es aber in erster Linie aktuelle Modelle, die eingestellt werden. Ob sie das Potenzial für einen Young- (dann noch preisgünstig) oder einen Oldtimer (dann teuer) haben, zeigt die Zeit und ist von Moden abhängig.
Opel GT, Manta oder Porsche 914 sind ja schon seit Jahren ein gestellt. Speziell GT oder auch Calibra 4x4, Lotus Omega so gut wie kaum mehr zu haben - bei akzeptablen Preisen und im guten Zustand.
  • 11.05.2017, 20:59 Uhr
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Interessanter Ansatz, aber die Modellauswahl lässt für meinen Geschmack sehr zu wünschen übrig! Da war nicht ein einziges Auto dabei, dass mich auch nur einen Hauch hätte interessieren können!

Ich hätte mir echte Klassiker erhofft, Opel Manta, GT, Ford Capri usw. Aber was ist ein Opel Ampera? Kenne ich überhaupt nicht und interessiert mich auch nicht mal ansatzweise!
  • 09.05.2017, 21:27 Uhr
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