Nichts scheint Menschen mehr zu beschäftigen als die Frage nach dem Glück. In der amerikanischen Verfassung ist das Recht auf Glück sogar verankert - in der bekannten Passage vom pursuit of happiness. Es gibt unzählige Ratgeber und Paul Watzlawick hat diese in seinem Buch auf humorvolle Weise konterkariert. Er zeigt, wie und wie oft wir in unsere selbst gestellten Unglücksfallen rennen und an den berühmten selbsterfüllenden Prophezeiungen scheitern.
Man steht mit dem linken Bein auf und denkt, das kann kein guter Tag werden. Und mit diesem Blickwinkel gelingt dem Tag auch wirklich nichts. Es sei denn, wir schaffen im Lauf des Tages unseren Blickwinkel zu ändern und uns an den kleinen schönen und guten Dingen des Alltags zu erfreuen. Von diesen gibt es ja jeden Tag eine Menge, aber nicht immer sind wir gewillt oder fähig, sie wahrzunehmen.
Mal haben wir zu wenig Geld, mal zu viel Arbeit, mal hätten wir gerne einen Partner, mal nervt der Partner.
Folgt man den Erkenntnissen von Meinungsforschern und Statstikern, dann ist ein wichtiges Moment der persönlichen Zufriedenheit die Stadt, in der man lebt. Hamburg zum Beispiel ist danach Deutschlands glücklichste Region. Dort hat man das höchste Pro-Kopf-Einkommen, man lebt im Norden sehr gesund und fühlt sich weniger gestresst als ein Württemberger.
Meine Freundin Gisi lebte viele Jahre in Hamburg, aber sie war nicht wirklich glücklich. Es fehlte der Partner. Den fand sie nach ihrer Rückkehr in den deutschen Süden und seitdem ist sie trotz stressigem Job im Glück. Die Mutter einer anderen Freundin lebt in Hessen und egal was in ihrem Leben passiert, bleibt das Glas halbvoll, nein höchstens viertelvoll.
In einer anderen Studie las ich, dass Single-Frauen glücklicher sind als Single-Männer und sogar gesünder. Während Männer ohne Partnerin weniger gut, weniger zufrieden und weniger lang leben, sind Frauen in Partnerschaften eher die Leidtragenden.
Und ich?
Ich mag meinen Beruf, verdiene recht gut, bin Single und müsste im Grunde so glücklich und froh sein wie der Mops im Haferstroh. Aber ganz ehrlich - heute morgen bin ich mit zwei linken Füßen aufgestanden. Und ich wäre wohl genauso wieder am Abend zu Bett gegangen, wenn nicht eine winzige Kleinigkeit passiert wäre.
Auf dem Weg in ein Meeting stoppte ich beim Bioladen und wollte mir schnell mein Lieblingsnaschwerk kaufen. Ein schwäbisches Bobbeles. Der kleine Junge vor mir hatte das letzte bekommen, seine Mutter bezahlte gerade. Ich sah wohl traurig aus. Der Kleine war höchstens vier. Er überlegte einen Moment. Dann streckte er mir sein angebissenes Bobbeles hin. "Da", sagte er und seine Augen lächelten. Seine Mutter strich ihm kurz über seine blonden Locken. "Er teilt gerne", sagte sie. "Ich auch", antwortete ich und nahm ein kleines Stück von dem Bobbeles. "Das nächste Mal teile ich mit dir. Versprochen", sagte ich und kniete mich zu dem kleinen Mann. Er strahlte.
Auf dem Weg zum Auto dachte ich, viel schöner und wichtiger und wertvoller als jede Studie und jedes Buch ist das Leben - nicht irgendwo anders, sondern genau dort, wo man gerade ist. Und hüpfte vor Vergnügen auf dem rechten Bein, so wie ich es schon als Kind so gern getan hatte.
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