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Was Frauen wirklich denken: Ist das Glück immer anderswo?

Was Frauen wirklich denken: Ist das Glück immer anderswo?

Sonja Bissbort
14.10.2013, 08:25 Uhr
Beitrag von Sonja Bissbort

Nichts scheint Menschen mehr zu beschäftigen als die Frage nach dem Glück. In der amerikanischen Verfassung ist das Recht auf Glück sogar verankert - in der bekannten Passage vom pursuit of happiness. Es gibt unzählige Ratgeber und Paul Watzlawick hat diese in seinem Buch auf humorvolle Weise konterkariert. Er zeigt, wie und wie oft wir in unsere selbst gestellten Unglücksfallen rennen und an den berühmten selbsterfüllenden Prophezeiungen scheitern.

Man steht mit dem linken Bein auf und denkt, das kann kein guter Tag werden. Und mit diesem Blickwinkel gelingt dem Tag auch wirklich nichts. Es sei denn, wir schaffen im Lauf des Tages unseren Blickwinkel zu ändern und uns an den kleinen schönen und guten Dingen des Alltags zu erfreuen. Von diesen gibt es ja jeden Tag eine Menge, aber nicht immer sind wir gewillt oder fähig, sie wahrzunehmen.

Mal haben wir zu wenig Geld, mal zu viel Arbeit, mal hätten wir gerne einen Partner, mal nervt der Partner.

Folgt man den Erkenntnissen von Meinungsforschern und Statstikern, dann ist ein wichtiges Moment der persönlichen Zufriedenheit die Stadt, in der man lebt. Hamburg zum Beispiel ist danach Deutschlands glücklichste Region. Dort hat man das höchste Pro-Kopf-Einkommen, man lebt im Norden sehr gesund und fühlt sich weniger gestresst als ein Württemberger.

Meine Freundin Gisi lebte viele Jahre in Hamburg, aber sie war nicht wirklich glücklich. Es fehlte der Partner. Den fand sie nach ihrer Rückkehr in den deutschen Süden und seitdem ist sie trotz stressigem Job im Glück. Die Mutter einer anderen Freundin lebt in Hessen und egal was in ihrem Leben passiert, bleibt das Glas halbvoll, nein höchstens viertelvoll.

In einer anderen Studie las ich, dass Single-Frauen glücklicher sind als Single-Männer und sogar gesünder. Während Männer ohne Partnerin weniger gut, weniger zufrieden und weniger lang leben, sind Frauen in Partnerschaften eher die Leidtragenden.

Und ich?

Ich mag meinen Beruf, verdiene recht gut, bin Single und müsste im Grunde so glücklich und froh sein wie der Mops im Haferstroh. Aber ganz ehrlich - heute morgen bin ich mit zwei linken Füßen aufgestanden. Und ich wäre wohl genauso wieder am Abend zu Bett gegangen, wenn nicht eine winzige Kleinigkeit passiert wäre.

Auf dem Weg in ein Meeting stoppte ich beim Bioladen und wollte mir schnell mein Lieblingsnaschwerk kaufen. Ein schwäbisches Bobbeles. Der kleine Junge vor mir hatte das letzte bekommen, seine Mutter bezahlte gerade. Ich sah wohl traurig aus. Der Kleine war höchstens vier. Er überlegte einen Moment. Dann streckte er mir sein angebissenes Bobbeles hin. "Da", sagte er und seine Augen lächelten. Seine Mutter strich ihm kurz über seine blonden Locken. "Er teilt gerne", sagte sie. "Ich auch", antwortete ich und nahm ein kleines Stück von dem Bobbeles. "Das nächste Mal teile ich mit dir. Versprochen", sagte ich und kniete mich zu dem kleinen Mann. Er strahlte.

Auf dem Weg zum Auto dachte ich, viel schöner und wichtiger und wertvoller als jede Studie und jedes Buch ist das Leben - nicht irgendwo anders, sondern genau dort, wo man gerade ist. Und hüpfte vor Vergnügen auf dem rechten Bein, so wie ich es schon als Kind so gern getan hatte.

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19 Kommentare

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Glück ist den Augenblick genießen zu können .
www.ahlaufer.de
  • 14.04.2014, 15:44 Uhr
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Hallo
Dein Kommentar hat mir sehr gut gefallen.Sehr gut geschrieben bist Du Journalistin
ich habe das Buch von Paul Watzlawick auch gelesen hat mir sehr gut gefallen
vor allem die Geschichte mit dem Hammer fand ich sehr lustig da ist etwas dran so wie
man in den Wald ruft so halt es zurück meistens ich interessiere mich auch für
Psychologie habe schon viele Bücher gelesen sind sehr hilfreich im umgang mit seinen
Mitmenschen hilft zu Selbsterkenntnis und mehr Verständnis mit seinen Mitmenschen
meinst Du nicht auch allerdings schaffe ich es auch nicht immer ich arbeite aber noch
immer an mir mein Lehrer hat gesagt hinfallen darf man aber mann muß immer
wieder aufstehen
ein schönes Wochenende
Viele Grüße vom schönen Wörthsee
Maria
  • 09.11.2013, 12:05 Uhr
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Sonja Bissbort
Hallo Maria,
vielen Dank für Deine lieben Grüße vom schönen Wörthsee und Deine Zeilen, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Paul Watzlawick hat mit auch viel Freude bereitet. Das Buch steckt voller guter Ideen und Anregungen.
Das mit dem Hinfallen und Aufstehen sehe ich wie Du. Dazu gehört m. E. manchmal Mut und auch viel Humor.
Herzliche Grüße
Sonja
  • 09.11.2013, 19:42 Uhr
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Ja liebe Sonja,das sind die Glücksmomente im Leben.
  • 14.10.2013, 20:53 Uhr
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Sonja Bissbort
Du kennst sie sicher auch, lieber Günter.
  • 15.10.2013, 21:51 Uhr
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Bezüglich der Studien, sie mögen stimmen oder auch nicht. Repräsentativ, was ist das? Was nützt tatsächlich die Befragung von 1000 Menschen quer durch die Republik? Ich wurde, glaube ich, in meinem nun über ein halbes Jahrhundert andauernde Leben 2 Mal befragt, wozu, weiß ich nicht mehr. Soviel zum Glücklichsein per Statistik.

Glücklich, ich? Gelegentlich. Zufrieden, fast immer. Immer glücklich sein, ist glaube ich, kein erstrebenswerter Zustand. Der wird dann Gewohnheit. Wehe, es kommt ein Schicksalsschlag. Gar nicht zum Ausdenken!

Es sind die kleinen Dinge, wie der kleine Junge, der mit Dir sein Bobbeles geteilt hat, oder wie bei mir, dass mein 2. Sohn dieser Tage sein Kind angekündigt hat, oder mit dem Rad durch eine Pfütze fahren, der warme Wind weht ins Gesicht, herrlich!
  • 14.10.2013, 17:23 Uhr
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Sonja Bissbort
Das mit dem Rad durch die Pfützen ist eine herrliche Idee! Ich glaube, das mache ich demnächst auch mal wieder )
  • 15.10.2013, 21:52 Uhr
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Ein sehr schöner Beitrag, Sonja. Genau wie Elli schon geschrieben hat, er hat mich zum lächeln gebracht. Man sollte auf die kleinen schönen Dinge im Leben achten, die einem tagtäglich begegnen können!
  • 14.10.2013, 16:35 Uhr
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ach schön, liebe sonja, was du erzählst.
berührt mich sehr.
noch im "grummelgefühl" die kleinen geschenke des lebens zu sehen und anzunehmen, dass ist glück, ja!

als ich heute morgen an eine große kreuzung kam, stellte ich entnervt fest, die ampeln sind ausgefallen.....ach du schreck.....! wie komme ich jetzt über die straße.

doch zu meinem erstaunen, klappte der verkehr auch ohne regeln, was mich über alle maßen freute.

sieh mal da, die menschen brauchen gar nicht so viele regeln, irgendwie lag was friedliches darin.....die sonne schien und der verkehr rollte ohne jedes problem und jeden streß.
  • 14.10.2013, 12:04 Uhr
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Sonja Bissbort
... und jedes Mal wenn wir für diese kleinen Momente achtsam und empfänglich werden, wird aus jedem Tag Weihnachten, Silvester, Urlaub, ein Glückstag!
  • 14.10.2013, 13:15 Uhr
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berührend in seiner ganzen wahrheit !
  • 14.10.2013, 11:55 Uhr
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danke Sonja für die nette Geschichte. Ich hab Dir auch eine kleine. War einkaufen, vor mir ein Knirps mit so na ich würd sagen 5 Jahren und hatte eine Tüte Süßes in der Hand. Die Verkäuferin scannte es ein und sagt: 99 Cent. Da legt der kleine Mann seine ganzen Kupfermünzen auf den Ladentisch und freute sich auf seine Zuckerli. Aber, nach Abzählen der ganzen und nochmals zählen, wollten es einfach nicht mehr als 97 werden und nun. Die Kassierin sagte: Tut mir leid, das ist zu wenig. Da verzog er ganz enttäucht sein Gesicht und kramte in seiner Hosentasche. Aber es fand sich nichts und hinter mir wurden die Leute langsam ungeduldig.
Da sagte ich ganz spontan - hier, ich spendier den Rest, weil ich heute Geburtstag hab - o.k., war geflunkert.
Er nahm den Groschen und gab ihn der Kassierin. Dann guckte er mich ganz schüchtern an und sagte leise: Dankeschön und sausste davon.
Das ist für mich Glück, die leuchtenden Augen eines glücklichen Kindes.
Grüße, Roswitha
  • 14.10.2013, 11:16 Uhr
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Sonja Bissbort
Genau so bringen wir jeden Tag Glück in die Welt )
  • 14.10.2013, 12:02 Uhr
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Ich denke, das Entscheidende ist, ob wir das Glück sehen wollen oder nicht.
Heute in der Frühe im Park z.B....der Weg lag voller Laub...ganz bewusst habe ich meine Füße hinter mir hergezogen, um das Laub zu hören...ein schönes Geräusch, wie ein kunterbunter Teppich...einfach schön und vor allem, ich bin so fit...dass ich hier drin herum stapfen kann.
Eine Frau kam mit ihrem Hund an der Leine und meckerte um sich rum..."Das Laub...können die das nicht mal weg machen...man rutscht ja auch und der Hund hat die Blätter im Felll...blablabla.
Einmal Laub, zwei Frauen...ich sah das Glück...sie sah es nicht.
  • 14.10.2013, 10:38 Uhr
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Sonja Bissbort
Ein wunderschönes Bild, eine herrliche Geschichte: es kommt auf unseren Blickwinkel, unsere Einstellung, auf uns selbst an!
  • 14.10.2013, 10:56 Uhr
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Ein magischer Moment. Schön.
  • 14.10.2013, 10:35 Uhr
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