wize.life
Neu hier? Jetzt kostenlos registrieren und mitmachen! Warum eigentlich?

Was Frauen wirklich denken: Nie wieder streiten. Geht das?

Sonja Bissbort
16.09.2013, 17:12 Uhr
Beitrag von Sonja Bissbort

Manchmal ist es vertrackt: Die besten Vorsätze und alle Anti-Streit-Coachings helfen nichts mehr: Dann geht unsere Natur mit uns durch und wir haben den schönsten (oder schlimmsten) Streit. Doch sind solche Auseinandersetzung wirklich in uns Menschen angelegt? Oder wären sie doch vermeidbar?

Professor Frederic Vester, Biochemiker, Gründungsmitglied des BUND und hochgeschätzter Berater, hat zeitlebens viele kluge Bücher geschrieben: über vernetztes Denken, die Stressbelastung in dicht besiedelten Großstädten und auch über das Phänomen Streit. Eine Aussage dazu hat mich besonders beeindruckt: Streit beginnt in der Regel harmlos, um sich dann oft genug hoch zu schaukeln, bis keiner mehr weiß, um was es wirklich geht. Man läuft in dem einmal gezimmerten Korridor weiter und notfalls die Wände hoch.

Solche sinnlosen Eskalationen können wir - so Vester - jederzeit stoppen, da wir gemeinhin nicht das logische Ende der Eskalation in Kauf nehmen wollen: nämlich den Anderen zu töten. Das wäre die sozusagen natürliche Konsequenz der Schaukel "Wenn du, dann ich, dann du ...", die einen Disput auf die höchste Spitze treibt. Also müssen wir irgendwann deeskalieren, einer zumindest muss es tun. Ob es der Klügere ist, der nachgibt, darüber ist ebenso viel wie Verschiedenes diskutiert worden. In jedem Fall gilt:

Je früher, desto besser.

Je länger man wartet, desto größer wird der eigene Gesichtsverlust wie auch der des Kontrahenten. Warum also gelingt die Einsicht zum Kompromiss oder Frieden dennoch oft erst, wenn der Partner wütend aus der Wohnung stampft und die Beziehung auf dem Spiel steht, wenn Tarifparteien sich gegenseitig blockiert und beschimpft haben, wenn Kollegen sich schweigend oder mobbend aus dem Weg gehen, wenn in Kriegen ein Gegner am Boden liegt?

Im Tierreich habe ich vor kurzem eine herrliche Streitsituation erlebt. Zwei Amseln stritten sich heftig, rauften sich, Federn stoben und sträubten sich, dann stand der Sieger fest. Dieser trieb den Unterlegenen vor sich her, laut schreiend mit gespreizten Flügeln, die ihn als den Mächtigeren noch größer erschienen ließen. Der Geschlagene rannte davon, den Schnabel weit aufgerissen, aber lautlos. Als der Sieger von ihm abließ, nahm sich der Schwächere einen noch Schwächeren vor: eine Schnecke, die ahnungslos in ihrem Häuschen saß. Die Amsel hackte wie wild und ohne Unterlass auf Haus und Schnecke ein und zog erst davon, also sozusagen nichts mehr zu hacken war. Assoziationen an Konflikte zwischen Menschen liegen durchaus nahe.

Hey, dachte ich, wir Menschen können wohl gar nicht anders.

Ein Stück Amsel trägt wohl jeder in sich. Die Natur ist also offensichtlich einfach stärker als jede Erziehung, jede Bewusstseinsbildung und jedes Argument pro Frieden. Und dann las ich von Fledermäusen. Greifswalder Zoologen haben entdeckt, dass Fledermäuse sich aus dem Weg gehen, wenn es so richtig zwischen ihnen kracht. In simulierten Konfliktsituationen traf die Fledermaus-Kolonie eine kluge Wahl: Sie "spaltete sich für ein bis zwei Tage auf". Dabei zeigte sich folgende Regel: Je größer der Interessenkonflikt war, desto stärker und größer war die Tendenz zur zeitweisen Trennung.

Auch hier erkennt man sich als Mensch gut wieder. Was letztlich heißt, wenn man die beiden Fälle von Amseln und Fledermäusen betrachtet: "Unsere Natur" ist nicht so oder so, sie lässt uns die Wahl. Wir können also etwas dafür tun, Konflikte klein zu halten und frühzeitig zu lösen. Keiner zwingt uns zum Hacken und Stechen, Streiten und Fechten, Kämpfen und Bekriegen. Es sei denn, wir unterliegen uns selbst, der Schwäche, uns stärker machen zu wollen als andere.

Diesen Inhalt jetzt auf Facebook teilen!
Diesen Inhalt jetzt auf Twitter teilen!

16 Kommentare

Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
Ich denke, daß heutzutage viel Streit genannt wird, was mit Streit gar nichts zu tun hat. Wenn man Auseinandersetzungen vermeidet, ist immer ein Beteiligter im Hintertreffen, weil er keine Chance hatte seine Meinung zu vertreten und um seine Sicht der Dinge zu kämpfen. Ich lese ständig, daß die Menschen nicht mehr miteinander reden, daß die einsamkeit zunimmt, daß Depressionen mehr werden, weild die gemeinsamen Gespräche und Unternehmungen fehlen. Und auf der anderen Seite soll ich meine Meinung nicht mehr sagen können, weil das ja dann sofort "Streit" genannt wird, wenn ich unterschiedliche Meinungen vertrete. Auseinandersetzungen sind sehr wichtig, aber im richtigen Rahmen. Meinung gegen Meinung, ohne persönliche Angriffe unter die Grütellinie. Woher soll der "Gegner" denn wissen was ich will und empfinde wenn iches nie sage um "Streit" zu vermeiden. Das gilt in allen Bereichen des Lebens, Arbeit, Ehe, Kinder. Klare Fronten verhindern Probleme.
  • 17.09.2013, 10:37 Uhr
  • 0
Sonja Bissbort
Das stimmt. Klarheit ist etwas sehr Wichtiges. Und diese ist ein gutes Mittel, unnötiges Streiten um des KAisers Bart z.B. zu vermeiden.
  • 18.09.2013, 14:04 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
Mit mir zu streiten wäre schwer.Ich sage immer,mich kann niemand beleidigen.Wenn jemand eine andere Meinung hat als ich,dann kann ich mich der Meinung anschließen oder aber,falls es nicht meinen Vorstellungen entspricht,die andere Meinung akzeptieren,ohne damit einverstanden zu sein.
  • 16.09.2013, 21:35 Uhr
  • 0
Nun,so ist es auch nicht,aber ich unterscheide Streit und Diskussionen.Falls ich es für notwendig halte,kann ich mich durchaus durchsetzen,das geht auch ohne Streit.Ich habe in meiner Arbeitszeit,wenn ich mit dem Chef oder Gehalt nicht zufrieden war und keine Einigung erreichen konnte,einfach eine mir entsprechende Arbeitsstelle gesucht.Ich kann und kämpfe schon für mein Recht,trotzdem kann man Streit vermeiden.
  • 17.09.2013, 08:41 Uhr
  • 0
ja Karin so handele ich auch.
Nur manchmal kann ich wirklich laut werden und um mich schlagen(verbal)
aber nie unter die Gürtellinie,
auch wenn ich die Knöpfe kenne die gedrückt werden könnten. Zum Glück hält es nicht lange an, weil ich innerlich lachen muss wenn ich das erstaunte Gesicht meines Gegenübers sehe.
Ja, die ruhige Angelika kann auch anders,grins
  • 29.09.2013, 11:09 Uhr
  • 0
Liebe Angelika,mal laut zu werden oder verbal um sich zu schlagen,
wenn es Dir hilft,finde ich ok.Das ist ja kein Streit.Liebe Grüße von Karin
  • 29.09.2013, 14:20 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
Menschen haben im Gegensatz zu Tieren etwas ganz Besonderes: Kultur! In diesem Fall Streitkultur. Wichtigste Regel: Niemals unter die Gürtellinie. Dem Gegner immer die Chance lassen, seine Würde zu behalten.
Dann kann Streit auch mal richtig "erfrischend" sein.
  • 16.09.2013, 21:21 Uhr
  • 0
Aber er hat die Wahl.....
  • 16.09.2013, 22:55 Uhr
  • 0
  • 17.09.2013, 09:52 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
Hallo sonja,ich meine in deinen letzten absatz ist ein denkfehler,menschen sind keine
amseln oder aderes. getier.Menschen können fühlen und denken und eskaliert ein
streit dann wirklich einmal ist es uns immer wieder gelungen schon nach kurzer
zeit den frieden wieder-herzustellen.Wir fragen auch nicht später nach recht oder
unrecht sondern sagen heute habe ich nachgegeben nächstes mal bist du dran.......
  • 16.09.2013, 19:00 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
So ist das mit dem Streit, einmal mit dem linken Fuß aufgestanden, ein verkehrtes Wort und das auch noch falsch aufgefasst und schon geht's los. Streiten will eben auch gelernt sein. Sich ggf. aus dem Wege zu gehen, wird empfohlen, ist sicher sehr sinnvoll, doch nicht für zwei Tage, sondern nur für ca. 30 Min. und bitte mit vorheriger Ankündigung! Aus dem Zimmer rennen ist ein absolutes Nogo. Und dann klären, damit es keinen Gewinner gibt, denn sonst sind alle Verlierer.
  • 16.09.2013, 17:57 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.
liebe sonja,

ich glaub, streiten gehört zum leben einfach dazu.
zum einen wird er natürlich benutzt, um dampf abzulassen.
zum anderen gibt es einfach konflikte, da die menschen nunmal verschieden sind, die ja nicht immer friedlich lösbar sind. da wir menschen ja zu einem großen teil emotionsgesteuert sind.

gewiss kann es eine gute lösung sein, erstmal abstand zu nehmen.
doch wenn der abstand nur dazu genutzt wird, weitere munition zu sammeln, dann ist er dem streit sogar zuträglich.

was also ist an streit denn nun so abschaffenswert?

ist es nicht viel mehr der gedanke, streit darf nicht sein, der probleme macht?
von klein an wird dem menschen vermittelt, ihr dürft nicht streiten.
vielleicht wäre so mancher krieg verhindert, wenn nach herzenslust gestritten werden dürfte.

möcht ich mal als gedanken in den raum stellen.
  • 16.09.2013, 17:37 Uhr
  • 0
Sonja Bissbort
Mit Herzenslust - ja, da würde ich Dir sofort zustimmen. Mit Herz und nicht mit gezückter Waffe, mit Lust, d.h. auch mit Liebe zu sich und dem anderen...
  • 16.09.2013, 18:37 Uhr
  • 0
ich weiß nicht Juliane, es gibt zu viele Menschen die sich streiten um des Streitens willen, da kenne ich einige, und nur wenige die sich aus Harmoniebedürfnis nicht streiten wollen.
Am Schlimmsten finde ich es, wenn sich Jemand tagelang immer wieder streiten will.!!
Wenn ich explodiere dann kurz und heftig, danach hab ich keine Wut mehr im Bauch und es ist vergessen.
Manche können es nicht lassen und müssen tagelang, wochenlang ja jahrelang immer wieder drauf zurück kommen.
  • 29.09.2013, 11:27 Uhr
  • 0
liebe angelika,
gewiß gilt es da zu differenzieren.
die dauerstreithammel meide ich inzwischen, weil es einfach zu durchsichtig und auch unerfreulich ist, mit ihnen zu tun zu haben.
mir sagte mal ein mensch, streiten entspannt ihn.
er geht natürlich davon aus, es ist bei allen so.

irrtum!!!!

ja, streit entspannt schon, wenn sich einiges angestaut hat, aber

ein "dauerfeuer" zehrt, keine frage.

ein dauer-harmonie-wunsch aber ebenso, denn das geht ja nur, wenn alles, was streit hervorrufen könnte unter dem teppich landet.
das macht das gehen schwierig und schwieriger, denn man muß immer über den müll unterm teppich steigen....lach.

so ist das richtige maß, wie immer entscheidend.
  • 29.09.2013, 11:47 Uhr
  • 0
lach...recht haste da Juliane
  • 29.09.2013, 14:59 Uhr
  • 0
Melden Sie sich jetzt mit Ihrem Nutzerkonto an, um Kommentare zu hinterlassen.