Bei dem Wort Vollweib denkt man - Mann wie Frau - an alles Mögliche. Vor allem an große Stars mit Kurven, die Jayne Mansfield oder Marilyn Monroe und Sophia Loren oder Gina Lollobrigida hießen oder heute zum Beispiel den Namen Kate Winslet oder Christine Neubauer tragen. Kaum jemand käme auf den Gedanken, die beiden ehemaligen Frauen von Tom Cruise - Nicole Kidman und Katie Holmes - oder Grace Kelly, die spätere Fürstin Gracia Patricia so zu bezeichnen.
Sind Kurven also das entscheidende Kriterium?
"Frauen müssen sich selbst als Frauen feiern."
Es sind die Worte einer Salma Hayek, die das viel genutzte und auch abgedroschene Wort Vollweib in ein neues Licht rücken. Nicht nur weil Salma Hayek ein Weltstar ist, liebevolle Mutter einer siebenjährigen Tochter und Ehefrau eines ebenso erfolgreichen wie reichen Mannes, François-Henri Pinault, einem der wichtigsten Player in der Modeszene. Nicht nur weil sie es versteht, verführerisch zu sein auch ohne große Posen.
Salma Hayek ist viel mehr: Hollywood-Schauspielerin, Filmproduzentin, Kämpferin für Frauenrechte, Gründerin einer Stiftung gegen häusliche Gewalt.
Hätte sie nur ihre Figur, die unzweifelhaft sexy ist und weiblich gerundet, hätte sie nicht diese Präsenz von großer, unbedingter Natürlichkeit: eine starke Persönlichkeit. Sie wirkt direkt und genauso direkt setzt sie sich für die Sache der Frauen ein. Kein bisschen androgyn. Und viel mehr als das Klischee verführerisch.
Sinnlich und selbstbewusst. Oder sinnlich, weil selbstbewusst?
Oder gar selbstbewusst, weil frau sich all ihrer Sinne und Sinnlichkeit bewusst ist? Weil frau Sense und Sensitivity in sich harmonisch vereint, Herz und Kopf, Verstand und Lebensfreude, Leidenschaft für ihre Anliegen, Stärke und Sinnlichkeit?
Ja, sagt Salma Hayek in einem Interview, ja, eine starke Frau darf auch sexy sein.
"Das Statement lautet nicht "Schau, wie viel ich habe". Es ist "Schau, wer ich bin". Sicher kann man sinnlich und stark zugleich sein! Ich halte es für einen Fehler, wenn man das eine für das andere aufgibt. Das bedeutet nämlich, dass man denkt, um stark zu sein, müsse man ein Mann werden. Nein. Frauen müssen sich selbst als Frauen feiern und Sinnlichkeit ist Teil einer Frau. Es gibt einen gewissen gesellschaftlichen Druck, dass du dich dabei schuldig fühlst. Doch dem muss man widerstehen."
Auch dem Druck, der von anderen Frauen ausgeht, die nicht in ein Klischee geraten wollen, die sich lieber "unweiblich" geben, um nicht beurteilt zu werden.
Erinnern wir uns: Starke Frauen waren schon immer sexy. Und verführerische Frauen waren oft starke Frauen. Man denke nur an Kleopatra, die die zwei größten Männer ihrer Zeit an sich band. Und vergessen wir nie: Wirklich starke Männer mögen, wollen, verehren, lieben starke Frauen, weil sie auch alle Facetten in sich tragen und leben statt Klischees zu folgen.
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