„Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt“, schrieb Friedrich Schiller vor rund 250 Jahren. Offenbar gehört Streit unter Nachbarn einfach dazu. Einige scheinen ihn sogar zu genießen. Auch hier auf Seniorbook. Was steckt dahinter? Ist es die reine Streitlust, Neid oder archaisches Revierverhalten?
Endlich ist es wieder richtig Sommer. Gewaltige Schwaden vom Grillrauch unserer Nachbarn wabern über unsere Terrasse, wir werden mit Volksmusik und dumpfen Bässen beschallt. Der alles überwuchernde Baum beschattet die schönsten Sonnenplätze im Garten, die Nachbarskatze streicht jagdlüstern maunzend um den Zwergkaninchenstall und hinterlässt in den Gemüsebeeten kleine Häufchen.
Gestritten wird um jeden Katzendreck
Mehr als eine halbe Million Verfahren zerstrittener Nachbarn beschäftigen alljährlich Deutschlands Gerichte und fast 40 Prozent aller Deutschen hatten in den letzten Jahren Streit und Auseinandersetzungen mit ihren Nachbarn – meist wegen Lärmbelästigung.
Gestritten wird über beinahe alles und nicht selten führt ein harmloser Hickhack zur Eskalation: Da beschwert sich zum Beispiel einer beim Nachbarn über die laute Musik beim Grillfest und wird daraufhin von einem schon etwas angetrunkenen Gast angepöbelt. Von da an ist es dann nicht mehr weit bis zur Handgreiflichkeit.
Schuld ist immer der andere
Es könnte so einfach sein: Ein nettes Gespräch unter Nachbarn, ein paar klärende Worte, vielleicht eine Einladung zum nächsten Grillfest… Aber nein - der andere hat schließlich angefangen! Er hat Unfrieden über das Revier gebracht – warum also nun einfach klein beigeben?
Schlaflose Nächte und dumpfes Wüten werden gerne in Kauf genommen, wenn es darum geht, es dem vermeintlichen Unruhestifter heim zu zahlen. Und bald beharkt man sich gegenseitig mit nicht enden wollenden Prozesslawinen, obwohl man im Grunde schon gar nicht mehr so recht weiß, worum es eigentlich geht.
Vernichtungskrieg am Maschendrahtzaun
Da werden nach bester Stasi-Manier Zäune errichtet und Überwachungsanlagen installiert, Protokolle geführt und ganze Dossiers angelegt. Darin wird jedes falsch geparkte Auto notiert und jedes Laubblatt, das sich über den Zaun verirrt.
Und wenn es dem bösen Nachbarn dann immer noch nicht gefällt, kommt auch noch Psycho-Terror hinzu. Der im schlimmsten Falle dazu führt, dass eine von den beiden „Kriegsparteien“ das geliebte Heim verlassen muss. Dann endlich hat der kleine Maschendrahtzaun-Diktator erreicht, was er wollte und ein neues Opfer findet sich bestimmt!
Böse Nachbarn auf Seniorbook
Und während ich dies schreibe, drängt sich mir regelrecht der Vergleich zu Seniorbook.de auf: ist es nicht mitunter genau wie im wirklichen Leben? Im Grunde sogar schlimmer, denn hier verstecken sich viele hinter anonymen Profilen und schießen ihre Giftpfeile sozusagen aus dem Hinterhalt ab. Auch hier dürfen die Frommen nicht in Frieden bleiben...
23 Kommentare