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Kunst verstehen: Max Ernsts große Liebe & „seine“ sechs Frauen ...

Kunst verstehen: Max Ernsts große Liebe & „seine“ sechs Frauen ...

Volker Barth
11.02.2017, 20:00 Uhr
Beitrag von Volker Barth

... er liebte sie, die Metropole, die Weltstadt und „die Stadt der Liebe“ - Paris! Aber auch das Land Frankreich und die Frauen. Zu diesem Themenkreis schuf 1962 der surrealistische Künstler Max Ernst ein Ölgemälde unter dem Titel „Der Garten Frankreichs“. Es hat eine Größe von 114 mal 168 Zentimeter und hängt im Musée national d’art moderne, Centre Georges Pompidou in Paris.

Der Auslöser für das Entstehen dieses Werkes ist wohl die Rückkehr Max Ernsts mit seiner vierten Ehefrau aus den USA nach Frankreich. Also eine Hommage an die „neue“ Heimat.

„Der Garten Frankreichs“ ist ein geläufiger Begriff für das Tal der Loire (seit dem Jahre 2000 UNESCO-Kulturerbe) mit ihren Schlössern, Kirchen und Städten. Eine Perle von dem Ganzen ist die Provinz Touraine über die der geschätzte Journalist Pierre Gaxotte schrieb „Im Grunde ist die Vorstellung, die der „Ausländer“ sich vom liebenswerten, herausgeputzten, gastfreundlichen, allem Übermaß abholden, in der Lebenskunst erfahrenen Frankreich macht, das Bild der Touraine.“ So dachte sicherlich auch Max Ernst und „taufte“ sein Kunstwerk „Der Garten Frankreichs“.

Der Maler und Bildhauer Max Ernst, geboren am 2. April 1891 in Brühl (Rheinland) und gestorben am 1. April 1976 in Paris war ein führender Vertreter des Dadaismuses und gehörte zu den Surrealisten. In Wize.life (Seniorbook) besprach ich schon am 31. März 2016 sein Meisterwerk "Der Elefant Celebes".

Noch Näheres über das Motiv

Der lasziv dahin gestreckte, weibliche, nackte Körper, ohne Kopf, präsentiert sich auf einer Insel. Das rechte Frauenbein wird oberhalb des Knies von einer Schlange umkringelt, Max Ernsts Hinweis auf den Garten Eden (also ein Paradies, aber mit Sündenfall). Dieses Geschehen wirkt sehr plastisch, während die anderen Bildelemente sehr erdig, flächig und ruhig gestaltet sind. Die zwei Flüsse (beschriftet mit „La Loire“ und „L‘Indre“) plätschern so vor sich hin.

Max Ernst Gemälde ähnelt einer Collage - ist aber eine Übermalung. Sicherlich hat er eine Kopie oder eine Reproduktion des berühmten Motives „Die Geburt der Venus“ (Ein Glanzstück der Salonmalerei des 19. Jahrhunderts) von Alexandre Cabanel auf einem Flohmarkt gefunden und überarbeitet. Letztlich ist Max Ernsts Bild eine "Ansichtskarten-Rückseite", die als Gruß an die „neue“ Heimat gesendet wird.

Und nun zu den Frauen, die Max Ernst liebte

Max Ernss erste Ehefrau
Louise Straus-Ernst, genannt Lou war eine deutsche Kunsthistorikerin, Journalistin und Künstlerin (geboren am 2. Dezember 1893 in Köln - ermordet 1944 im KZ Auschwitz). Sie war Tochter eines Hutfabrikanten in Köln, wuchs in einem liberalen jüdischen Kreis auf und studierte Kunstgeschichte an der Universität Bonn. Dort lernte sie 1913 in einem Zeichenkurs Max Ernst kennen. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges (1918) heiratete sie ihn. Ein Jahr vorher promovierte sie als erste Frau an der Universität Bonn.

Im Jahr 1920 wurde Sohn Hans-Ulrich (später unter dem Namen Jimmy Ernst in den USA als Maler des abstrakten Expressionismus bekannt) geboren.

Gala Eluard Dali, bekannt als Gala (nach gregorianischem Kalender: geboren am 7. September 1894 in Kasan, Russisches Kaiserreich und gestorben am 10. Juni 1982 in Port Lligat, Spanien). Sie war Inspirationsquelle zahlreicher Künstler. Dazu gehörten auch ihre beiden Ehemänner, der Dichter Paul Eluard sowie der Maler Salvador Dali - während der Maler Max Ernst eine heftige Liebesbeziehung pflegte. Max Ernst hatte sich in Gala verliebt, und anfänglich duldete Paul Eluard die Liaison. Gala heiratete aber später am 8. August 1958 (nach Eluards Tod - kath. Recht) Salvador Dali.

Eine weitere Liebesbeziehung aber eine ganz kurze unterhielt Max Ernst im Herbst 1933 mit der zwanzigjährigen Meret Elisabeth Oppenheim (geboren am 6. Oktober 1913 in Berlin und gestorben am 15. November 1985 in Basel). Sie war eine deutsch-schweizerische Künstlerin und Lyrikerin, deren Lebensmotto lautete „Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie nehmen.“

Max Ernsts zweite Ehefrau
Marie-Berthe Aurenche (geboren 1906 und gestorben 1960 in Paris) war eine französische Malerin und die Schwester des Filmregisseurs Jean Aurenche. Ab 1940 war sie Lebensgefährtin von dem in Frankreich lebenden Maler jüdisch-weißrussischer Abstammung, Chaim Soutine.

Im Jahr 1927 heiratete sie, nach einer kurzen abenteuerlichen Affäre in Paris, Max Ernst, den sie durch ihren Bruder Jean, kennenlernte. Vor der Hochzeit war eine Flucht aus Paris, um den Eltern zu entkommen, denn sie war, einem Wunsch entsprechend, einem Rechtsanwalt versprochen. Daraufhin teilte Max Ernst den Eltern schriftlich mit, dass er im Vorjahr geschieden sei und ihre Tochter heiraten wolle, so stellte der Vater die steckbriefliche Verfolgung ein und willigte der Heirat zu. Das Ehepaar war 1930 unter den Darstellern des surrealistischen Films "Das goldene Zeitalter" von Luis Buñuel. Im Jahr 1936 verließ Max Ernst (von Andre Breton als Kindfrau titulierte) die exzentrische Marie-Berthe wegen ihrer ihm unerträglichen Überspanntheit und beantragte die Scheidung.

In einem Brief (1959) bat Max Ernst Eva Stünke von der Kölner Galerie „Galerie Der Spiegel“ um Mithilfe bei der Auffindung seiner während des Zweiten Weltkriegs verloren gegangenen Scheidungspapiere seiner Ehe mit Marie-Berthe Aurenche. Diese hatte Max Ernst durch ihre Pariser Anwälte aufgefordert, den ehelichen Verkehr und Unterhalt wieder aufzunehmen. Daraufhin wurde der Kunstsammler und Jurist Josef Haubrich beauftragt die Unterlagen aufzufinden - was ihm auch gelang. Wenige Monate nach ihrer Eheaufforderung an Max Ernst, beging die psychisch äußerst labile Marie-Berthe Aurenche Selbstmord.

Leonora Carrington (geboren am 6. April 1917 in Clayton Green, England und gestorben am 25. Mai 2011 in Mexiko-Stadt). Sie war eine britisch-mexikanische surrealistische Künstlerin, Schriftstellerin und Dramatikerin. Als Kunststudentin lernte sie 1937 in Paris den 26 Jahre älteren Max Ernst kennen, mit dem sie als Geliebte bis zu dessen Verhaftung 1940 (nach der Besetzung Frankreichs) in Saint-Martin-d’Ardeche in einem abgelegenen Bauernhaus zusammenlebte.

Nach Max Ernst Verhaftung flüchtete Leonora Carrington nach Spanien und traf ihn rein zufällig in Lissabon wieder. Dann floh sie in die USA und zog 1942 nach Mexiko, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.

Max Ernsts dritte Ehefrau
Peggy Guggenheim, eigentlich Marguerite Guggenheim (geboren am 26. August 1898 in New York und gestorben am 23. Dezember 1979 in der Nähe von Padua) war eine amerikanische Kunstmäzenin, Sammlerin und Galeristin für Kunst des 20. Jahrhunderts. Ihr Vater entstammte einer der wohlhabendsten Industriellenfamilien Amerikas - er kam aber 1912 beim Untergang der "Titanic" ums Leben. Ihr Onkel war der amerikanische Industrielle und Kunstsammler Solomon R. Guggenheim, Gründer der Solomon R. Guggenheim Foundation.

1921 zog Peggy Guggenheim nach Paris, genoss das Leben der Boheme und lernte viele Künstler und Schriftsteller kennen, auch Max Ernst.

In Deutschland wurden Max Ernsts Werke diffamiert und seine Kunst 1933 als „entartet“ bezeichnet. Zwei seiner Bilder wurden in der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ (1937) gezeigt. Durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges wurde Max Ernst 1939 als „verfeindeter Deutscher“ in Frankreich zunächst im ehemaligen Gefängnis von Largentière, anschließend im Lager Les Milles interniert. Aber auch Peggy Guggenheim, die jüdischer Abstammung war, musste Frankreich verlassen und flog im Juli 1941 mit Max Ernst, über Spanien und Portugal nach New York. Nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg, heirateten beide im Dezember 1941. Bei den Vorbereitungen zur Ausstellung „Exhibition by 31 Women“ im Januar 1943 in der New Yorker Galerie von Peggy Guggenheim verliebte sich Max Ernst in die Malerin Dorothea Tanning. Es kam zum Bruch der Ehe und führte 1946 zur Scheidung.

Max Ernsts vierte Ehefrau
Dorothea Tanning (geboren am 25. August 1910 in Galesburg, Illinois und gestorben am 31. Januar 2012 in New York). Sie war eine amerikanische Malerin, Bildhauerin und Schriftstellerin. Sie entwarf auch Bühnenausstattungen und Kostüme für Ballett und Theater. Und im Jahre 1946 wurde eine Doppelhochzeit in Beverly Hills gefeiert: Max Ernst mit Dorothea Tanning sowie Man Ray mit Juliet Browner. 1948 bekam Max Ernst die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Im Jahre 1953 kehrten Max Ernst und Dorothea Tanning wieder nach Paris zurück, wo sie ihre zwei Mansardenzimmer am Quai St. Michel wieder bezogen. Dann zog das Ehepaar nach Huismes und wohnte im Haus „Le pin perdu“, das seit 2009 als „Maison Max Ernst“ zu besichtigen ist. Diesen Landsitz sowie die Wohnung in Paris behielten beide - aber aus gesundheitlichen Gründen hielt er sich mit seiner Frau oft im Süden Frankreichs auf (in Seillans im Département Var in der Provence). 1958 wurde Max Ernst französischer Staatsbürger.

Nach einem Schlaganfall im Jahre 1975 hielt er sich wieder in Paris auf und starb einen Tag vor seinem 85. Geburtstag, am 1. April 1976 hier. Er wurde nach seiner Einäscherung im Kolumbarium des Friedhofs Pere Lachaise begraben. Seine Frau Dorothea Tanning überlebte ihn um mehr als drei Jahrzehnte. Sie starb im Januar 2012 im Alter von 101 Jahren in New York.

Links:

(Max Ernst - Biografie)
https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Ernst

(Surrealismus)
https://de.wikipedia.org/wiki/Surrealismus

(Collage)
https://de.wikipedia.org/wiki/Collage

(Frauen und Musen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Muse_(Beziehung)

(Centre Georges-Pompidou)
https://de.wikipedia.org/wiki/Centre...es-Pompidou

Map-Data:
Max Ernst Museum Brühl des LVR, Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1, 50321 Brühl (Rheinland)

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2 Kommentare

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Künstler haben wohl eine besondere Auffassung und brauchen die Frauen als Muse.
Danke, nun will ich noch die Bilder ansehen. Es ist schon spannend wie Künstler leben, schade dass er seine erste Frau nicht retten konnte.
  • 15.02.2017, 13:09 Uhr
  • 0
Ehrlich? 5, oder mehr Musen ist bei ganze Respekt gegenüber seine Kunst, eine schöne Umschreibung für Bedürftigkeit, Schwäche, Sucht, oder......? Ein kleines Mäuschen im Hause M. Ernst hatte jedenfalls ein interessante Leben.
  • 21.02.2017, 13:23 Uhr
  • 0
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