[ü][f]OBDACHLOS
Carmen hat mir das Stichwort gegeben, sie schickte mir einen Film, der mir sehr zu Herzen ging. Im Prinzip benötigen wir diese Filme nicht, denn an jeder Ecke, überall, in jeder Stadt sitzen diese armen Menschen und warten auf Hilfe von uns. Wir können helfen, aber viele tun es nicht, weil sie Obdachlosigkeit als selbst verschuldet betrachten. Es sind die Umstände, die oft dazu führen, dass man den geraden und sicheren Weg verliert, das kann uns allen passieren, deshalb sind wir dann nicht unbedingt Penner, Säufer oder Asoziale. Wir hatten unser normales Leben, hochwertige Berufe, aber ein Schicksalsschlag bringt es fertig, uns aus der Bahn zu werfen. Nicht alle Menschen sind nervenstark, sie resignieren, geben einfach auf, denn die Gesellschaft ist ihnen keine große Hilfe.
Wir sollten bei den Bettlern an der Hauswand ein Schicksal sehen, nicht einfach nur verurteilen. Wie sind sie dorthin gekommen, wo sie nun sind? Wir sollten den Blick nicht abwenden, sondern einfach auch einmal mit ihnen reden. Das tut keiner und wird es auch als Zumutung empfinden, aber glaubt mir, es lohnt sich schon, einmal in die Tiefe zu gehen, was ich selber erkannt habe.
So bin ich täglich mit dem Rad zur Arbeit gefahren, direkt an der Spree entlang und vorbei an einem Lager von vier Obdachlosen. Einmal kam ich dann vom Büro zurück und einer hielt mich an. "Hast Du mal eine Zigarette?" Ich hatte und nahm mir Zeit, mit diesen Leuten zu sprechen. Ich war erschüttert über die Schicksale , die zur Obdachlosigkeit geführt haben Ich war beschämt, dass ich bisher zu den Gleichgültigen gehörte, aber ich habe gelernt und begriffen und mich verändert. Nächstenliebe gilt für alle, auch für die Gefallenen und Gestrauchelten, die sich vielleicht durch unsere Hilfe, unsere Gespräche wieder aufrichten.
Ich habe eine private Weihnachtsfeier für vier Obdachlose bei mir zu Hause organisiert. Meine Familie war außer sich, meine Ehemann hat getobt, trotzdem war ich der Meinung, etwas Gutes zu tun. Und dann kam der Heiligabend und mit ihm die vier Gäste mit glänzenden Augen in denen Erwartung stand. Alle hatten versucht, sich herauszuputzen, ein jeder hatte ein winziges Gastgeschenk und alle VIER hatten Hemmungen vor meinen Eltern, vor meinem Mann, deren Gesichter nicht so freundlich waren. Wie schon gesagt, Vorurteile. Der Braten kam dann auf den Tisch, es wurde so richtig friedlich, denn plötzlich wurde sogar meiner Familie klar, dass Obdachlose ganz normale Menschen sind, mit denen man sich gut unterhalten kann und die sogar mit Messer und Gabel essen können. Die Vorurteile verschwanden, es wurde ein wirklich glücklicher Heiligabend, wobei meine vier Gäste reichlich Tränen ließen, denn die Erinnerungen an verflossene, schöne Zeiten, waren einfach zu stark.
Es sind nicht die Äußerlichkeiten, die zählen, man kann aussehen wie ein Penner, aber ein Herz aus Gold haben. Ich weiß, ich habe nun schön geredet, was nicht alles schön ist, aber nach dem Motto, jeden Tag eine gute Tat, könnte ein JEDER einige Cent für einen ARMEN erübrigen. Ich tue das und fühle mich sehr wohl dabei. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit! Wobei nun gerade diese Zeit die Herzen milder stimmt, die Obdachlosen zunehmend trauriger, denn sie haben alles verloren, was sie dereinst besaßen und die Einsamkeit sie schwer belastet. Unsere Almosen können die Einsamkeit zwar nicht vertreiben, ihnen aber wenigstens zu einer warmen Mahlzeit verhelfen.
JEDEN TAG EINE GUTE TAT BRINGT UNS DEM PARADIES ETWAS NÄHER!
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