Kürzlich war ich bei einer älteren Frau im Krankenhaus und unser Gespräch ging auch kurz über das Sterben. Ich sagte zu ihr, es erwartet uns nicht der Tod, sondern ein „anderes“ Leben.
Wir sprachen mit großer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit darüber. Und ich dachte mir, so können nur Menschen sprechen, die fest an alles glauben, was Jesus gesagt hat.
So ähnlich stelle ich mir auch das Gespräch zwischen Marta und Jesus vor, der zu ihr sagte: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Mit großer Selbstverständlichkeit antwortet Marta: „Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag.“
Aber Jesus korrigiert ihr Verständnis über die Auferstehung. Er sagt nämlich, dass wir, die wir an ihn glauben, auf ewig nicht „sterben“ werden, weil wir in Seine Auferstehung schon mit hinein genommen sind.
Bei aller Glaubensanstrengung und Hoffnung bleibt natürlich das große Fragezeichen, wie es dann tatsächlich sein wird, was aus uns geschehen wird. Mit diesem Geheimnis müssen wir leben und da helfen auch die vielen Nahtod-Erfahrungen nicht wirklich weiter, die man hin und wieder hören und lesen kann.
Den Weg der Verwandlung müssen wir gehen und da ist es dann Schluss mit Freiheit und Selbstbestimmung. Es passiert etwas mit uns, was wir nicht mehr beeinflussen können.
Vielleicht ist es das, was uns so ein mulmiges Gefühl bereitet, wenn wir an unseren Tod denken. Manchmal wird auch gesagt, dass wir eigentlich gar nicht so große Angst vor dem Sterben haben, als vielmehr vor dem Schmerz, der dann zum Tod führt.
Wer schon einmal einen Menschen im Todeskampf erlebt hat, der wünscht sich natürlich einen Tod der eigentlich so etwas wie ein sanftes „Einschlafen“ ist. Aber wir haben es eben nicht in unserer Hand und wir dürfen schon gar nicht „selbstbestimmt“ sterben, wie heute viele fordern.
Dieser Evangeliumsabschnitt gehört wohl zu den bekanntesten weil er so schön ist und Jesus so sehr als Menschenfreund präsentiert der vor seinem toten Freund keine Scheu hat zu weinen.
Und trotzdem: Alle, die Jesus von den Toten auferweckt hat, sei es Lazarus oder der einzige Sohn der Witwe von Naim oder die Tochter des Jairus und andere...
Alle diese Menschen leben heute nicht mehr und sind irgendwann dann doch endgültig verstorben.
Also es ging Jesus gar nicht darum, dass wir auf Erden ein ewiges Menschendasein fristen. Es ging ihm um etwas anderes: Er tat dieses Zeichen, „denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast.“
Im Klartext: An Jesus zu glauben ist sehr viel wichtiger, als auf Erden lebendig zu sein. Die Auferweckung des Lazarus ist also – könnte man sagen – nur ein szenografisches Mittel um die Menschen nicht nur von damals zum Glauben an Jesus zu führen. Denn:
Jesus ist der Herr über Leben und Tod.
in IHM haben wir ein Leben, das nicht vergeht,
auch wenn es vom Diesseits ins Jenseits hinüber geht
und Jesus erhält vom Vater alles, worum er IHN bittet.
Und ein Weiteres macht uns die Erzählung von Lazarus in Betanien deutlich: Das Wichtigste in unserem Leben wird bleiben! Und zum Wichtigsten gehört
* unsere Beziehung zu Gott, weil wir dann ewig IHM von Angesicht zu Angesicht sehen werden
* unsere Beziehung zu den Menschen, weil wir mit ihnen in der Gemeinschaft der Heiligen vereint sein werden und
* unsere guten Werke, denn sie haben uns durch Gottes Gnade zu dieser Persönlichkeit werden lassen, die unsere ewige Identität ist.
Das zu wissen und sich immer wieder bewusst zu machen, ist die Weisheit, die ein Geschenk Gottes ist.
Daran können und müssen wir arbeiten bis zum letzten Atemzug,
* an der Beziehung zu Gott, die immer nur eine lobende und dankbar anbetende Demut sein kann.
* Dann die Beziehung zu unseren Mitmenschen, die immer von liebender Barmherzigkeit geprägt sein muss, weil wir als Menschen offenbar gar nicht anders können, als uns immer wieder zu verletzen und auch wieder zu verzeihen.
* Und schließlich die guten Werke, derentwegen die Menschen den Vater im Himmel preisen. (Mt 5,16)
Helfen wir einander dabei, so den Willen Gottes zu tun und jetzt schon ein wenig von jenem Leben zu erahnen und zu erfahren, zu dem wir geschaffen sind.
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