Was heißt Slow Food und wo wird es serviert?

Was heißt Slow Food und wo wird es serviert?

Helmut Achatz
16.10.2016, 17:52 Uhr
Beitrag von Helmut Achatz

Was heißt Slow Food – und welche Gasthäuser servieren Slow Food? Wird es nicht langsam Zeit, über gutes und faires Essen nachzudenken? Wir haben uns mittlerweile so an Fast Food gewöhnt, dass es schwer ist, noch gemächlichen genießen zu können.

Die Franzosen sagen:

Il vaut mieux manger peu de plats, mais de bonne qualité, que beaucoup et de mauvaise qualité“.

Was so viel heißt wie, „Es lohnt sich, etwas weniger zu essen und dafür besser“. Die Slow-Food-Bewegung geht noch weiter und sagt, unsere „Lebensmittel sollen gut, sauber und fair sein“. „Gut“ heißt dabei „wohlschmeckend, nahrhaft, frisch, gesundheitlich einwandfrei, die Sinne anregend und befriedigend“, „sauber“ bedeutet „hergestellt, ohne die Ressourcen der Erde, die Ökosysteme oder die Umwelt zu belasten und ohne Schaden an Mensch, Natur oder Tier zu verursachen“ und „fair“ steht für „die soziale Gerechtigkeit achtend, mit angemessener Bezahlung und fairen Bedingungen für alle — von der Herstellung über den Handel bis hin zum Verzehr“.

Wir treffen die Entscheidung – dreimal am Tag, beim Einkaufen und bei der Wahl.

Idee für Slow Food 30 Jahre alt

Die Idee für Slow Food entstand vor 30 Jahren, sprich 1986, in Italien und stammt von dem Journalisten und Soziologen Carlo Petrini. Er demonstrierte damals gegen die Eröffnung einer McDonald’s Filiale auf der Piazza Navona in Rom – und lud zum öffentlichen Spaghetti-Essen ein. 1989 wurde die internationale Slow-Food-Bewegung dann in Paris gegründet und das Slow-Food-Manifest unterzeichnet. Petrini ist der Vordenker der Slow-Food-Bewegung.

Schnecke als Wappentier für Slow Food

Die Schnecke ist das Wappentier der Slow-Food-Bewegung. Sie soll daran erinnern, dass Slow Food eine Weile braucht. Ausgehend von Italien hat sich die Bewegung mittlerweile in 170 Ländern etabliert – und spricht 100 000 Menschen an. Slow Food Deutschland hat sich 1992 etabliert und zählt dem Verein zufolge 13 500 Mitglieder in 85 „Convivien“. Sie haben es sich „zur Aufgabe gemacht, die Kultur des Essens und Trinkens zu pflegen und lebendig zu halten“.

Slow Food Genussführer Deutschland 2017/18

Um diesen Gedanken auch einer breiteren Öffentlichkeit nahe zu bringen, hat der Verein Slow Food in Deutschland den „Slow Food Genussführer Deutschland 2017/18“ herausgebracht. Der „Slow Food Genussführer Deutschland 2017/18“ enthält laut mehr als 500 Gasthäuser, davon sind dieses Mal 150 neue dazu gekommen und 50 gestrichen worden. Ferner enthält das 600-Seiten-Buch ein

„ABC der regionalen Köstlichkeiten“. Der Genussführer präsentiert sich laut Oekom Verlag damit mehr denn je als „Restaurantguide für all diejenigen, denen die Bewahrung regionaler Geschmacksvielfalt am Herzen liegt“. 111 regionale Spezialitäten werden kurz vorgestellt, darunter eine „Ahle Worscht“, „Blaue Zipfel“, „Höri-Bülle“, „Pinkel“, „Plukte Finken“, „Powidl“, „Schlutzkrapfen“, „Schornbladln“, „Schwimmerli“, „Soljanka“, „Stint“, „Trambele“, „Töttchen“, „Weckewerk“, „Zwetschgenbames“, „Zwickelbier“ und „Zwibbelsploatz“.

Von Fürstenfeldbruck bis Münstermaifeld

Klar, das Wichtigste ist natürlich die detaillierten Beschreibungen der Restaurants und ihrer Spezialitäten. Darunter ist beispielsweise das „Klosterstüberl“ in Fürstenfeldbruck (Spezialität: Variationen von Windbeuteln), der „Gasthof Dorfwirt“ in Unterammergau (Spezialität: Karamelläpfel), „red – die grüne Küche“ in Heidelberg (Spezialität: Rote-Beete-Salat mit Feigen) und „Löffel’s Landhaus“ ind Münstermaifeld (Spezialität: Maifelder Kartoffelsuppe mit Majoran und Speck).

Zum Schluss empfehlen die Macher des „Slow Food Genussführer Deutschland 2017/18“ den Lesern oder besser gesagt „Nutzern“ des Buchs, das Werk beim Restaurantbesuch unter den Arm zu klemmen und es mit an den Tisch zu nehmen. „So zeigen Sie, wer Sie hierher geführt hat“. Den Wirt wird’s sicher freuen – gleichzeitig ist es ein Ansporn, sich weiter anzustrengen.

Na dann, guten Appetit!

Mehr dazu unter vorunruhestand.de

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5 Kommentare

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Man sollte so oft wie möglich mit frischen Zutaten selber kochen, damit man ein Gespür für unverfälschten Geschmack bekommt.
  • 17.10.2016, 23:06 Uhr
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Wenn ich das Wort "Food" schon höre und dann die Frage lese, wo es serviert wird, kann ich mir gut vorstellen, dass das wieder mal eine Mode für Leute mit zu viel Geld ist. Einmal Sternerestaurant beispielsweise in Baiersbrunn und dabei mehr Geld ausgeben, als ein Kleinrentner im Monat erhält - das ist es doch, gelle.
Bei mir hat es niemals und wird es niemals "Food" geben, weder "fast" noch "slow" sondern ein selbstgemachter, gesundes Essen aus meist regionalen Zutaten, das wir mit Genuss und viel Zeit gemeinsam verzehren.
Aber dazu muss man halt kochen können - und das auch noch gern tun!
  • 17.10.2016, 19:43 Uhr
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Ich brauch' kein Slow Food, meine Frau kocht noch richtiges Mittagessen. Es ist schon lange her, daß ich einmal bei McDonalds war.
  • 17.10.2016, 11:59 Uhr
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Helmut Achatz
das ist Slow Food ... ich weiß, war früher mal selbstverständlich, heute leider nicht mehr
  • 17.10.2016, 13:10 Uhr
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Noch netter, wenn man das Kochen mal nicht der Frau überlässt, sondern sich selbst an die Töpfe stellt! Männer können da sehr kreativ sein. (Bloß mit dem Aufräumen danach hapert es meistens)
  • 17.10.2016, 19:46 Uhr
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